Der „Schwangerschaftstest“ aus grauen Vorzeiten gelang mit Malve
Bis zum Herbst blüht die wilde Malve mit kräftig purpurroten Blüten. Sie wächst an sonnigen Wegesrändern und ist dann mit einer Höhe bis zu 1,50 Metern kaum zu übersehen. Dank einer Pfahlwurzel ist die Malve hier sicher verankert.
Jüchen. In den Blattachseln des Pflanzenstiels entspringen jeweils zwei bis sechs strahlenförmige Blüten, die fünf Zentimeter Durchmesser erreichen können.
Auf den rosavioletten Blütenblättern sind die dunklen Nerven gut zu erkennen. Es sind so genannte „Saftmale“, die den Insekten den Weg zum süßen Nektar weisen sollen.
Vor allem Hummeln besuchen die Malven wegen des reichen Nektar-Angebotes, aber auch Bienen und Fliegen sind hier Gast.
Auch die Malvenblätter bieten Nahrung für Insekten. An ihnen leben nämlich die Raupen unterschiedlichster (und auch schützenswerter) Schmetterlingsarten.
Die Frucht sieht wie ein runder Käselaib aus. Deswegen erhielt die Malve ihren Zweitnamen
„Käsepappel“. Heute wäre wohl eher ein Donut Namensgeber. Die noch unreifen Früchte sind essbar.
Bei Regen zerfallen die reifen Käselaib-Früchte in etwa zwölf Einzelsamen.
Jeder ist nierenförmig geformt und hat kleine Häkchen. Damit bleiben sie im Fell von vorbeistreifenden Tieren hängen und werden so sicher in der weiteren Umgebung immer wieder verbreitet.
Malven gehören zu den ältesten Nutzpflanzen und wurden schon in der jüngsten Eiszeit verwendet.
Auch Karl der Große ließ Malven in seinen Gärten anbauen.
Denn die jungen Blätter sind essbar, als Salat oder auch aks Gemüse.
Sie enthalten wie die Blüten viele Schleimstoffe. Früher wurde aus ihnen mit Getreideschrot ein Brei gekocht, der „Papp“. „Käsepappel“ leitet sich also nicht von der Pappel ab, sondern vielmehr vom niederhochdeutschen Wort für Brei, Papp.
Wegen der Schleimstoffe werden Blüten und Blätter der Malven bei trockenem Reizhusten verwendet, bei Magen- und Darmverstimmungen, bei Mund- und Rachenentzündungen.
Malven sind auch in den so genannten „Kräuterpuschen“ enthalten.
Das sind bunte Blumensträußen, die in der fränkischen Alb zu Maria Himmelfahrt gebunden wurden, und nach der Segnung in Haus und Hof vor Krankheit und Blitzschlag schützen sollten.
Einige kuriose Anwendung dieser alten Heilpflanze gibt es auch.
Auf eine solche Anwendung deutet der Name „Pissblume“ im Volksmund hin. Der Name rührt von der frühen Funktion als Schwangerschaftstest: Brachte der Harn einer Frau die Malve nach einigen
Tagen zum Absterben, war sie nicht schwanger, blieb die Malve aber grün, war sie schwanger.
Warum der übermäßige Genuss von Malven zu Läusebefall führen soll oder man davon sogar verrückt würde, ist dagegen leider nicht genauer überliefert.
Wer Malven-Tee kauft, muss genau nachfragen, denn der gebräuchliche Malven-Tee ist nicht von der wilden Malve gewonnen, sondern ist meist ein Hibiskustee.
Der BUND aus Jüchen wünscht allen Lesern des Top-Kurier viel Spaß beim Käse- und Papp-Essen!.
-tkG.