Dreimal Rot und trotzdem keine Modernisierung der Bahnhöfe in Sicht "Alle bisherigen Versuche der Gemeinde sind leider erfolglos geblieben"

Jüchen · "Eigentlich ist es ganz schön und sauber hier", findet Salman Görgin, "Rommerskirchen ist aber schöner." Wegen eines Arztbesuches ist der 23-Jährige aus Rommerskirchen nach Jüchen gefahren. Die VRR-Profitester sehen das aber ganz anders und geben dem Bahnhof in Jüchen und in Hochneukirch, erneut "rot".

Dreimal „rot“, so lautet die Gesamtbewertung der VRR-Profitester für die Bahnhöfe in Jüchen und Hochneukirch. Eine Verbesserung ist nicht in Sicht.

Foto: Foto: Screenshot VRR

"Die VRR-Profitester bewerten die Stationen nach festgelegten Kriterien. Aus den einzelnen prozentualen Bewertungen wird ein Gesamtwert gebildet. Liegt dieser Wert zwischen 83 und 90 Prozent wird die Station als noch akzeptabel, also gelb, eingestuft", erklärt VRR-Pressesprecher Dino Niemann.

Dabei werden einmal pro Quartal die einzelnen Stationen in den Kategorien Sauberkeit, Funktion und Graffiti, für den Bereich des Zugangs und Bahnsteigs bewertet.

"Aus Sicht der Kommunen wird der Bericht sehr positiv aufgenommen, um DB Station& Service AG als Eigentümer der 288 Stationen im Bereich des VRR aufzufordern, das Erscheinungsbild der Station ständig zu verbessern", so Niemann weiter.

Das funktioniere aber nicht immer, wie die Gesamtbewertung der vergangenen Jahre zeigt. "Bei den Stationen Hochneukirch und Jüchen sind Graffitimängel in den Zugangsbereichen und auf dem Bahnsteig ausschlaggebend für die schlechten Bewertungen", erläutert er weiter. Die Unterhaltungspflicht für Jüchen liege aber sogar bei der Gemeinde selbst. Pressesprecher Norbert Wolf bestätigt dieses Aussage: "Die Gemeinde Jüchen ist lediglich für die Unterhaltung des Fußgängertunnels in Jüchen zuständig. Hierzu gehört auch die Reinigung, die in regelmäßigen Abständen durch den Baubetriebshof erfolgt. In Hochneukirch obliegt dies der Deutschen Bahn."

Und auch hinsichtlich einer Modernisierung sehe die Gemeinde rot. "Alle bisherigen Versuche der Gemeinde seit 2015, die Modernisierung der beiden Stationen Jüchen und Hochneukirch mit Fördermitteln zu realisieren, sind leider erfolglos geblieben. Im Jahr 2015 wurde der Gemeinde mitgeteilt, dass eine Aufnahme der Station Hochneukirch in das Modernisierungsprogramm des Bundes für kleine Bahnhöfe im ländlichen Raum nicht möglich gewesen sei", so Wolf weiter auf Redaktionsnachfrage.

Eine wichtige Rolle spiele in diesem Zusammenhang die Zahl der Ein- und Aussteiger an den Bahnhöfen.

"Im Folgejahr 2016 wurde nochmals beim VRR wegen einer möglichen Förderung nachgefragt. Diesmal hat die Gemeinde die Auskunft erhalten, dass ein erneuter Versuch, in das vorgenannte Programm aufgenommen zu werden, zwecklos sei und keine Aussicht auf Erfolg habe", berichtet Wolf, "in der ersten Jahreshälfte 2017 hat die Gemeinde Jüchen einen erneuten Versuch unternommen. Der VRR wurde schriftlich gebeten, mitzuteilen, wann eine Aufnahme der beiden Bahnhöfe in adäquate Förderprogramme mit dem Ziel der ,Barrierefreiheit' möglich sei. Aus Sicht der Gemeinde Jüchen ist eine Aufnahme mit einer möglichen Verlängerung der S6 über Rommerkirchen, Grevenbroich, Jüchen und Hochneukirch denkbar. Mit einer Realisierung ist jedoch mit Hinweis auf eine entsprechende Machbarkeitsstudie von NVR und VRR nicht vor dem Jahr 2025 zu rechnen, da auch eine Beteiligung von Bund und Land im Planungsverfahren erforderlich ist. Im September 2017 wurde dies intensiv mit dem VRR, der DB und dem Rhein-Kreises erörtert."

Kurz vor Redaktionsschluss dann auch die Antwort der Deutschen Bahn: "[...] Wir werden in den nächsten Wochen die Ergebnisse des Stationsberichtes prüfen und uns die Stationen noch einmal näher anschauen, die eine schlechte Bewertung erhalten haben." Dennoch teile der Bahnsprecher die Meinung, dass es sich bei der schlechten Gesamtbewertung zumeist um ein Porblem des Graffiti handle.

"In der Gesamtbetrachtung ist die im Vergleich zum Jahr 2016 schlechtere Bewertung im Wesentlichen auf Graffitischäden zurückzuführen. Graffiti ist ein gesellschaftliches Phänomen und bei der Deutschen Bahn Schwerpunkt der Vandalismusdelikte. Der Schaden, der der DB durch Vandalismus und Graffiti entsteht, belief sich im Jahr 2017 in NRW auf knapp zwei Millionen Euro. Geld, das die DB lieber zum Nutzen ihrer Kunden einsetzen würde."

(Kurier-Verlag)