Apotheken-Protesttag am 14. Juni „Apotheken werden kaputt gespart, Arzneimittelversorgung wird gefährdet“
Jüchen/Grevenbroich · Die Apotheken im Rhein-Kreis demonstrieren mit ihren Kollegen aus Nordrhein-Westfalen und weiteren Bundesländern am 14. Juni um 12 Uhr in Düsseldorf in der Nähe des Landtags. Das Leitmotiv der Protestkampagne lautet: „Apotheken kaputt sparen. Arzneimittelversorgung gefährden. Nicht mit uns!“
Apothekerkammer und Apothekerverband Nordrhein haben alle Apotheken aufgerufen, am 14. Juni auf dem Burgplatz in Düsseldorf aktiv gegen die katastrophale Gesundheitspolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Eine sehr hohe Streik- und Protestbereitschaft der Apotheken im Rhein-Kreis ist zu erwarten. Die meisten Apotheken werden geschlossen sein. Die notdiensthabenden Apotheken werden die Versorgung übernehmen. Deshalb bleibt kein Bürger unversorgt. Auch die Ärzteschaft ist informiert.
Nicht dringend benötigte Rezepte sollten vor oder erst nach dem Protesttag in der Apotheke vorgelegt werden.
Die Apotheken protestieren gegen die für sie und ihre Patienten unzumutbaren Zustände, unter denen die Arzneimittelversorgung aktuell stattfinden muss. Massive Lieferengpässe, überbordende Bürokratie und immer höhere Anforderungen der Krankenkassen machen die Patientenversorgung von Tag zu Tag schwieriger. Hinzu kommt ein immer weiter eskalierender Fachkräftemangel.
„Insbesondere die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken hat sich dramatisch verschlechtert. So wurden die gesetzlich festgelegten, fixen Honorare für die Apotheken seit zehn Jahren nicht erhöht. Und das, bei kontinuierlich und sprunghaft steigenden Lohn-, Energie- und Zinskosten“, erklärt Christoph Napp-Saarbourg, Pressesprecher der Apotheken im Rhein-Kreis. Die Folge ist ein sich immer weiter beschleunigendes Apothekensterben, insbesondere im ländlichen Bereich.
So ist die Zahl der Apotheken in Deutschland zum Jahresende 2022 um 393 auf 18.068 Betriebsstätten gesunken. Das ist der größte jährliche Verlust an Apotheken in der Geschichte der Bundesrepublik. Ende März 2023 wurde mit 17.939 Apotheken der historisch niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren erreicht. Im europäischen Vergleich rutscht Deutschland hinsichtlich der Apothekendichte in den statistischen Tabellenkeller. Je weniger Apotheken den Patienten zur Verfügung stehen, je weiter könnte in Zukunft der Weg zu einer diensthabenden Nacht- und Notdienstapotheke werden.
„Nie zuvor hat eine Bundesregierung das bewährte Apothekenwesen so drastisch ignoriert. Angesichts neuer Höchststände bei den Apothekenschließungen und zunehmender Lieferengpässen bei Medikamenten wird eine Verschlechterung der Arzneimittelversorgung billigend in Kauf genommen“, betont Apotheker Christoph Napp-Saarbourg. „Diese Politik gefährdet massiv die persönliche, wohnortnahe und flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bürgerinnen und Bürger“, so Napp-Saarbourg.
Konkret kämpfen die Apotheken am 14. Juni in Düsseldorf:
– gegen zehn Jahre Honorarstillstand
– gegen weitere Apothekenschließungen
– für eine Patientenversorgung ohne Lieferengpässe
– für ein Gesundheitswesen, bei dem die Gesundheit und eine hochwertige Arzneimittelversorgung der Patienten im Mittelpunkt stehen.
„Wir freuen uns über den großen kollegialen Schulterschluss an diesem wichtigen Tag und das Verständnis unserer Kunden und Patienten. Denn sie erleben tagtäglich, dass die Belastungen der Apothekenteams immer größer werden und die Lieferengpässe nicht enden“, erklärt Napp-Saarbourg.
„Mit dieser Demonstration setzen wir ein starkes Zeichen für unseren Berufsstand, unsere Apotheken, unsere Mitarbeiter und ganz besonders die Versorgung unserer Kunden und Patienten. Wir rechnen mit einer sehr großen Resonanz. Auch Apothekenteams aus den angrenzenden Bundesländern Rheinland-Pfalz und Niedersachsen sowie aus dem ganzen Bundesgebiet haben ihre Teilnahme angekündigt“, so Napp-Saarbourg. Da auch Patientenvertreter in Düsseldorf für eine bessere Arzneimittelversorgung auf der Protestbühne in Düsseldorf sprechen werden, sind auch Kunden und Patienten herzlich nach Düsseldorf eingeladen.
Dr. Sebastian Leuffen, Betreiber der Adler-Apotheken in Wevelinghoven und Jüchen: „Meine Kollegen und ich haben uns schwer getan mit der Entscheidung, ob wir am Protesttag teilnehmen sollen oder nicht. Es hat eine große Diskussion gegeben, doch schließlich sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass wir mit den Apothekern aus der Umgebung ein Zeichen der Solidarität setzen wollen. Es ist uns wichtig, der Politik klarzumachen, dass es ein großes Problem gibt. Bisher sind wir immer auf taube Ohren gestoßen. Tatsache ist, dass es seit 2013 keine Honoraranpassung für Apotheken mehr gegeben hat. Insbesondere im ländlichen Bereich sind Apotheken zu 75 bis 80 Prozent auf Rezeptausstellungen angewiesen.
Ich bin jetzt 44 Jahre alt und ich habe in meiner Berufslaufbahn erlebt, wie sich die Anzahl der Apotheken in Deutschland von 22.000 auf 18.000 zurückgegangen ist. Eine Schließungswelle aus wirtschaftlichen Gründen gibt es schon lange. Die Energie- und Lohnkosten steigen und außerdem setzt uns der Fachkräftemangel zu. Auch die Nichtverfügbarkeit von Medikamenten wird zunehmend zu einem Problem. Wenn immer mehr Produktionsschritte ausgelagert werden und schließlich am anderen Ende der Welt landen, ist es klar, dass Lieferkettenprobleme entstehen. Wir Apotheker versuchen immer Lösungen für die Kunden zu finden, aber das wird zunehmend schwieriger. Das sind alles Gründe, weshalb wir uns mit der Landesvertretung dazu entschlossen haben, an an dem Protesttag teilzunehmen und den Betrieb bis auf den Notdienst einzustellen. Deshalb ist uns Transparenz wichtig. Wir wollen die Hintergründe frühzeitig an die Kunden kommunizieren. Kunden, die während des Protestes Hilfe brauchen, können sich vertrauensvoll an den Notdienst der Maxmo-Apotheke in Gierath wenden.“