Zeitzeugin des Nazi-Terrors am Gillbach in USA verstorben Jetzt sind es nur zwei, die sich an damals erinnern können

Rommerskirchen · Hilde Vosen, eine der letzten noch lebenden Jüdinnen aus Rommerskirchen, ist am 5. September in den USA verstorben. Sie war 1921 in Rommerskirchen geboren und hatte als Kind noch die wachsende Verfolgung ihrer Familie erlebt.

Foto: Roki

Ihr Vater Benjamin Vosen hatte am Kopfende des Marktes (Kirchstraße) eine Metzgerei und ein Viehhandelsgeschäft betrieben. Aber bereits im Sommer 1938 wurde ihm beides verboten. Noch im Oktober 1938, also vor dem Novemberpogrom, floh er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern zunächst nach Köln und von dort in die USA. Möglich wurde ihm das durch familiäre Kontakte in den Vereinigten Staaten, die ihm durch Bürgschaftserklärungen die Auswanderung ermöglichten.

Mit ihrem Mann Eric Stern hat Hilde geb. Vosen in New Rochelle im Staat New York sich ein neues Leben aufbauen können. Drei Kinder hat sie geboren. Ihr Mann verstarb hochbetagt 2007. Jetzt ist sie ihm im Alter von 95 Jahren gefolgt.

Ihre fünf Jahre jüngere Schwester Margot (geb. 1926) lebt mit ihrem Mann Siegmund Haarburger noch in Teaneck, NJ. Zusammen mit Marlene Straus geb. Roesberg in Poughkeepsie, NY (geb. 1931) ist sie die letzte Rommerskirchener Jüdin, die am Gillbach noch ihre Kindheit verbracht hat.

Ein kostbares Erinnerungsfoto zeigt die zehnjährige Hilde Vosen mit ihrer Puppe auf dem Schoß an der Kaffeetafel bei ihrer Tante Sara Kaufmann am Markt in Rommerskirchen. Neugierig schaut sie vorne links über die Stuhllehne in die Kamera. Ihr Vater Benjamin Vosen steht im Hintergrund neben seiner Schwester Sara Kaufmann. Am rechten Bildrand erkennt man die Mutter Bertha Vosen mit der jüngeren Tochter Margot. 1931 entstand das Foto, vor der Schreckenszeit der Naziherrschaft in Deutschland.

Josef Wißkirchen, der Autor des kürzlich erschienenen Buches "Verfolgte Nachbarn am Gillbach — Juden in Rommerskirchen" wird am 8. November im Rahmen der Reihe "Frauen-Frühstück" einen Lichtbildervortrag über die Familien Kaufmann und Vosen halten.

(Kurier-Verlag)