Lenders: „Er ist ein echtes Juwel“ — Flüchtling möchte Bäcker werden

Bedburdyck · Von Ghana über Libyen weiter nach Italien bis nach Deutschland. Fast 7.000 Kilometer trennen Osman Safian von seiner Familie und Freunden in Ghana. Vor zwei Jahren ist er seine Reise bis Jüchen angetreten.

Foto: Alina Gries

Nun macht der 22-Jährige eine Ausbildung bei Bäckerei Lenders.

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"Er ist ein sehr guter junger Mann — engagiert und motiviert. Ihm ist kein Weg zu viel. Nach so jemandem habe ich gesucht", berichtet Johannes Lenders. Er ist der neue Arbeitgeber von Osman Safian. Bereits im Januar hatte Safian ein Praktikum in der Bedburdycker Bäckerstube absolviert. "Ich habe schon in kürzester Zeit gemerkt, was für ein Juwel er ist", berichtet Lenders, "mir war schnell klar, dass ich ihn gerne ausbilden möchte." Seit August backt der 22-Jährige nun schon fleißig in der Bäckerei. Drei Jahre geht seine Ausbildung — die Chancen danach dort weitezuarbeiten stehen gut. "Er muss einfach hier bleiben", so Lenders. Zwischen Praktikum und Ausbildung absolvierte Safian einen Integrationskurs, der ihn sprachlich sehr weit gebracht hat. Doch der Weg dorthin war für ihn kein leichter. "Ich bin mit dem Lkw von Ghana nach Libyen gefahren, um eine bessere Arbeitsstelle zu finden und als ältester Sohn meine Familie finanziell zu unterstützen", so der 22-Jährige. Als dann der Krieg in Libyen ausbrach, wollte Safian zurück — doch ohne Geld und Glück kommt man nicht so leicht an den Kriminellen, die die Grenzen zur Wüste bewachen, vorbei. "Es gibt kein Zurück", sagt er.

Und so fuhr er mit einem Boot bis zur italienischen Grenze und später weiter mit dem Zug bis nach München. Zwei Wochen verbrachte der 22-Jährige dort, ehe er nach Dortmund und schließlich nach Jüchen zurteilt wurde. Und jetzt ist der 22-Jährige schon richtig in die Gemeinde integriert. "Ich habe hier eine neue Heimat gefunden", lächelt er, "heute beziehe ich sogar meine eigene Wohnung." Bisher hatte er immer über der Wohnung der Bäckerei Lenders geschlafen. "Eigentlich kommt Osman aus Hochneukirch, aber dort war es unmöglich zu bleiben wenn er morgens um 4 Uhr zur Arbeit muss", berichtet Simon Kell. Der 24-jährige Politiker und Osman Safian sind gute Freunde geworden und fahren regelmäßig ins Stadion. "Ich bin Borussia Mönchengladbach Fan", verrät Safian. Neben seiner Arbeit spielt er leidenschaftlich Fußball in der zweiten Mannschaft des VfL — auch in Ghana hat er schon gespielt. Dort hatte er eine Arbeitsstelle als Autoelektriker, in Libyen dann als Kellner. "Die Arbeit als Bäcker ist handwerklich — am meisten Spaß habe ich am Abwiegen", so Safian. Und auch das Schützenfest findet er gut. "Osman ist mittlerweile überall bekannt. Wenn er ein Jahr hier wohnt, gehört er bald schon zu Bedburdyck", lacht Lenders.