Claus Marc Hahn: Kunst aus kleinen Steinen Mit der „Roten Festung“ ins US-Fernsehen
Grevenbroich · Wenn seine Ehefrau einen romantischen Film-Abend oder einen Serienmarathon will, dann muss sie fürchten, dass Claus Marc Hahn währenddessen schon wieder in einer seiner Lego-Kisten verschwindet. Denn mittlerweile bunkert der 42-Jährige 1,5 Millionen Legosteine in 9.000 unterschiedlichen Formen und 35 Farben.
Mittelerde, die fiktive Welt aus dem Film "Herr der Ringe", war dabei nur der Anfang. "Inzwischen hätte ich richtig Bock einen neuen Weltrekord aufzustellen — vielleicht mit dem größten Lego-Bauwerk der Welt", schwelgt Hahn in Zukunftsplänen. Jetzt baut er aber erst einmal "Winterfell", die Burg aus der bekannten Serie "Game of Thrones", für die "Comic-Con" im nächsten Jahr.
"Wir haben Weihnachtsgeschenke im Kaufhaus besorgt und schlenderten an den Lego-Regalen vorbei. Dabei fragte mich meine Frau, was ich mir denn wünschen würde", erinnert sich Claus Marc Hahn, "da ich die Gartenarbeit liebe und sie mir nicht die sechste Axt oder fünfte Kettensäge schenken wollte, hab ich überlegt und das Haus von Bilbo Beutlin aus ,Herr der Ringe‘ im Regal gesehen und gesagt, das möchte ich haben." Das ist jetzt vier Jahre her.
Beruflich unterrichtet er als Küchenmeister am Berufs-Bildungs-Zentrum in Grevenbroich Köche und Servicekräfte, privat baut er gerne mit Lego. 16 Herr der Ringe- und 14 Hobbits-Sets später hatte Hahn im 25 Quadratmeter großen Keller ganz Mittelerde errichtet. "Ich hatte das so gebaut, dass es für immer hätte dort stehen können", meint er. Auch eigene Schauplätze, die Lego so nicht hergestellt hat. Dann kam eine Anfrage aus den Niederlanden und Mittelerde wurde kurzerhand zwischen Sandburgen und der "Horror Disney Welt" im Kunstmuseum Zuidlaren ausgestellt. Damit gewann er auch das erste Mal den "MOC" für den zweiten Platz. "Es gibt eine Internetseite von Lego-Fans; da kann man im Monat immer für das schönste Lego-Modell abstimmen", berichtet er. Danach gewann er Dutzend Preise. Und seitdem die "Comic-Con" auch Legomodelle in ihr Repertoire aufgenommen hat, stellt dort auch aus.
200.000 Euro hat Hahn schon für Legosteine ausgegeben
Doch nicht Orks oder das Auge Saurons zerstörten Mittelerde nach sechs Monaten, sondern Hahn selbst. "Die Ausstellung war vorbei. Mehr als zwei Wochen habe ich gebraucht, um die Steine farblich wieder zu sortieren. Das mache ich nie wieder", ist er überzeugt. Jetzt verkaufe er seine Modelle wie ein Kunstwerk.
Nach Mittelerde folgten der "Palast der Züge" aus "1001 Nacht", der schiefe Turm von Pisa oder auch Darstellungen aus "The walking Dead" und "Game of Thrones". "Ich bin ein Fantasy-Fan", gibt Hahn zu. Dabei rechne er beim Nachbauen jedoch nicht die genauen Legosteine aus. "Ich schaue mir ein Foto an und dann wird geschätzt", verrät er. Dabei sei vor allem die Schwierigkeit, dass man nicht jeden Stein auch in jeder Farbe bekomme. Teilweise gebe es auch hierbei "Limited Editions", die nach einer gewissen Zeit vom Markt genommen werden.
Mehr als 200.000 Euro hat Hahn bereits für seine Lego-Sammlung ausgegeben. "Durch einen Freund bin ich aber dazu gekommen, meine Modelle auch einfach zu verkaufen", sagt er. So steht ein Mosaik-Gebilde hinter Plexiglas bei einem glücklichen Käufer und "Woodbury" aus "The walking dead" im Wohnzimmer eines anderen. "Für mich ist das gar nicht schwer die Modelle abzugeben", meint er, "für mich ist die größte Begeisterung eines zu erschaffen, das zu visualisieren und dann ist das Thema für mich gegessen und ich fange mit dem nächsten Projekt an." Dabei dürfen die Kiddies auch mal mithelfen. "Ich baue immer im Wohnzimmer, um mein Hobby mit meiner Familie zu verbinden. Dann kann es auch schon mal passieren, dass sie mal mithelfen, mal alles umschmeißen", lacht der 42-Jährige.
Eine eigene Legofigur mit einem britischen Maler
Mit "The Red keep" ("Rote Festung") aus der Serie "Game of Thrones" landete Claus Marc Hahn einen Volltreffer. "Mein Video wurde auf anderen Plattformen geteilt und hatte bereits am ersten Tag 25.000 Klicks", erzählt er sehr beeindruckend. "das ging dann über China, Russland, Brasilien, quasi einmal quer um die Welt." Bis es sogar beim "Discorvery Chanel" im "Daily Planet" ausgestrahlt wurde. "Das ist Wahnsinn mit so einem Kram, den man baut, weil man Bock hat, und nicht, weil man berühmt werden will, im Fernsehen zu landen", freut er sich.
"Eigentlich wollte ich die Burg aus dem Intro erst für das nächste Jahr bauen und dieses Jahr gar nichts ausstellen", berichtet Hahn, "aber die Schauspielerin Lena Headey, die die Cersei in ,Game of Thrones‘ spielt hatte sich angekündigt." Ein kleiner Wunsch des Hobbybauers sollte sich also erfüllen. "Dann habe ich mich mit einem britischen Maler zusammengesetzt, der Lego-Figuren herstellt", verrät er. Um ihr eine Figur mitzugeben, aber auch um die Burg, neben technischen Effekt noch realer darzustellen, wurde eine neue Lego-Figur erschaffen. "Dann hat sie aber abgesagt", so Hahn sichtlich betrübt.
Nun habe er das Bauen etwas zurückgeschraubt. "Mein nächstes großes Projekt ist ,Winterfell‘ mit den Drachen aus ,Game of thrones‘ nachzubauen", so Hahn. Dafür habe er aber noch bis Sommer 2018 Zeit.
"Was ich gerne einmal machen würde, ist einen neuen Weltrekord mit einem Legomodell aufzustellen", meint er, "dazu hätte ich richtig Bock." Derzeit trage Rene Hoffmeister, ein zertifizierte Legobauer aus Deutschland gleich zweimal den Weltrekord.