„Nicht tolerierbar“ Schlechte Noten für den Jüchener Bahnhof
Jüchen · „Herzlich willkommen in Jüchen“. Doch wer mit der Bahn anreist, wird sich alles andere als freundich willkommen geheißen fühlen. Denn der Bahnhof bleibt ein Sorgenkind der Stadt. Das hat jetzt auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) erkannt, denn in seinem Stationsbericht bewertet er die Zustände am Bahnhof Jüchen als „nicht tolerierbar“.
Auch der Top-Kurier hatte sich bereits vor ein paar Monaten gemeinsam mit CDU-Politikerin Sandra Lohr ein Bild vor Ort vom Jüchener Bahnhof gemacht und war entsetzt: Müll, Dreck, Vandalismus, düstere Unterführungen. Keine Barrierefreiheit. Nur ein Beispiel für das Ausmaß: Wer aus Richtung Mönchengaldbach kommt und in Jüchen aussteigen möchte, muss bis Grevenbroich fahren, dort umsteigen, zurück fahren und kann erst dann aussteigen. Denn auf dem Gleis in Jüchen besteht aus Fahrtrichtung Mönchengladbach keine Chance, barrierefrei vom Gleis wegzukommen.
Der VRR untersuchte nun für seinen 14. Stationsbericht alle Bahnhaltestellen im Verbundgebiet mit Blick auf Aufenthaltsqualität, Fahrgastinformation und Barrierefreiheit. Von den 294 untersuchten Stationen erhielten 15 die schlechteste Bewertung „nicht tolerierbar“, darunter ebenfalls der Jüchener Bahnhof.
Auch Bürgermeister Harald Zillikens kennt die Problematik. Das große Problem: Der Bahnhof an sich liegt im Verantwortungsbereich der Deutschen Bahn. Die möchte im Zuge der Realisierung der S-Bahn zwischen Köln und Mönchengladbach mit Halt im Jüchener Stadtgebiet auch den Bahnhof umrüsten. Nur der Zeitpunkt steht noch in den Sternen. Der Stadt bleibt nun wenigstens, das Bahnhofsumfeld „in Schuss zu halten“.
Denn der Stadt obliegt lediglich die Unterhaltung und Instandsetzung des Fußgänger-Tunnels hinter dem Bahnhof in Jüchen. Hier werden regelmäßig defekte Beleuchtungseinrichtungen ersetzt und umfassende Reinigungsmaßnahmen, wie zum Beispiel die Entfernung von Graffitis, durchgeführt.
Die Stadt Jüchen hat ein starkes Interesse an einer verbesserten Qualität der beiden Bahnhöfe auf dem Stadtgebiet und an einer barrierefreien Erreichbarkeit der Bahngleise, damit die gute Anbindung an die umliegenden Städte auch von allen Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden kann.
Das Bahnhofsumfeld in Hochneukirch (hier wurde der Bahnhof vom VRR übrigens wenigstens „nur“ als „entwicklunsgwürdig“ bewertet) hat die Stadt durch eine P&R Anlage bereits auf eigene Kosten gestaltet. Noch in diesem Jahr wird die P&R Anlage am Bahnhof Jüchen modernisiert und um 24 Plätze erweitert. Zudem bestehen die Überlegungen, die Buslinie nicht nur bis zum Markt, sondern bis zum Bahnhof zu führen und das geplante Neubaugebiet Jüchen-West an den Bahnhof anzuschließen.
„Seit Jahren bemühe ich mich darum, dass unsere Bahnhöfe barrierefrei ausgebaut und in einen akzeptablen Pflegezustand versetzt werden. Die im Rahmen des Strukturwandels angekündigte Verlängerung der S6 lässt mich hoffen, dass im Zuge dieser Maßnahme auch die Bahnhöfe ausgebaut werden.“ so Bürgermeister Harald Zillikens. Die Zeichen stehen also auf Veränderung. Die Frage ist nur, wie lange es dauern wird, bis aus „nicht tolerierbar“ eine bessere Bewertung wird.