Trotz Mega-Sturz geht es für Alessandro Holl weiter: „... weil ich im nächsten Jahr gerne mal wieder was reißen würde!“
Wevelinghoven · Diesen Sommer in Itterbeck: Papa Uwe steht an der Motocross-Strecke, kurz hinter dem Zielsprung. Sohn Alessandro nimmt am freien Training teil. „Plötzlich kam er ohne Bike durch die Luft geflogen“, erinnert sich der Vater. Der Sohn landete mit dem Kopf zuerst im Pistensand. Rote Flagge. Rennabbruch. Mit Blaulicht geht es ins Krankenhaus. Der Verdacht: mehrfacher Wirbelbruch.
Der Sturzhelm lässt noch heute den Atem stocken: Er ist an mehreren Stellen komplett durchgebrochen. Auch der Nackenschutz ist gebrochen. „Ich hatte außer einem Zahn nichts gebrochen“, strahlt Alessandro Holl beim Interview. Und der Papa erinnert sich, dass die Rennleitung in der offiziellen Durchsage die gute Sicherheitskleidung für den doch recht glimpflichen Ausgang verantwortlich machte.
Für Vater Uwe war damals klar: „Schluss, aus, wir fahren nicht mehr. Das kann ich nicht mehr.“ Immerhin ist er derjenige, der seit elf Jahren mit seinem Sohn viele Wochenenden an den bundesdeutschen Rennstrecken verbringt, der sein Bike zurecht schraubt ... und der den Rennstress bei Sieg, Niederlage und eben auch den Stürzen verarbeiten und abfedern muss.
Alessandro (15) sah das allerdings anders: „Den Sport kann nichts ersetzen. Was mache ich ohne den Sport? Gar nichts“, stellt er im Brustton der Überzeugung fest. Mutter und Sohn beschlossen denn auch: „Es geht weiter.“
Beim nächsten Rennen in Trebitz sei er dann noch sehr gehemmt gefahren, wodurch er seinen fünften Platz in der Gesamtwertung verlor. Dann kam aber zum Glück die Sommerpause.
Beim Rennen in Altmersleben kam es wieder zu einem Sturz, diesmal ein eindeutiger Fahrfehler des jungen MotoCrossers: „Ich bin nach hinten abgestiegen“, lacht er. Ihm passierte nichts, diesmal war das Bike gebrochen.
Trotz der eher durchwachsenen Saison ging Alessandro Holl auch bei den DM in Westerhausen an den Start. In seiner Klasse waren 37 Fahrer gemeldet, darunter drei EM-Fahrer. Das Ziel des jungen Wevelinghoveners: „Ins Ziel fahren, aber nicht als letzter.“ Dann, beim ersten Lauf, versagte die Technik: „Ich habe beim Start geschaltet, aber der Gang ging nicht rein.“ Also musste er auf der „brutal anspruchsvollen Strecke“ (so der Papa) hinterherfahren. Das Unglaubliche: Er kam als 24. ins Ziel. Der zweite Lauf wurde noch besser. Diesmal schaffte es der junge Mann auf Platz 22.
Die Sturzserie ging übrigens am vergangenen Wochenende in Teutschental weiter: Im ersten Lauf gab es einen Massen-Sturz, auf den Alessandro drauf fuhr – und ebenfalls stürzte. Im zweiten Lauf knallte eine fahrerlose Maschine von hinten in ihn hinein. Beides zum Glück wieder ohne Verletzungen.
Jetzt neigt sich die MotoCross-Saison – „himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt“ – ihrem Ende zu. Schon jetzt geht Alessandro dreimal die Woche ins Fitness-Studio – für Stabilität auf der Cross-Strecke, vor allem aber aus „optischen Gründen“. Dann will er früh mit der Saison-Vorbereitung für 2024 beginnen, „weil ich im nächsten Jahr gerne mal wieder was reißen würde!“, betont er.