Helfer Carsten Turin über de Situation im Ahrtal So sieht es ein Jahr nach der Flut aus...
Am Donnerstag jährt sich zum ersten Mal die traurige Flutkatastrophe im Ahrtal. Carsten Turin engagiert sich in dem von Hochwasser betroffenen Gebiet und berichtet im Top-Kurier, wie viel das „Spenden-Shuttle“ schon erreicht hat und wie die Situation vor Ort ist.
Otzenrath. Carsten Turin weiß noch ganz genau, wie er seine Tochter vertröstet hat: „Wir fahren nächstes Wochenende ins Ahrtal!“ Und dann ging es nicht mehr – weil Wassermassen Häuser, Straßen, ganze Existenzen zerstörten. Für Turin stand vor einem Jahr schnell fest, dass er helfen muss. Er packte mit an, wo es ging – und hörte nie auf mit seinem Engagement. „Ich habe ja schon viel gemacht, aber dennoch merkt man, dass es nicht reichte, weil so viel Hilfe benötigt wurde“, erinnert sich der Familienvater.
Kurzerhand schloss er sich dem frisch gegründeten „Spenden-Shuttle“ an. Eine Organisation, die Spendengelder für das Ahrtal sammelt, um den Wiederaufbau nachhaltig zu stärken und den Menschen langfristig eine Perspektive zu geben.
Mit Wohnsitz in Jüchen ist Carsten Turin hauptsächlich als Backoffice tätig: Er verwaltet das Geld und zahlt es an die Betrofffenen aus. Die wenden sich entweder selbst an das „Spenden-Shuttle“ oder werden vorgeschlagen. „Aktuell merken wir, dass viele Menschen ein Jahr lang selbst gekämpft haben und nun merken, dass sie doch unsere Hilfe in Anspruch nehmen. Sie Müssen keine Scheu haben, denn genau hier möchten wir unterstützen“, erklärt der Otzenrather.
Wenn Carsten Turin an die aktuelle Situation im Ahrtal denkt, fällt es ihm schwer zu beschreiben, wie die Situation ist: „Pauschal kann man das nicht sagen. Es gibt Menschen, die haben sofort die Kraft zum Wiederaufbau gehabt und sind mit dem Gedanken, das Beste aus der Situation zu machen, noch mal ganz neu an ihre Existenz gegangen. Ich weiß zum Beispiel von einem Winzer, der sein Konzept neu ausgerichtet hat. Andere haben nicht die Kraft – oder auch nicht das Glück. Es gibt immer noch Menschen, die nicht in ihr Zuhause können. Oder Familien, die in ihr Haus Geld und Arbeitskraft investiert haben und denen jetzt mitgeteilt wird, dass sie aber doch nicht zurück können. Manche Häuser sind von Öl so zerstört worden, dass du sie eigentlich nur abreißen kannst.“
Und neben diesen materiellen Aspekten ist auch immer noch der seelische Bereich nicht zu vernachlässigen: Kinder, die Angst vor Wasser haben. Erwachsene, die nicht mal mehr das Rauschen der Waschmaschine hören können. Aber auch hier setzt das „Spenden-Shuttle“ an und kümmert sich um Möglichkeiten zur Trauma-Bewältigung.
Insgesamt haben die Ehrenamtler schon viel erreicht: Nicht nur die Hilfen für Privatleute, auch Projekte für Kinder und Jugendliche wie das „KinderpAHRadies“ (ein großer Abenteurspielplatz) in Ahrweiler, der Aufbau eines Seniorentreffs oder das Umsetzen von Konzepten in den Bereichen Renaturierung und Energieversorgung stehen auf der Agenda des „Spenden-Shuttles“.
„An Projekten und Ideen fehlt es uns nicht“, lacht Carsten Turin, der dreimal im Monat im Ahrtal ist. Wer die Organisation unterstützen möchte, findet weitere Informationen unter www.spenden-shuttle.de. Julia Schäfer