Tipps für Umgang mit Wespen und Hornissen: Per Sprühflasche Regen vorgauckeln
Grevenbroich · Wenn das Fleisch auf dem Grill liegt oder der Obstkuchen mit Sahne auf dem Tisch steht, stellen sich manchmal ungebetene Gäste ein: die „Deutsche Wespe“ oder die „Gewöhnliche Wespe“. Sie bilden Staaten mit bis zu mehreren tausend Tieren und sind in diesen Wochen häufig auf Terrasse und Balkon zu finden.
„In diesem Jahr scheint es normal viele Wespen zu geben, denn wir haben schon viele Anfragen zu diesem Thema erhalten“, berichtet Michael Stevens, wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer der Biologischen Station im Rhein-Kreis. „Ursache ist vermutlich die Trockenheit der vergangenen Monate, die eine ungestörte Volksentwicklung ermöglichte“, so der Experte.
Die Spätfröste im Frühjahr hätten die Überlebensrate der Jungköniginnen reduziert. In diesem Jahr startete die Wespen-Population daher von einem normalen Niveau, und dann gab es gute Witterungsbedingungen für sie.
Dabei verrichten Wespen in der Landschaft und im Garten nützliche Dienste. Genauso wie Bienen und Hummeln bestäuben sie Blüten. Sie vertilgen eine Menge Insekten und helfen dem Menschen dabei, die Schädlinge einzudämmen. Auch das „Recycling“ von Fallobst und Aas ist eine Aufgabe für die Wespen im Naturhaushalt.
Wie sich Wespen verhalten, hängt stark davon ab, wo sie sich gerade befinden. Außerhalb ihres Nestbereichs sind Wespen nicht aggressiv. Stiche erfolgen hier nur, wenn das Tier in die Enge getrieben, eingeatmet oder gedrückt wird. Kennt man gewisse Kniffe, lässt es sich mit Wespen meist gut auskommen.
Die allgemeinen Tipps der Biologischen Station auf einen Blick:
- Ruhe bewahren
- Hektische oder panische Bewegungen vermeiden
- Nicht anpusten (Kohlendioxid ist für sie ein Alarmsignal)
- Süßigkeiten, Nahrungsmittel und Getränke im Freien abdecken
- Trinkhalme (möglichst nicht aus Plastik) verwenden
- Essensreste wegräumen
- Kindern nach dem Essen Gesicht und Hände abwischen
- Mülleimer und Kompost abdecken
- Fliegengitter (Maschenweite kleiner als drei Millimeter) an Wohnräumen anbringen
- Fallobst an einen gesonderten Platz räumen, der wenig begangen wird – vor allem, wenn Kinder barfuß im Garten spielen.
Eine Methode, um Zwischenfälle mit Wespen zu reduzieren ist es, das Insekt mit zerstäubtem Wasser zu besprühen. „Dafür benötigt man lediglich eine Sprühflasche. Waschen Sie die Sprühflasche gut aus und füllen Sie diese mit Wasser. Bei Kontakt mit Wespen genügt es, ein paar Sprühstöße auf die Wespe abzugeben. Sie denkt, es fange an zu regnen und flüchtet zurück in ihr Nest“, so Michael Stevens von der Biologischen Station.
Die Wespen-Nester fallen meist recht spät im Sommer auf, wenn die Volksstärke angewachsen ist. Sollte ein Nest beim Schnitt einer Hecke entdeckt werden, handelt es sich fast immer um die „Mittlere Wespe“.
Doch was ist zu tun bei einem Wespennest im Garten oder am Haus? „Man sollte möglichst einen Abstand von zwei bis drei Metern zum Nest einhalten. Außerdem sollte man schnelle, hektische Bewegungen vermeiden, die Hauptflugrichtung nicht blockieren und auf keinen Fall im Nest herumstochern“, so Stevens.
Denn wenn jemand gestochen werde, würden Duft- und Botenstoffe freigesetzt, die andere Wespen anlockten und zur Verteidigung aufforderten. Sofort den Arzt aufsuchen sollte jeder, der im Rachenraum gestochen wurde oder allergisch reagiert.
„Viele wissen nicht, dass die Nester der Wespen, Hummeln und auch Hornissen einjährig sind und im nächsten Jahr nicht wieder besiedelt werden“, so der Leiter der Biologischen Station in Knechtsteden. Ein friedliches Nebeneinander sei oft möglich und bedürfe nur etwas Toleranz und Aufklärung auf Seiten der Menschen.
„Eine Belästigung muss ertragen werden, aber eine Gefährdung muss nicht in Kauf genommen werden“, heißt es.
Eine Umsiedlung empfiehlt Michael Stevens dann, wenn Menschen durch ein Nest in unmittelbarer Nähe gefährdet sind. Dazu ist keine behördliche Genehmigung erforderlich. Ob ein vernünftiger Grund vorliegt, muss jeder Hauseigentümer oder Mieter im Einzelfall für sich entscheiden. Die Beseitigung muss von Fachkräften wie Schädlingsbekämpfern oder versierten Imkern durchgeführt werden. Dazu sind entsprechende Schutzkleidung und fundierte Kenntnisse erforderlich. Von Selbsthilfe ist abzuraten.
Die Biologische Station hat für den Rhein-Kreis die Beratung zum Thema „Hautflügler“ – wie Wespen und Hornissen – übernommen. Die Mitarbeiter helfen Ratsuchenden weiter – zum Beispiel, wenn diese Probleme mit einem Nest am Haus haben. Sie geben Informationen und vermitteln Ansprechpartner, siedeln Wespen-Staaten aber nicht selbst um.
Näheres unter der Telefonnummer 0 21 33/50 23 0 oder per Mail unter der Adresse info@biostation-neuss.de.