Start der Helfenden Hände Hochneukirch Niemand soll bei uns Hunger leiden müssen
Melanie Cremer schaut sichtlich bewegt in die Räume am Thomas Morus-Haus. Sie merkt: Ihr Gespür im Ortsteil Hochneukirch eine Essensausgabe ins Leben zu rufen, war genau richtig. Denn die Not der Menschen ist groß – und wird mit steigenden Lebensmittelpreisen sowie der Angst vor explodierenden Gas- und Strompreisen nicht abnehmen.
Hochneukirch. „Ich habe lange bei der Tafel ehrenamtlich gearbeitet und da die Not der Menschen gespürt. Da dort die Kapazitäten ausgeschöpft sind und viele Menschen aus Hochneukirch nicht mobil sind, um dorthin zu fahren, habe ich mir vergangene Woche ein Herz gefasst und die ,Helfenden Hände Hochneukirch‘ ins Leben gerufen“, so die Initiatorin. Sie hat eine bewegte Woche hinter sich, denn mit der Vereinsgründung, dem Knüpfen von Kontakten und der Planung der ersten Ausgabe gab es viel zu tun. Schließlich ging es diese Woche direkt los.
Frisches Obst und Gemüse, Brot, Fleisch, Konserven,... mit allem können sich Menschen, denen es nicht gut geht, jeden Dienstag von 13 bis 15 Uhr eindecken – für 1 Euro pro Person. Zusätzlich wird noch eine warme Mahlzeit angeboten und die Besucher können aus zwei Tagesgerichten wählen. Höchstens 2,50 Euro wird das Mittagessen kosten und wird frisch aus den gespendeten Lebensmitteln gekocht. „Deshalb können wir auch vorher keinen Plan machen, was es gibt. Wir arbeiten bei den Essensangeboten mit den Produkten, die gespendet werden“, so Cremer.
Da Cremer sich so spontan für die Gründung der „Helfenden Hände“ entschieden hat, ist sie dankbar, dass die katholische Kirche sie so unterstützt: „Wir dürfen erst einmal das Thomas Morus-Haus nutzen. Aber wir schauen schon, wo wir Räumlichkeiten für unseren Verein finden, in denen wir auf Dauer bleiben und uns dort auch richtig einrichten können.“ Denn der Saal im katholischen Pfarrheim muss jedes Mal geräumt werden. „Zudem steht unser Keller zuhause voll mit Kühlschränken und Tiefkühltruhen, schließlich müssen wir ja die Kühlkette einhalten“, lacht Kremer über die schnellen Lösungen.
Die Lebensmittel erhält die Ehrenamtlerin von Unternehmen aus der Gegend: „Dafür bin ich sehr dankbar! Sie helfen Menschen in Not!“ Denn wer zu den „Helfenden Händen“ kommt, ist dankbar für die Unterstützung: „Die Menschen merken die steigenden Lebensmittelpreise. Viele leben am Rande des Existenzminimums und können hier schnelle und unbürokratische Hilfe bekommen.“ Mitzubringen ist nur der Rentennachweis oder der Bewilligungsbescheid des Jobcenters.
„Als wir um 13 Uhr eröffnet haben, war schon eine lange Schlange vor der Tür. Wir haben wirklich gemerkt, wie groß die Not ist“, erklärt Cremer und führt aus: „Ich fürchte, dass der Zulauf auch noch größer werden wird. Es werden bei den steigenden Preisen noch mehr Menschen auf Hilfe angewiesen sein.“
Die „Helfenden Hände“ werden rein von Ehrenamtlern geführt – wer unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen, das Team zu verstärken. Aktuell kommt Hilfe vom Kirchenvorstand, um dem Andrang gerecht zu werden. Wer sich beteiligen möchte, kann sich unter Tel. 0176/57 99 24 79 melden.
Melanie Cremer weiß, dass sie in ihrer freien Zeit Gutes bewirkt hat: „Ich war selbst schon in einer schweren Situation und auf Hilfe angewiesen. Ich bin ein Herzensmensch, deshalb tun mir die Menschen leid und ich muss einfach helfen.“ Julia Schäfer