Katastrophen- und Bevölkerungsschutz Wann wird die Bevölkerung gewarnt?

Grevenbroich/Jüchen · Die Bilder der Überflutungen zuletzt in Italien und in der Schweiz zeigen, dass wir immer wieder mit Katastrophen rechnen müssen. Was wird im Rhein-Kreis getan, um die Bevölkerung rechtzeitig zu warnen und zu schützen?

 Besprechung in der Leitstelle (von links): Ordnungsamtsleiter Marcus Mertens, Kreissprecher Benjamin Josephs und Kreisbrandmeister Michael Wolff.

Besprechung in der Leitstelle (von links): Ordnungsamtsleiter Marcus Mertens, Kreissprecher Benjamin Josephs und Kreisbrandmeister Michael Wolff.

Foto: RKN./Wolfgang Walter

In der Kreisverwaltung laufen die Fäden bei der Leitstelle, dem Kreisbrandmeister und dem Amt für Sicherheit und Ordnung zusammen. Für Ordnungsamtsleiter Marcus Mertens ist es wichtig, stets gut vorbereitet zu sein und entsprechende Warnungen und Verhaltenshinweise zu kommunizieren.

„Wir stellen uns nicht nur auf Starkregen und Hochwasser als mögliche Gefahren ein“, sagt er, „sondern auch auf Störfälle in Betrieben, Krankenhäusern und Pflegeheimen, Engpässe bei der Trinkwasserversorgung oder großflächige Stromausfälle.“ Weitere denkbare Ernstfälle sind Großbrände, Terror- beziehungsweise Amokanschläge, aber auch Erdbeben und eine Pandemie.“

Kreis-Sprecher Benjamin Josephs weist darauf hin, dass der Rhein-Kreis bei bevorstehenden besonderen Gefahren unter anderem über Pressemitteilungen und über seine „Social Media“-Kanäle informiert.

„Beispielsweise beim Hochwasser an Erft und Ahr im Juli 2021 haben wir bereits früh im Vorfeld vor möglichen Überschwemmungen gewarnt“, erläutert er und fügt hinzu: „Die Warnungen erfolgen in besonderen Situationen, nicht etwa im Falle eines Gewitters mit einem üblichen Ausmaß. Wenn wir warnen, ist eine außergewöhnliche Lage prognostiziert.“

Darüber hinaus, betont Benjamin Josephs, werden die Warnmeldungen über „Social Media“ veröffentlicht: „Uns ist wichtig, die Bevölkerung zeitnah über die aktuellen Entwicklungen und mögliche Gefahren auf direktem Weg zu informieren. Bewährt hat sich die Kommunikation über Facebook und Instagram, und seit diesem Jahr sind wir auch auf Whatsapp vertreten.“

Insbesondere für kurzfristige Warnmeldungen eigne sich Whatsapp sehr gut, denn fast jeder habe diese App und könne den Kanal des Rhein-Kreises unkompliziert abonnieren.

Um auf besondere Lagen vorbereitet zu sein, empfiehlt der Rhein-Kreis außerdem die Nutzung von Warnapps: Mit den Apps „Nina“ und „Katwarn“ erhalten die betroffenen Bevölkerungsgruppen im Ernstfall ortsbezogen konkrete Verhaltenshinweise direkt aufs Handy. Beide Warnsysteme werden im Bedarfsfall von der Leitstelle ausgelöst.

Der Rhein-Kreis, der für den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz zuständig ist, verfügt über Konzepte für die unterschiedlichen Lagen. „Diese stellen wir allerdings immer wieder auf den Prüfstand“, betont Marcus Mertens und fügt hinzu: „Unser Ziel ist, Bevölkerungsschutz im Interesse und Wohl unserer Bürger ständig zu verbessern.“

So sei es für ihn und sein Team selbstverständlich, kontinuierlich Wetterwarnungen im Blick zu haben. Konkret sieht dies so aus: Nach dem aktuellen Unwetterkonzept wird die Lage ab der Warnstufe 2 des Deutschen Wetterdienstes in der Leitstelle des Rhein-Kreises permanent beobachtet. Hier gehen alle Anrufe unter der Nummer 112 ein. Ab Warnstufe 3, die für eine Unwetterlage steht, findet eine telefonische Rücksprache mit dem Meteorologen vom Dienst statt.

Kreisbrandmeister Michael Wolff leitet die Abteilung Bevölkerungsschutz im Amt für Sicherheit und Ordnung und berichtet, dass in bestimmten, vordefinierten Situationen eine kleine Arbeitsgruppe einberufen wird. Diese besteht aus Dennis Telaar, Leiter der Leitstelle, Ordnungsamtsleiter Marcus Mertens und ihm selbst. Je nach Lageentwicklung wird Kreisdirektor Dirk Brügge als Leiter des Krisenstabes informiert, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Dieses Konzept hat sich insbesondere im Vorfeld der Flut an Ahr und Erft bewährt.

Bei größeren Lagen kommunizieren die Kreise und kreisfreien Städte zudem untereinander und mit der Bezirksregierung. „Die Zusammenarbeit auch mit den Hilfsorganisationen, dem THW und der Polizei im Rhein-Kreis funktioniert sehr gut“, sind sich Wolff und Mertens einig. „Wir kennen uns und tauschen uns regelmäßig aus.“

Erforderlich war die Kommunikation über Kreisgrenzen hinweg zum Beispiel im Juli 2021 beim Ahr-Hochwasser, als auch der Wasserstand der Erft bedenklich stieg. Marcus Mertens erinnert sich: „Wir haben die Wetterwarnungen und Pegelstände tagelang beobachtet und schließlich nachts den Krisenstab einberufen. Wenn die Erft in Grevenbroich über die Ufer getreten wäre, hätten wir das Seniorenheim ,Albert-Schweitzer-Haus‘ evakuieren müssen.“

Alle Rettungskräfte und Hilfsorganisationen waren in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Grevenbroich und dem Betreiber des Seniorenheims auf eine zügige Evakuierung vorbereitet, zum Glück gab es dann aber Entwarnung.

Ebenfalls ernst war die Lage zuletzt bei mehreren Blitzeinschlägen in der Kreisleitstelle und einem dadurch zeitlich bedingten Ausfall der Notrufnummer 112 sowie – insbesondere wegen der heftigen Rauchentwicklung – beim Großbrand auf dem Schrottplatz Neuss im September 2022.

Weitere große Einsätze gab es beim Brand im „Johanna-Etienne“-Krankenhaus in diesem Jahr und beim Brand im Seniorenhaus „Lindenhof“ im Jahr 2015, bei dem der Kreis auch eine Hotline für Angehörige einrichtete und über viele Tage mit einem verkleinerten Krisenstab gearbeitet hat.

Die Social Media-Kanäle des Rhein-Kreises sind unter diesen Links erreichbar: www.facebook.com/rheinkreisneuss; www.instagram.com/rein_kreis_neuss und https://rkn.nrw/whatsapp.

(-ekG.)