Wildgehege — ein Naturparadies mitten in der Stadt

Wer aus dem hektischen Stadtleben flüchten möchte, ist im Wildfreigehege genau richtig. Nur ein kurzer Fußweg bringt die Naturfreunde in den Bend — und direkt in eine andere Welt. Denndort sind Ruhe und Erholung möglich.

Das genießt auch Martina Koch - sowohl privat nach Feierabend als auch in ihrem Ehrenamt als Vorsitzende und Schatzmeisterin des Ortsverbandes der "Schutzgemeinschaft Deutscher Wald" (SDW). Auf 70.000 Quadratmetern finden Tiere und Pflanzen ihr Zuhause in einer natürlichen Umgebung. "Wir haben bewusst entschieden, dass alles so echt wie möglich gehalten ist. Wir kümmern uns um einen Wald und ein Wildtiergehege — und betreiben keinen Zoo! Die Tiere sollen sich so artgerecht wie möglich und mit ganz viel Platz bei uns wohl fühlen", erklärt die Vorsitzende Koch. Die 56-Jährige hat im vergangenen Herbst das Amt der Vorsitzenden zusätzlich übernommen, nachdem ihr Vorgänger Klaus Krützen zum Bürgermeister gewählt wurde. Zuvor war sie bereits als Schatzmeisterin für den Verein tätig, was sie weiterhin gerne ausübt. "Als ich 2004 den Jagdschein gemacht habe, habe ich auch Förster Frank Wadenpohl kennen gelernt. Über ihn kam der Kontakt zur Schutzgemeinschaft zustande. Als dort ein Steuerberater gesucht wurde, hat er an mich gedacht. Und wie das so ist, wenn man einmal beginnt sich zu engagieren, bleibt man schnell hängen!

Ich war schon immer gerne in der Natur, habe die Ruhe genossen. Deshalb engagiere ich mich gerne für unseren Ortsverband!" Für Koch ist es nicht nur ein Job — die Grevenbroicherin liebt den Wald. Nach einem stressigen Tag im Büro gibt es für die 56-Jährige nichts Entspannenderes, als den Feierabend im Wald zu verbringen: "Ich sitze einfach gerne auf einer Bank, lasse die Ruhe auf mich wirken oder entspanne beim Jagen." Fast 200 Mitglieder zählt die SDW in Grevenbroich, die 1978 gegründet wurde. Nach dem Sturm "Ela" wurde der Verein vor eine große Herausforderung gestellt: Unzählige Bäume wurden entwurzelt, Gehege zerstört, sogar Tiere mussten ihr Leben lassen.

"Wir haben die Gehege neu aufgebaut und junge Bäume wurden gepflanzt. Natürlich ist das auch mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden gewesen, doch da waren wir absolut überrascht und begeistert vom Engagement der Schloss-Städter", berichtet Koch.
Im kleinen Schützenwald stehen zum Beispiel Bäume, die von Schützenzügen gespendet und an einem Aktionstag eigenhändig eingepflanzt wurden. Die Namen der Züge wurden auf
einer Tafel verewigt. Auch Privatpersonen haben Bäume gespendet. Diese sind mit entsprechendem Namensschildchen versehen. "Es ist toll zu beobachten, wie die Menschen in den Wald kommen, um zu schauen, wie es ,ihrem` Baum geht. Das zeigt einfach noch mal die Verbundenheit", freut sich die Steuerberaterin. Den Grevenbroichern ist eben bewusst, dass sie mit dem Tiergehege im Bend ein wahres Schätzchen haben. Müll und Vandalismus, die in vielen anderen Wäldern oder Gehegen ein Problem darstellen, sind im Bend die Ausnahme.

"Uns ist bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist. Aber wir freuen uns, dass die
Grevenbroicher so gut auf ihr Gehege aufpassen", so Koch. Dafür bietet die SDW den
Schloss-Städtern auch einiges mehr als ,nur` einen Waldspaziergang: Die Grillhütte
wird vermietet. Hier können Vereine, Schulklassen oder Privatpersonen in schöner Atmosphäre grillen und gemeinsam ein paar schöne Stunden verbringen. Förster Wadenpohl — ebenfalls Vorstandsmitglied in der SDW — bietet Führungen durch das Areal für
Schulklassen oder Gruppen an. Der Verein hat im vergangenen Jahr diverse Nachtwanderungen im Programm gehabt, die so großen Zuspruch fanden, dass aus der ursprünglich einmaligen Aktion direkt Folgetermine entstanden. Die Tiere danken den
Besuchern, dass sie gut behandelt werden, mit Zutraulichkeit. Auch die Tiere in den Gehegen haben zwar genug Chancen, sich zurück zu ziehen, halten sich aber gerne am Gitter auf, wenn Besucher kommen — besonders wenn sie Futter wittern…

Tierarten gibt es viele im Gehege: Hirsche, Wildschweine, Esel, Dexter-Rinder, Bentheimer Schweine, Schafe, Muffelwild. Für die Zukunft hat die SDW sich viel vorgenommen:
Verschiedenen Zielgruppen soll der Wald noch näher gebracht werden. So wird in einer Kooperation mit Altenheimen geplant, die Senioren ins Gehege zu begleiten und ihnen die Geschichten über den Wald und die Tiere zu erläutern. Und auch der Nachwuchs soll vertraut
mit dem Wald bleiben. Das Kinder-Projekt liegt Koch besonders am Herzen: "Wir müssen rechtzeitig anfangen, uns darum zu kümmern, dass sich auch die Kinder verantwortlich für unseren Wald fühlen. Sie sollen sich schließlich ein Leben lang gut um die Natur kümmern.
Deshalb hatte ich die Idee, mit Kindern aus dem Bend-Holz aus dem Wald etwas
zu basteln oder zu bauen." Informationen über aktuelle Aktionen gibt es auf der Internetseite unter www.sdwgrevenbroich.de.