Teppich-Rücken im Erasmus: Der Neue hat feste Pläne mit dem Chef-Büro! Michael Jung packt derweil die Koffer für den Traumurlaub in Neuseeland
Grevenbroich · "Da ich hier viel Zeit im Büro verbringen werde, kann ich mir vorstellen etwas Asiatisches und tatsächlich die ein oder andere japanische Tugend unterzubringen", erzählt Dr. Michael Collel, "und der Teppichläufer kommt raus.
Nicht, weil der mir nicht gefällt, sondern weil ich über alles stolper." "Den haben wir von einer Haushaltsauflösung", stimmt Michael Jung ein, "und die Schülerzeichnungen da hinten, da wollte ich immer etwas anderes hinhängen. Die überlasse ich dir auch." Am Freitag wurde Jung als Schulleiter des Erasmus-Gymnasium verabschiedet; Dr. Michael Collel übernimmt die Nachfolge.
Während für Collel am Donnerstag der erste Tag als neuer Schulleiter des Erasmus-Gymnasium beginnt, ist für Michael Jung packen angesagt. Nicht, weil er dann erst sein Büro räumt, sondern weil es für ihn "Down Under" geht — nach Neuseeland.
"Das ist ein Reiseziel, das ich und meine Ehefrau uns schon immer verwirklichen wollten, das über einen so lange Zeitraum in den Ferien aber nie möglich war." Die Route ist grob geplant und das Wohnmobil bereits gebucht. Ein kleines Trostpflaster nach einer so langen Zeit an einer Schule.
"Ich habe 1981 als Frischling angefangen", berichtet Jung, "seit 2001 bin ich Schulleiter am Erasmus. Es war interessant und schön zu sehen, wie der Nachwuchs meiner ersten Schüler-Generation dann hier zur Schule gegangen ist."
Noch wirkt der 63-Jährige relativ gefasst, "nach 36 Jahren an ein und derselben Stelle wäre es traurig, wenn ich das mit einem Federstrich abtuen würde. Ich werde auf ein langes Arbeitsleben mit Freude und in großer Dankbarkeit zurückblicken."
Die Entscheidung zwei Jahre früher in den Ruhestand zu wechseln, sei für den Mathe- und SoWi-Lehrer vor allem wegen des Wechsels von G8 zu G9 gefallen.
"Ich halte es jetzt für einen guten Zeitpunkt, den Staffelstab zu übergeben", nickt er in Richtung Collel, mit dem er, davon sei er überzeugt, einen fähigen Nachfolger habe. Und, davon sei er ebenfalls überzeugt, sei er selbst in Zukunft mit Sicherheit auch bei der ein oder anderen Schulveranstaltung anwesend.
"Was mir in Erinnerung bleibt, ist nicht eine bestimmte Stunde, sondern was bleibt, sind die außerunterrichtlichen Veranstaltungen", so Michael Jung weiter.
Auf den Ruhestand blicke er vor allem mit Gelassenheit: "Worauf ich mich freue, ist es nicht mehr in einem zeitlichen Korsett festgezerrt zu sein." Und dann werde er versuchen, nach seiner Reise, etwas mehr Zeit für Sport und Lektüre zu finden.
Mit Collel gibt Jung seinen Staffelstab an einen erfahrenen Lehrer weiter. "Ich bin seit 2009 an der Schule tätig", gibt der 42-Jährige an. Seine Zeit während des Studiums verbrachte der Deutsch- und Philosophielehrer für anderthalb Jahre sogar in Tokio. "Dort bin ich mit meiner damaligen Freundin, die ich mittlerweile geheiratet habe, an der Sophia-Universität gewesen", berichtet Collel. Dabei sei ihm vor allem eines bewusst geworden: "Die romantische Vorstellung vom traditionellen Japan gibt es nicht."
Der Vater von einer 13-jährigen Tochter und einem zehnjährigen Sohn freut sich auf die neuen Aufgaben, die der Posten des Schulleiters mit sich bringen: "Mir ist es wichtig, dass ich ein gut bestelltes Haus übernehme. Ich gehe nicht in eine Baustelle, ziehe mir den Helm an und fange an loszubaggern. Wir müssen die Umstellung von G8 auf G9 bewerkstelligen und sowohl weitsichtig als auch großmutig gestalten."
Außerdem wolle er an der guten Tradition, dass die Schule das kulturelle Zentrum in Grevenbroich bildet, weiter fortführen — mit Dr. Peter Reinders als Stellvertreter.
"Und, was mir noch wichtig ist: Das Erasmus ist eine Schule mit Seele und Herz. Das ist hier spürbar. Das möchte ich weiter beibehalten und auch verstärken."
Eine enge Schulgemeinschaft, die auch Jung mitnimmt. "Das Gemeinschaftsgefühl hier ist stark und die Schülerschaft engagiert. Nur so kann Schule gelingen mit Eltern, Lehrern und Schülern."
Kommenden Donnerstag beginnt dann der große Tag für Dr. Michael Collel als Schulleiter.
"Da dann noch der alte Stundenplan gilt, werde ich den Tag regulär in meinem Philosophie-Kurs beginnen", erzählt er, "in der zweite Stunde werde ich dann von der Dezernentin noch einmal offiziell dem Kollegium vorgestellt. Das ist ein ritual. Und dann wird es sicher gesellig."
Alina Gries