Rätselraten um die Quelle des Jüchener Baches
Jüchen · Jeder Ort in der Gemeinde trägt eine Geschichte, die von Generation zu Generation weitergetragen und erweitert wird. Da gibt es die Mühle in Hochneukirch, die Burgreste inGierath oder die Sage um die einstige "Villa Jucunda", die der Gemeinde den Namengegeben haben soll.
Doch das Wissen um den Jüchener Bach droht zu erlöschen. Wo ist die Ursprungsquelle des
kleinen schmalen Bächleins und wo das Ende? Wie lang ist der Fluss und seit wann gibt es diesen schon? Josef Esser weiß die Antwort und hat einen dreiteiligen Dokumentarfilm gedreht. Auf Spurensuche: Gesucht wird der Jüchener Bach — so beginnt Josef Esser seinen
Dokumentarfilm über das Bächlein. "Ich hätte nie mit der Arbeit begonnen, wenn ich gewusst hätte, wie viel Arbeit dahinter steckt", erklärt Esser in seinem Film, "1632 hieß der Jüchener Bach noch der ,Heidener Bach‘ wegen der Landschaft".
Doch so wie sich die Gemeinde verändert hat, hat sich auch der Bach verändert. Früher
hätte beispielsweise an der Stelle, wo die Polizei nun ist, eine Schule gestanden und direkt unmittelbar vor "Haus Katz" floss der Bach ebenfalls entlang. Heute ist er dort nicht mehr zu sehen. Die Neugierde ließ den 77-Jährigen nicht mehr los. "Ich bin von Dorf zu Dorf
gefahren, habe versucht Menschen zu finden, die mir Informationen geben können. Bin zur Archiven gefahren, habe mich mit einem Mitarbeiter von RWE getroffen", so Esser. Drei Flüsse fließen in den Jüchener Bach. "Der von der Molkerei aus kommend, der von ,Schwartz + Klein‘ und der von ,Busch‘", sagt Josef Esser.
Sogar Landkarten hat der Jüchener geschenkt bekommen ¬ - auch alte vom Militär. Die Ursprungsquelle ist jedoch nirgendwo eingezeichnet, "Das bleibt ein großes Geheimnis.
Dennoch vermute ich, dass sie sich in Hackhausen befindet", überlegt Esser. 18 Kilometer würde der Bach dann fließen, bis er im Nordkanal in Kaarst endet. Und der Nordkanal ist ein künstlich angelegter Nebenfluss des Rheins. "Überspitzt könnte man sagen, der Jüchener Bach wäre ein Nebenfluss des Rheins", lacht Josef Esser. Das wollte er sich einmal aus
der Luft ansehen. "Ich habe mich mit einem Piloten ins Flugzeug gesetzt und bin über die Gemeinde geflogen — von oben sieht man leider zu wenig", so der 77-Jährige.
Das schmale Bächlein fiel zwischen den dichten Häusern und dem Feldbau nicht auf. Der Flug blieb erfolglos. "Jüchen war früher ein Urwald, der überspült wurde, durch immer wiederkehrende Prozesse haben sich Torf und dadurch Braunkohle entwickelt", erklärt Josef Esser, "vermutlich ist dadurch auch der Jüchener Bach entstanden." Sicher ist sich der Jüchener allerdings Rätselraten um die Quelle des Jüchener Baches nicht. Denn Material steht schließlich kaum welches zur Verfügung. "Vor 50 Millionen Jahren gab es ein subtropisches Klima, bei dem die Ufer der Nordsee bis an die Grenzen von Mönchengladbach reichten. In der Tiefe wurden die versteinerten Pflanzenreste dann zusammengepresst", bemerkt Esser. Das würde das hohe Vorkommen der Braunkohle
erklären — jedoch nicht, dass der Jüchener Bach einmal Hochwasser hatte und den
Juden-Friedhof in Jüchen überschwemmte. "Das lag an einer Schneeschmelze im
Jahre 1949", erklärt Esser.
Heute sind einige Stellen des Baches vertrocknet und an anderen Stellen fließt er wieder. "Der Jüchener Bach ist intakt wegen des Wasserwerkes", so Esser. Würde es das Wasserwerk nicht geben, bestünde der Bach wohl nur ab und an aus Regenwasser. Das Geheimnis über den Jüchener Bach wird wohl nie gelüftet sein. Daher beschäftigt sich Josef Esser nebenbei auch als Kameramann im Schützenverein oder in der Kirche. So filmt er jedes Jahr das Schützenfest des BSHV. "Wenn ich irgendwann nicht mehr bin, wird das, was ich über die Gemeinde gedreht habe, in das Gemeindearchiv übergehen, das was ich über den BSHV gedreht habe, in das Schützenarchiv gehen, und das, was ich über die Kirche gedreht habe, in das Kirchenarchiv übergehen", sagt Esser.