Arnold Küsters offen über (Vor-)Urteile im Literatur-Betrieb Männer lesen nicht. Und sie schreiben keine Liebesromane
Grevenbroich · "Wenn im Jahr ein Urlaub dabei raus springt, ist das ok." Arnold Küsters, Krimi-Autor und Musiker ("STIXX"), erzählt im Gespräch mit dem Erft-Kurier offen über das Bücher-Business, seine Pläne und seine Träume.
Aktuell ist Küsters in der Kurz-Krimi-Sammlung "Killing you softly" mit zwei Geschichten vertreten. Peter Godazgar hat es fertig gebracht, führende bundesdeutsche Autoren zu dieser pfiffigen Anthologie zusammenzubringen.
Jede der Geschichten hat dabei einen bekannten Rock- oder Pop-Song zum Aufhänger, der bei den kriminellen Geschehnissen eine Rolle spielt. Für Arnold Küsters eine vertraute Kombination. Immerhin spielt er nicht nur bei "STIXX", sondern auch bei "Streng geheim" mit.
In dieser Band haben sich Krimi-Autoren zusammengefunden, die alle auch musikalisch aktiv sind. "Begonnen hat alles vor Jahren in Koblenz ...", erinnert er sich eher düster. Dann nach einer langen Nacht in einer Hotelbar entdeckte man ein Klavier, okkupierte es und begann zu musizieren.
Es folgten die ersten Auftritte. "Nur Musik machen ist irgendwie ja auch doof", stellten die Autoren bald fest (Immerhin sei die musikalische Qualität nicht so hoch wie bei "STIXX"). So entstand die Idee: "Lass uns doch zu jedem Stück einen Kurz-Krimi schreiben." Und der wird vom Autor gelesen. Bei Küsters wurde aus dem "Highway to hell" der "Trecker in die Hölle". Der ist eine der beiden seiner Geschichten in dem neuen Buch.
Es läuft also für Arnold Küsters: Mehrere Romane, viele Beiträge in unterschiedlichsten Anthologien (zum Beispiel in dem im Mai erscheinenden "Sommerlesebuch"), da rollt der Rubel, oder?
Arnold Küsters schüttelt den Kopf: "Fünf Prozent vom Ladenpreis gehen an mich. Und da gehen 40 Prozent Steuern runter", rechnet er vor. Bleiben also 30 Cent pro Buch. "Und wenn man 5.000 Stück im Jahr verkauft, ist man schon gut", so der Autor offen.
Trotzdem warnt er alle Kollegen vor so genannten "Selbst-Verlagen". Denn der Einsatz eines erfahrenen Lektors sei unbezahlbar. Zum einen wegen der Rechtschreibfehler, zum anderen aber wegen der inneren Logik.
Das Manuskript seines Erfolgs-Romanes "Schweineblut" zum Beispiel habe 700 Seiten umfasst. "Viel zu lang", habe die Lektorin vom "Piper-Verlag" kommentiert. Und dann habe sie angefangen zu streichen. Am Ende sei das Buch runder, kompakter, erfolgreich gewesen, so der Autor.
Natürlich wird der "Geburtsprozess" dahin durchaus von "Wehen" begleitet. So habe die Lektorin vorgeschlagen, dass er doch mal was anders als einen Niederrhein-Krimi schreiben solle, erzählt Küsters.
Herausgekommen sei eine Art "Road-Movie" über eine Coverband. Der Verlag fand es gut, wollte es aber dennoch nicht herausbringen. "Rock-Musik ist was für Männer. Und Männer lesen nicht", gibt Arnold Küsters die Argumentationskette wieder.
Also schrieb er einen Liebesroman. "Die Lektorin hat gesagt, dass sie am Ende geweint habe", erinnert er sich. In Druck wollte sie es aber dennoch nicht: "Männer können keine Liebesromane schreiben", sei die verbreitete Meinung in der deutschen Schreibe- und Lese-Welt.
Jetzt arbeitet Küsters wieder an einem Krimi. Der wird in Cornwall spielen. In dem Ort, in dem er seit mehreren Jahren Urlaub macht. Dort lernte er bei einem Folk-Abend einen ehemaligen Polizisten der Londoner Polizei kennen, der bei einer Spezialeinheit Dienst tat, bis er einen Unfall hatte. Heute geht er am Stock, hat eine Sucht-Phase hinter sich und betätigt sich als Musiker. "70 Prozent meiner Hauptfigur hatte ich damit gefunden", strahlt der Autor.
Der Rest ist "normale" Arbeit: Ein Plot muss gefunden, die anderen Charaktere müssen glaubhaft entwickelt werden. "Mittlerweile mache ich mir viel mehr Gedanken um die einzelnen Personen, frage mich, warum so oder so reagieren könnten", schildert Arnold Küsters.
Und obwohl er acht Romane auf der Markt gebracht hat, nahm er im Januar an einem "Schreibseminar" eines Düsseldorfer Verlages teil. "Ich habe gelernt, dass ich sehr viele Dinge intuitiv richtig gemacht habe." Immerhin müsse er ja auch damit zufrieden sein mit dem, "was am Ende da steht". Für jede einzelnen Person des Romans ein Tagebuch zu schreiben, um sich besser in sie hineinversetzen zu können, "das geht doch etwas zu weit", so Küsters. Und: Seine Charaktere sind auch so stimmig.
Gerhard Müller