Stille Wallfahrtsoktav: Heilige Corona steht für Zerrissenheit der Menschen
So etwas hat es in den vergangenen 600 Jahren der Neuenhovener Wallfahrt noch nie gegeben: So lange pilgern Menschen in den kleinen Jüchener Stadtteil und kommen zur Verehrung der Heiligen Vierzehn Nothelferinnen und -helfer in die Wallfahrtskirche. Doch in diesem Jahr ist das alles anders.
Neuenhoven. Pfarrer Ulrich Clancett erläutert: „Die deutschen Bistümer haben aufgrund der Corona-Pandemie bis mindestens zum 31. August sämtliche Wallfahrten abgesagt…“
So wird es auch für Neuenhoven sein. Dennoch gibt es am kommenden Sonntag um 9.30 Uhr eine Heilige Messe zur Eröffnung der „stillen Wallfahrtsoktav“, an der allerdings aufgrund der Hygiene- und Abstandsregeln nur 20 Gläubige teilnehmen können.
In dieser Messe wird die große Wallfahrtskerze entzündet, die während der Tage der Oktav vom 5. bis zum 12. Juli brennen wird.
Auf ihr ist das Leitwort der Oktav zu lesen: „Ich bin, wo du bist.“ Es ist ein Zitat aus der Geschichte des Moses am brennenden Dornbusch in der Wüste, an dem sich Gott als der zu erkennen gibt, der die Menschen nicht allein lässt.
Jeden Tag ist die Wallfahrtskirche von 9 bis 18 Uhr zum stillen Gebet und zur Einkehr geöffnet – und auch Opferkerzen können dort natürlich entzündet werden.
„Während sonst Predigten den inhaltlichen roten Faden für die Wallfahrts-Oktav bilden, gibt es nun Impuls-Blätter, die kostenlos zum Mitnehmen in der Wallfahrtskirche ausliegen“, informiert Ulrich Clancett via Top-Kurier die Gläubigen weiter.
„Und in diesem Jahr werden es sogar 15 Nothelferinnen und Nothelfer sein“, fügt er lächelnd an.
Die heilige Corona, eine Märtyrerin aus dem Syrien des zweiten und dritten Jahrhunderts, wird für diese Wallfahrtsoktav in den Kreis der in Neuenhoven verehrten Heiligen aufgenommen.
Ihre Gebeine ruhen in einem prächtigen Schrein im Aachener Domschatz. Ulrich Clancett: „Corona hat ein grausames Martyrium erlitten. Zwischen zwei Palmen gespannt wurde sie bei lebendigem Leib auseinandergerissen.“
Und genau das mache sie zu einer Art Nothelferin in der aktuellen Corona-Pandemie, denn: „Wie zerrissen ist vieles in dieser Welt angesichts des Virus, das da wütet: Menschen sind zwischen schweren Entscheidungen hin- und hergerissen. Menschen zerreißt es beim Gedanken an die eigene Zukunft…“
Über den Ursprung der Wallfahrt zu den Heiligen Vierzehn Nothelfern von Neuenhoven ist nicht viel bekannt; sicher ist, dass seit über 600 Jahren Pilger in den Jüchener Ortsteil kommen und die Nothelfer in vielerlei Anliegen um ihre Hilfe bitten.
Fotos: Clancett/Archiv