Sport befürchtet Kippen der Stimmung: „Hände weg von unseren Turnhallen!“
Grevenbroich · Der Kreis-Sport-Bund (KSB) vertritt die Interessen von rund 120.000 organisierten Sportlern und 400 Vereinen. Bei der jährlichen Klausurtagung stand das Thema Hallenbelegung durch Flüchtlinge im Mittelpunkt.
Und die Sportfunktionäre schlugen deutlich vernehmbar Alarm.
In allen Kommunen des Kreises verzeichnet der Kreis-Sport-Bund ganz erhebliche Einschränkungen im Sportbetrieb – sowohl im Vereinswesen als auch in den Schulen selbst. Schuld an den „vereinsschädigenden Konturen“ sind – nach Einschätzung des Sport-Bundes – unbedachte und falsche Entscheidungen der Bundes- und Landespolitik bei der Zuweisung der Kriegsflüchtlinge.
Die Unterzeichner einer gemeinsamen Erklärung des Sportbundes sowie der Gemeinde- und Stadtsportverbände des Rhein-Kreises sehen den sozialen Frieden gefährdet und befürchten, dass die Stimmung gegenüber den Flüchtlingen kippen wird, sollten noch mehr Turnhallen in Beschlag genommen werden.
„Der Unmut in der Bevölkerung wächst und wir warnen ausdrücklich vor den unkalkulierbaren Folgen. Es gibt zwar derzeit noch eine diffuse Grundstimmung Flüchtlingen beizustehen, aber die Stimmung kippt zusehends und sehr massiv“, steht im besagten Schreiben, das für Jüchen Heinz Kiefer, für Grevenbroich Heinz-Peter Korte und für Rommerskirchen Günter Debets auch mit unterzeichnet haben.
„Unsere Sportvereine wissen nicht mehr, wie sie diese Einschränkungen kompensieren können. Es fallen massiv Übungs- und Wettkampfzeiten aus und für viele Sportvereine ist das ein existenzielles Risiko“, warnt der Kreis-Sport-Bund und weiter: „Wir erleben viele unkoordinierte Maßnahmen der Verwaltung, die diese aber größtenteils nicht zu vertreten haben, da die Abstimmung zwischen Landes- und Bundesbehörden und unseren Gemeinden und Städten oft nicht funktioniert.
Da werden dem Sport über Nacht Hallen entzogen, in Windeseile unter hohem finanziellen und personellen Einsatz zu Unterkünften umgewidmet und dann dringt an die Öffentlichkeit, dass vermutlich in absehbarer Zeit keine Notwendigkeit mehr besteht, dort Flüchtlinge unterzubringen. Kürzlich so passiert mit der Mehrzweckhalle in Allerheiligen, die von vier verschiedenen Sportvereinen genutzt wurde.“
Die Erklärung ist unter anderem an die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gerichtet: „Es gibt noch Potenzial in unseren Kommunen und zahlreiche geeignete Objekte, die herangezogen werden können. Nur wenn der Sport nicht überstrapaziert wird, kann er seinen solidarischen Beitrag leisten. Wir appellieren deswegen an alle Stellen, die hierfür die Verantwortung tragen: Hände weg von unseren Sporthallen!“
Dabei geht es dem Sport-Bund nicht um ein paar ausfallende Trainingsstunden, sondern um wahre Existenzsorgen: Vereine kämpfen mit Mitgliederverlust, Einnahmenausfall, verpflichtenden Gehaltszahlungen der Übungsleiter/Mitarbeiter trotz fehlender Arbeitsmöglichkeit und vielem mehr.
Die Folgen seien immens: „Die bestehende Sportlandschaft (...) wird auf Jahre geschädigt. Die über Jahre geleistete Aufbauarbeit wird zerstört, wenn Mannschaften in ihrer erreichten Spielklasse wegen fehlender Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten vom Spielbetrieb abgemeldet werden müssen“, warnen Kiefer, Korte und die anderen.
„Wenn wir verhindern wollen, dass das System kollabiert, brauchen wir ein Umsteuern bei der Flüchtlingspolitik. Alternative Unterbringungsmöglichkeiten sind mit Nachdruck, Ernsthaftigkeit und entschlossenem Willen zu prüfen und umzusetzen“, so die führenden Sportfunktionäre.