Kommen Wölfe nach Grevenbroich?

Grevenbroich · Renate Steiner ist engagiertes Mitglied der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ im Ortsverband Grevenbroich, seitdem sie vor drei Jahren nach Grevenbroich zurückkehrte. Seit 1990 ist sie nebenberuflich als Zoobegleiterin im Kölner Zoo tätig.

Renate Steiner will „Wölfe vor Grevenbroich“ nicht vollkommen ausschließen.

Foto: Foto: SDW

Auf der Basis des dort erworbenen Fachwissens bot sie einen Vortrag zur Rückkehr der Wölfe nach Deutschland an. Gut zwei Dutzend Vereinsmitglieder, Jäger und andere Naturinteressierte konnte Johannes Frommen, Stellvertretender Vorsitzender der SDW, zum Vortrag begrüßen.

In zwei Teilvorträgen informierte Renate Steiner darüber, dass der Wolf ursprünglich große Bereiche der gesamten Nordhalbkugel, fast ganz Eurasien und Nordamerika, besiedelte und somit auch in ganz Europa heimisch war. Der Wolf war über 100 Jahre in Deutschland ausgestorben, da er bis zur Ausrottung verfolgt wurde. 1904 wurde offiziell der letzte Wolf Deutschlands im sächsischen Teil der Lausitz erlegt.

Im Jahr 2014 leben in Europa wieder etwa 12.000 bis 14.000 Wölfe. Die neuen Schutzgesetze haben seit den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts dazu auch ihren Beitrag geleistet. Die ersten Tiere wanderten aus den östlichen oder südlichen Nachbarländern ein.

Nachweislich wurden Wölfe bisher in zwölf Bundesländern gesichtet. Aktuell leben Rudel in sieben Bundesländern.

Eine „bundesdeutsche“ Wolfsfamilie beansprucht abhängend vom vorhandenen Wild- und damit Nahrungsaufkommen eine Fläche von rund 250 Quadratkilometern.

Bei hohen Wildbeständen (Rehe, Hirsche, Wildschweine, Hasen, Kleinsäuger) stellen Nutztiere nicht die bevorzugte Nahrung für Wölfe dar. Erfahrungsgemäß entkommen ihnen 90 Prozent der Beutetiere.

Sie erbeuten vor allem kranke, schwache, alte und unerfahrene Tiere. Ihre Tötung ist für sie einfacher und viel weniger gefährlich als beispielsweise die Jagd auf schnelle, wachsame und wehrhafte Rehe.

Wölfe schaffen eine Tageslaufleistung zwischen 30 und 75 Kilometern, wodurch sie relativ schnell jeden Punkt in Europa erreichen können. Wenn man bedenkt, dass ein durchziehender Wolf vor nicht allzu langer Zeit in Rösrath gesehen wurde, erhält die Frage „Kommen Wölfe nach Grevenbroich?„ eine neue Bedeutung. Renate Steiner meinte zwar: „Ich glaube nicht daran“, aber grundsätzlich ausschließen mochte sie es auch nicht.

Sie beruhigte ihre Zuhörer: „Die Angst vor dem Wolf entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.“ Die wenigen Wolfsangriffe vor allem aus Amerika zeigten, dass es sich jeweils entweder um kranke Tiere gehandelt habe oder um Wölfe, die vorher vom Menschen gefüttert worden seien. Ihre Ratschläge für eine derzeit noch unwahrscheinliche Begegnung: „Solange wir Wölfe als Wildtiere betrachten und behandeln, die ohne Bezug zum Menschen leben, besteht dementsprechend kein Grund zur Sorge.“

Und: „Menschen gehören nicht in das Beuteschema von Wölfen – ihnen gegenüber ist der Wolf eher skeptisch. Aus Vorsicht wird er daher versuchen, uns Menschen aus dem Weg zu gehen und sich zu entfernen“, so die Referentin.

(Kurier-Verlag)