Theo Hoer auf den Spuren der Vergangenheit
"Auch in einem kleinen Ort wie Wevelinghoven kann man viel über die Geschichte lernen", ist sich Theo Hoer sicher. Als Vorsitzender des Vereins "Historisches Wevelinghoven" liegt ihm die Vergangenheit seines Ortes sehr am Herzen.
Der Alt-Bürgermeister ist sich sicher: "Es muss nicht immer ein großes Museum sein. Ein kleiner Ort wie Wevelinghoven reicht schon aus, um sich an die Geschichte ranzutrauen."
Dabei spielt er auf die zahlreichen historischen Plätze in der Gartenstadt an. Wer mit offenen Augen durch den Ort geht, wird staunen, was er über die Vergangenheit alles lernen kann.
So ist zum Beispiel die "Motte" eine alte Verteidigungsanlage aus dem neunten Jahrhundert. Auf dem kleinen Berg in der Nähe des heutigen Altenheims stand ein Holzturm, der circa acht
Meter über dem Erft-Niveau war. Von hier hatten die Bürger damals einen guten Blick über die Umgebung. Nach der Motte aus Holz befand sich ein Steinturm auf dem kleinen Hügel. Dieser war fest in den Boden eingebaut. "So konnte sich keiner von unten durch die Erde graben und angreifen", so Hoer. Vor gut 100 Jahren errichteten die ansässigen Nonnen einen Pavillon auf
der Motte. Dieser ist heute noch gut erkennbar. "Ich markiere mir diese Orte und sammele, welche Schätze der Vergangenheit wir in Wevelinghoven haben. Wir müssen das Wissen auch für die kommenden Generationen bewahren", ist der Vereinsvorsitzende überzeugt.
Bei seinen Forschungen ist Hoer auch auf viele Verbindungen in die Ferne gestoßen.
So war zum Beispiel der ehemalige Kölner Domherr Konrad von Hochstaden in der Pfarrstelle Wevelinghovens eingesetzt und sorgte im Erzbistum für einiges Aufsehen. "Köln und Wevelinghoven war damals schon eine enorme Entfernung", erklärt Hoer. Und Theo Hoer berichtet von einem schrecklichen Ereignis in der Vergangenheit, dem die Wevelinghovener
noch heute gedenken: Als bei den Kreuzzügen im elften Jahrhundert Gauner und Ganoven unterwegs waren, die es besonders auf Menschen fremder Herkunft abgesehen hatten, suchten viele Schutz. Der Erzbischof von Köln empfahl ländliche Gegenden, die sicher sein
sollten. Dazu gehörte auch Wevelinghoven. Doch leider war es in der Stadt an der Erft nicht so sicher und die Schutzsuchenden wurden von den brutalen Banden aufgespürt. Vor lauter Angst flohen die Opfer in den Wald rund um Wevelinghoven und brachten sich dort lieber
selbst um, als in die Hände der Schurken zu fallen. Zum Gedenken an dieses schlimme Ereignis hat der Bürger-Schützen-Verein eine Zeder gepflanzt und einen Gedenkstein errichtet. "Die Wevelinghovener fühlen sich verantwortlich für ihre Vergangenheit. Das ist toll.
Wir gehen eben mit offenen Augen durch die Gegend", ist Hoer stolz, dass auch die Vereine so gut miteinander arbeiten und netzwerken. Der Verein "Historisches Wevelinghoven" wurde
2005 gegründet.
Einige junge Menschen aus dem Ort hatten begonnen, sich für die Historie zu interessieren und wussten, dass auch Hoer schon viel zur Vergangenheit erforscht hatte. "Ich wurde Theo Hoer auf den Spuren der Vergangenheit gebeten, ob ich den Vorsitz übernehmen kann", so der ehemalige Bürgermeister, der dieser Bitte gerne nachkam. Der Verein, der aktuell rund 70 Mitglieder hat, bietet übrigens auch Ausflüge an — nicht nur für Vereinsmitglieder. So wird es die Männer und Frauen im September zum Schloss Bentheim verschlagen, wo ein altes Gemälde des Schlosses Lievendahl (Konkurrenz der "Herren von Wevelinghoven") hängen soll. Theo Hoer, der pensionierter Lehrer ist, kann gut abschalten, wenn er mit dem Rad
oder zu Fuß in Wevelinghoven unterwegs ist. "Es ist für mich toll, zu erkennen, was für eine faszinierende Geschichte wir überall im Ort versteckt haben! Dazu kommt noch die wunderschöne Landschaft. Man kann weit blicken, hier erlebt man noch pure Natur", so der
Wevelinghovener, der sich schon als kleiner Junge für die Geschichte interessiert hat. Wer weitere Informationen zum Verein wünscht, erhält diese unter http://www.historisches-
wevelinghoven.de.