Die Geschichten der türkischen Gastarbeiter Ausstellung zu Ehren einer mutigen Generation

Hochneukirch. „Wir lebten gemeinsam mit meinem Vater und meinen sechs Geschwistern in einem kleinen Haus in Adana (Türkei). Wir vermissten unsere Mutter, da wir sie 21 Monaten nicht gesehen hatten: ihren Geruch, ihre Umarmungen, ihr leckeres Essen...

Serin Alma hat die Geschichte von türkischen Gastarbeitern in einer Ausstellung verarbeitet.

Foto: Kurier-Verlag GmbH/Julia Schäfer

Mein Vater konnte da nicht mithalten. Sie ging mit einem Koffer als Gastarbeiterin nach Deutschland und versprach, recht bald wieder ,nach Hause‘ zu kommen. Aber sie kam und kam nicht. Stattdessen sind wir ihr nach, in die ,fremde Ferne‘ und verließen unser Zuhause für immer“. 

Diese Zeilen von Serin Alma beschreiben ihre Gefühle als junges Mädchen, als die Mama – ihr großes Vorbild – als Gastarbeiterin nach Deutschland ging. Um der Familie eine bessere Perspektive zu bieten.

Was es aber heißt für sieben Kinder, wenn die Mama fast zwei Jahre nicht da ist, welche Opfer eine Frau bringt, die ihre Chance nutzen muss, in die Ferne zu gehen und ihr eigen Fleisch und Blut zunächst zurück zu lassen, das ist kaum in Sätze zu fassen.

Die eigene Biografie und die Geschichten der anderen türkischen Gastarbeiter, die Serin Alma kennen lernen durfte, haben sie schon vor einigen Jahren inspiriert, eine Gastarbeiterchronik anzulegen. Fotos, Pässe, Zeitungsartikel, Gedanken, Zitate... All das hat Serin Alma zusammengetragen und bereits in einer Ausstellung in Jüchen präsentiert.

In „Vorgestern Gastarbeiter – Gestern Immigranten – Heute Mitbürger“ werden die Geschichten der türkischen Gastarbeiter ab Montag, 26. September, in der Arbeiterwohlfahrt L64, Limitenstraße 64 bis 78 in Mönchengladbach, ausgestellt. Danach wandert die Ausstellung nach Düsseldorf an unterschiedliche Orte.

Mehr als ein halbes Jahr werden die Exponate unterwegs sein und den Menschen einen klaren Eindruck verschaffen, wie sich der Schritt in ein neues, fremdes Land anfühlt.

Für Serin Alma ist die Ausstellung eine ganz persönliche Herzensangelegenheit: „Ich widme sie meiner verstorbenen Mutter, die mich so geprägt hat, und ihren Kollegen“, sagt sie freudig bewegt der Redaktion des Top-Kuriers für Jüchen.

Julia Schäfer