Schlimm für die Kids: Kein Sport, keine Kumpels, kein „Aug in Aug“

Seit Mitte März durften die Kinder keinen Sport in ihren Vereinen betreiben. Was sonst ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist, fiel von einem auf den anderen Tag einfach weg. Denn in den Vereinen geht es um so viel mehr als nur um den Sport: Teamfähigkeit, Gemeinschaft, Spaß und eigene Fähigkeiten stärken. Jetzt sind endlich Lockerungen in Sicht. Ab nächster Woche wird der Sportbetrieb langsam wieder hoch gefahren. Doch wie haben die Kinder die neun Wochen ohne die Vereine erlebt?

Henry Lieverscheidt (links) vermisst das Fußballspielen mit seinen Freunden.

Alleine macht es keinen Spaß:

Kapellen. Der SC Kapellen setzt wie fast alle Vereine der Region stark auf die Förderung der Mädchen und Jungen. „Wir haben recht schnell reagiert und den Kindern Perspektiven geboten – aber eben online.

So nehmen wir zum Beispiel an einem Wettbewerb von ,Fortuna’ Düsseldorf teil. Da bekommen wir jeden Tag eine Aufgabe, die die Kinder alleine zuhause erledigen können“, erklärt Jugendgeschäftsführer Daniel Schmitz.

Maximilian Schmitz trainiert viel im Garten.

Die Übungen werden mit Spaß erledigt – kein Wunder, wenn die Kinder sich zum Beispiel auf den Boden legen müssen, einen einzelnen Schuh auf die Fußsohle legen und sich dann einmal drehen müssen, ohne dass der Schuh herunter fällt. Online treten die Kinder auch gegen andere Mannschaften an und können so wenigstens ein bisschen Wettkampf-Atmosphäre erleben.
Ansonsten versuchen auch schon die Kleinen das Fehlen des Vereinssportes irgendwie aufzufangen. Henry Lieverscheidt zum Beispiel spielt bei den U6-Mini-Bambini: „Mir fehlen die Treffen und das Zusammenspiel mit meinen Fußballkumpels und vor allem die Spiele und Turniere gegen andere Mannschaften. Ich versuche jetzt, mich mit meinem Papa zusammen fit zu halten. Wir fahren viel Fahrrad und trainieren im Garten.“

Nils Hoff fehlt der Ausgleich zum Alltag.

Um den Kontakt zu den Mitspielern zu halten, schicken sich die Kinder Videos von ihren Trainingserfolgen. Auch für den neunjährigen Maximilian Schmitz ist der Austausch immer wichtig: „Ich habe noch kein eigenes Handy, aber es ist toll, wenn ich Mamas oder Papas Telefon nehmen kann, um mit meinen Freunden zu telefonieren oder Nachrichten zu schreiben.“

Der Spieler der E3 trainiert ansonsten viel im Garten: „Torschuss, Ball hochhalten, dribbeln. Dann gehe ich abends noch mit meiner Schwester und meinem Vater eine Runde laufen. Mit meiner Mannschaft mache ich bei der ,Fortuna Challenge’ mit, bei der wir jeden Tag eine Übung geschickt bekomme.“
Mit 16 Jahren gehört Nils Hoff zu den älteren Jugendspielern. Er spielt in der U 16 und ist dem SC Kapellen schon seit seinem vierten Lebensjahr treu. „Am meisten fehlt mir natürlich der Gegenpol zum Alltag. Denn obwohl momentan zwar keine Schule in Form von Präsenzunterricht ist, müssen wir trotzdem Aufgaben bearbeiten und das nicht zu knapp. Stundenlang sitzt man da alleine zu Hause und muss sich in neue Themen einarbeiten oder Ausarbeitungen über vergangene Dinge machen. Und die ganze Zeit ist man allein. Keine

Schulkameraden, keine Eindrücke, kein Hallo am Morgen und kein direkter Input, was der eine oder andere zu Themen denkt. Also die totale Isolation; und dann keinerlei körperlicher Ausgleich. Sich mit seinen Jungs auf dem Platz auspowern und einmal total verausgaben, fehlt mir völlig.“

Dennoch versucht der Schüler, sich fit zu halten: „Ich feile an den Dingen, für die sonst zu wenig Zeitfenster bleibt. So arbeite ich an meiner Ausdauer, an Schnelligkeit und Kraft. Ein Ersatz für das Training im Team ist das aber leider überhaupt nicht.“
Egal ob fünf oder 16 Jahre alt: Die Jungs haben eine Gemeinsamkeit.

Sie freuen sich, wenn es endlich wieder so etwas wie Alltag im Verein geben wird.

Der fünfjährige Henry sagt dazu: „Am schönsten wird es, wenn wir wieder auf einem richtigen Fußballplatz spielen können.“

Nils hofft ebenfalls darauf, bald wieder „richtig“ spielen zu können: „Endlich vernünftig vor den Ball treten, in 1:1-Situationen kommen also in die Zweikämpfe gehen, mit Tempo über den Platz fegen, bis schließlich der Ball im gegnerischen Netz landet, um gemeinsam im Team zu siegen, darauf freue ich mich am allermeisten.“

Maximilian ist froh, wenn er seine Freunde sehen darf: „Ich möchte mit ihnen gemeinsam trainieren und spielen. Alleine macht es nämlich nicht so viel Spaß wie in der Mannschaft.“

Julia Schäfer

Fotos: privat