Proteste auf den Brücken Droht vielen Bauern die Enteignung?
Jüchen/Grevenbroich · „Wir wollen den Leuten die Augen öffnen: Es besteht die Gefahr, dass es in zehn Jahren keine deutschen Lebensmittel mehr gibt“, fasst Dirk Klaßen, Landwirt aus Kelzenberg (kleines Foto), den Protest seiner Kollegen zusammen, die am Montag Abend auf zwei Autobahnbrücken mit ihren Traktoren gut sichtbar Position bezogen.
Schuld ist die EU: Konkret geht es um die „Nitrat-Richtlinie zum Schutz des Trinkwassers“. Erst am Freitag hatte der Bundesrat einer Ausweisung besonders nitratbelasteter Gebiete zugestimmt. „Das kommt einem Berufsverbot in diesen Gebieten gleich“, so Klaßen weiter. Die niederländische Regierung hat bereits beschlossen, den Landwirten in den betroffenen Regionen „für kleines Geld“ Höfe und Äcker abzukaufen. Das hat zu heftigen Protesten geführt, in deren Rahmen die dortige Polizei zur Schusswaffe gegriffen haben soll.
In Deutschland ist die Beschlusslage noch nicht so weit, Klaßen geht aber davon aus, dass am Ende 20.000 bis 30.000 Bauern betroffen sein werden und vor dem Nichts stehen.
„Wir haben Angst vor den Auswirkungen der aktuellen deutschen Agrarpolitik. Der Selbstversorgungsgrad liegt in Deutschland bei rund 88 Prozent. Die Gefahr besteht aktuell, dass dieser auf ein Maß fällt, welches unkalkulierbare negative Auswirkungen für die Bürger mit sich bringen wird. Die wahren Beweggründe der Politik sind für uns schon lange nicht mehr nachzuvollziehen“, heißt es in einem Flugblatt.
Ein Problem ist übrigens auch, dass die Erhebung der Nitratbelastung sowie die alleinige „Schuldzuweisung“ an die Landwirtschaft stark umstritten sind.