Mit gutem Beispiel beim Fahr-Fitness-Check voran Christa Quellmann: „Ich fahre am liebsten über die Autobahn“

Bedburdyck · Sollen für Senioren Fahrtauglichkeits-Checks verpflichtend sein? Über dieses Thema wird immer wieder diskutiert – insbesondere, wenn es abermals zu einem Unfall mit Beteiligung eines Seniors gekommen ist. Dabei verunglücken Senioren (65+) statistisch gesehen seltener bei Verkehrsunfällen als junge Menschen, wie die Verkehrsunfallstatistik des Kreises 2023 zeigte.

 Christa Quellmann ist 85 und fährt täglich mit dem Auto. Aus Sicherheit für sich und andere hat sie nun bereits zum dritten Mal einen Fahr-Fitness-Check gemacht.

Christa Quellmann ist 85 und fährt täglich mit dem Auto. Aus Sicherheit für sich und andere hat sie nun bereits zum dritten Mal einen Fahr-Fitness-Check gemacht.

Foto: privat

„Ein Fahr-Fitness-Check sollte nicht verpflichtend sein“, sind sich Christa Quellmann (85) und Erhard Schiffer (84) einig. Etwas unter Druck machen zu müssen, steigere nur die Nervosität und die Fehlerquote. Sie sprechen sich jedoch deutlich für eine Überprüfung auf freiwilliger Basis aus – für die eigene Sicherheit und die anderer – und gehen mit gutem Beispiel voran: Bereits zum dritten Mal haben sie den Fahr-Fitness-Check des ADAC gemacht.

Seit über 60 Jahren sind die Bedburdycker im Besitz der Fahrerlaubnis. „Unfallfrei, aber ich will nicht strunzen“, lacht Christa Quellmann und sie verrät: „Ich fahre am liebsten über die Autobahn.“ Das Paar sei schon immer viel gefahren. Früher zur Arbeit, heute hauptsächlich für Erledigungen, um beim Wohneigentum in Düsseldorf nach dem Rechten zu schauen oder im Rahmen seines ehrenamtlichen Engagements. Beide sind seit Langem sozial tätig, sie unter anderem als Mitglied im Vorstand der „Liberalen Senioren NRW“ und er in der Flüchtlingshilfe in Jüchen. Und nicht zuletzt stehen immer wieder Besuche bei den Kindern und Enkelkindern, beispielsweise in Köln, an.

Dabei nur den ÖPNV nutzen? Nicht zu bewältigen, haben Quellmann und Schiffer, die beide jeweils ein Auto besitzen, die Erfahrung gemacht. „Wir haben mal versucht, mit einem Auto auszukommen. Das haben wir eine Woche geschafft, dann war es vorbei“, schmunzelt die Rentnerin, „wir sind im Rentnerleben so engagiert wie im Beruf.“

Die Beiden möchten daher noch lange mobil sein, sonst würde es sie in ihrem Alltag sehr einschränken. Doch bei all der Fahrroutine sind sie realistisch, dass sich mit dem Alter mehrere Faktoren, wie zum Beispiel nachlassende Beweglichkeit oder schlechteres Hören, auf die Fahrtauglichkeit auswirken können. Und kann man seine eigenen Fahrkünste wirklich richtig einschätzen? Neben Hör- und Sehtests haben sich die Bedburdycker aus diesem Grund zusätzlich für regelmäßige Fahr-Fitness-Checks entschieden. „Aus Sicherheit für uns und für andere“, bekräftigt Schiffer.

Mit einem extra qualifizierten Fahrlehrer gehe es dabei auf eine 45-minütige Fahrt mit dem eigenen Auto. Wird zu schnell oder zu langsam gefahren? Wird der Schulterblick durchgeführt? Dies und mehr hält dieser fest und bespricht im Anschluss mit dem Teilnehmer, was gut war und wo es eventuell hapert. Bei ihrem dritten Check haben Christa Quellmann und Erhard Schiffer, die sich vorgenommen haben, spätestens alle drei Jahre ihre Fahrtauglichkeit auf die Probe zu stellen, wieder einen rundum positiven Eindruck beim Fahrlehrer hinterlassen.

Mit ihren Erfahrungen möchten die Bedburdycker anderen Senioren die Hemmungen nehmen, sich diesem Check freiwillig zu unterziehen. Sie betonen: „Man verliert nicht den Führerschein, auch wenn der Check nicht zu vollster Zufriedenheit ausfällt.“ Aber dieser helfe, seine Fahrtüchtigkeit realistischer einzuschätzen und gegebenenfalls dann auch auf das Autofahren zu verzichten.

Und wenn die Beiden irgendwann feststellen, dass sie besser nicht mehr hinter dem Steuer sitzen sollten? „Dann werden die Autos verkauft und dieses Geld in Taxifahrten investiert“, hat das Paar bereits einen Plan B. Bis dahin möchten sie aber weiter mit dem Vorurteil aufräumen, dass Senioren ab einem bestimmten Alter eine Gefahr im Straßenverkehr darstellen, und rufen ihre Altersgenossen dazu auf, ihren Teil dazu beizutragen und sich regelmäßig freiwillig Fahr-Fitness-Checks zu unterziehen.