Glasfaser: Keiner weiß, wo das Kabel endet ..?

Holz · Sie werben für schnelleres Internet sowie 100 Prozent Zuverlässigkeit: ein toller Technologiesprung — wenn es denn funktionieren würde.

Foto: Alina Gries

"Anfangs wollte die "Deutsche Glasfaser" Hochneukirch und Holz in einen Topf werfen, da diese mit dem Kabelnetz von Unitymedia jedoch ganz gut aufgestellt sind hätten wir wahrscheinlich nur 15 Prozent erreicht", erzählt Torsten Wessels, "wir haben es aber geschafft, die beiden Orte zu trennen und die erforderliche Quote von 40 Prozent zu erreichen." Denn um an das Glasfasernetz angeschlossen zu werden, müssen 40 Prozent der Haushalte in einem Ort sich für einen Anschluss entscheiden. "Der Hauptverteiler ist in Jüchen. Von dort aus gehen Vermittlungsstellen zu den einzelnen Ortsteilen. Und davon wiederum in die Haushalte, die sich für ein Glasfasernetz entschieden haben", erklärt Wessels. Und dann wird das Netz scharf gestellt. Normalerweise. Denn das sollte bereits im Frühjahr geschehen. Mittlerweile ist es schon September und niemand weiß um die Problematik Bescheid. "Drei Mal war jemand da, allerdings konnten sie das Endstück des Kabels für den Anschluss nicht finden und sind wieder gefahren", so Rolf Budke.

Als IT-Berater ist er auf schnelles Internet angewiesen. Doch nicht nur der Nordring ist von der Unverlässlichkeit der deutschen Glasfaser betroffen. "[...] Nachdem dreimal auf der gegenüber liegenden Straßenseite der Bürgersteig aufgemacht wurde und sich bei mir wieder nichts tat, habe ich die zweite Mail geschrieben mit dem selben Ergebnis — Nichts", berichtet auch Roland Herrmann von der Hauptstraße, "[...] gegen Mittag hat man mir wenigstens ein Leerrohr vor das Haus gelegt. Das war es bis jetzt."

Auf Anfrage der Redaktion warum es ein derartiges Problem in Holz gebe und ob es gegebenenfalls mit der Bahnlinie zusammenhänge, die eine Vernetzung möglicherweise verhindere, erreichte uns folgende Mitteilung von Nicole Holländer: "Das Ausbaugebiet Jüchen-Holz umfasst für uns 355 Anschlüsse. Die Glasfaserleitungen wurden unsererseits auch planmäßig im Ort verlegt und die entsprechenden Hausanschlüsse bei den Kunden montiert. Ein sogenannter POP (Verteilerstation) wurde ebenfalls in Jüchen-Holz errichtet. Nun ist es notwendig, dass nicht nur vom POP in die jeweiligen Straßen und bis zu den Bürgerinnen und Bürgern Glasfaser verlegt wird, um diese auch aktiv zu schalten sondern die sogenannte Backbone-Anbindung, also die Verbindung mit Glasfaser zwischen den Ortschaften muss gewährleistet sein. Erst dann können wir den POP mit Licht versorgen und die Anschlüsse können bei den Kunden aktiviert werden. Sie sprechen in Ihrer E-Mails bereits von Herausforderungen bezüglich einer Bahntrasse. Dies können wir bestätigen. Deutsche Glasfaser hat frühzeitig diese Querung bei der Bahn beantragt, da wir wissen, dass die Genehmigungsverfahren etwas langfristiger sind (Bahnquerung Hackhausen). Für gewöhnlich kommen wir mit den Genehmigungen zeitlich auch aus. In diesem Fall wurde zusätzlich, was normalerweise nicht üblich ist, ein Bodengutachten für das Genehmigungsverfahren angefordert, welches uns enorm viel Zeit kostet. Uns liegt aktuell noch kein detaillierter Termin vor, geplant ist jedoch, dass die Anschlüsse bis Kalenderwoche 48 spätestens alle aktiviert sein sollen. Noch in dieser Woche findet unsererseits ein Termin mit der Bahn statt. Sobald wir hier weitere Informationen erhalten, werden wir uns mit einer kurzen Rückmeldung an die Bürgerinnen und Bürgern melden. Seien Sie versichert, dass auch für Deutsche Glasfaser eine solche Verzögerung mehr als ärgerlich ist und wir sehr bedauern, dass unsere Kunden nun so lange auf Ihre Glasfaseranschlüsse warten müssen."

"Die Nicht-Informationen sind das schreckliche an der ganzen Sache", so Wessels, "es ist alles gebaut aber es geht einfach nicht weiter. Würde uns wenigstens mal jemand informieren wäre das schon ausreichen."

Holz war einer der ersten Standorte in der Gemeinde, die sich für den Glasfaserausbau entschieden hatten. Nun ziehen andere Ortschaften an den Holzern vorbei.
Ein halbes Jahr wird nun schon auf das beste Netz gewartet. Die 100 Prozent Zuverlässigkeit hat die Glasfaser schon mal nicht eingehalten.