Menschen in Jüchen „Models sind lebendige Kleiderhaken“
Aldenhoven · "Ich verstehe mich als Nischenprodukt", erklärt Benjamin Schiffer, "ich bediene das, was es noch nicht gibt. Dabei geht es nicht um blond, blauäugig und Fitness, sondern um die Gruppe, die eher weniger ,Mainstream‘ ist." Seine knapp 2.000 Follower sehen das genauso.
Unter dem Pseudonym "BenjisBilderbuch" lässt der 19-Jährige seiner Kreativität freien Lauf: Neben Reisen und Kultur steht Fashion bei seinem Blog und bei Instagram an erster Stelle.
"Mode wird inszeniert", sagt der Student, "die Models sind lebendige Kleiderhacken, an denen die Outfits runterhängen." Deshalb glaube er nicht, dass sich die Assoziation von Mode und schlank so schnell ändern wird. Und genau das möchte er unter anderem auf seinem Blog, den er vor zwei Monaten erstellt hat, zum Ausdruck bringen. "Da gibt es auf der einen Seite den Glanz und Glamour in der Modeszene und auf der anderen die negativen Schattenseiten wie Essstörungen oder oberflächliches Verhalten", erzählt er.
An Fashion ist er jedoch eher durch Zufall geraten. "Vor zwei Jahren bin ich durch eine Freundin an die soziale Plattform ,instagram‘ geraten", berichtet Benjamin Schiffer, "im Laufe das Fotomachens hat sich herausgestellt, dass ich mich eher für Mode und Reise-Fotos interessiere."
Und das mit Erfolg. "Ich wurde dann von einer Boutique aus Düsseldorf angeschrieben, dass ich zu ihrer Jubiläumsfeier eingeladen wäre, wo unter anderem auch Shaun Ross (Anmerkung der Redaktion: Internationales Albino-Model aus den USA) eingeladen war", so Schiffer.
Dann hatte er Blut geleckt. "Ich wurde als Gast zum Blogger-Award nach Köln eingeladen und hab mich dann getraut, mehrere Designer anzuschreiben, um ihre Shows zu besuchen", freut sich Schiffer. Modewoche in Amsterdam, Thomas Raths Fashionshow in Düsseldorf und die Modewoche in Kopenhagen: "Es ist wie ein Schneeball-Effekt, je mehr Einladungen ich bekomme, desto mehr Türen stehen mir offen."
Dabei fasziniere ihn vor allem an den Modeshows, dass jeder Designer eine andere Vorstellung plane. "Das Gefühl, dabei sitzen zu dürfen, ist elitär", lacht er, "ich muss mir aber auch immer wieder in Erinnerung rufen, dass es gleichzeitig auch ein Job ist." Ein Job mit dem er aber nicht genügend Geld verdienen würde.
"Mein ursprünglicher Plan war es, Designer zu werden", verrät der 19-Jähirge, "ich habe mich aber letzten Endes doch dagegen entschieden, weil ich handwerklich nicht wirklich begabt bin." Deshalb studiert der Aldenhovener seit September Modemanagement in Köln. "Nach dem Studium möchte ich mich dann in die Richtung ,Einkäufer‘ bewegen, dann kaufe ich beispielsweise eine bestimmte Anzahl einer Kollektion für das KaDeWe in Berlin oder Ähnliches", sagt er.
Bis dahin bleibe er aber erst einmal seiner Heimat treu. "Es ist eine echte Herausforderung Orte und Stellen zu finden, die noch keiner gesehen hat", meint Schiffer. Deshalb überlege er mit Fashionbloggerin Sarah Kobs einen "Jüchen-Guide" zu erstellen. "Jüchen hat viel zu bieten", weiß er. Benjamin Schiffer hat jedenfalls schon einige Pläne. "Seit Juni bin ich auch bei einer Model-Agentur", verrät er. Das erste Casting hat er aber wegen der Deutschen Bahn leider versäumt.