Küsters im Interview: „Blut ersetzt niemals die Idee“
Erft-Kurier: · Arnold Küsters hat seine Mönchengladbacher Krimi-Reihe mit dem Roman „Endstation Allgäu“ fortgesetzt. Es geht um bizarre Frauenmorde, bei deren Aufklärung unter anderem Stadtarchivar Wolfgang Brandt („ein schlacksiger Typ“) helfen soll.
Das Erft-Kurier-Interview führte Gerhard Müller.
Sind Sie „Criminal Minds“-Fan?
Küsters:
Was ist „Criminal Minds“? Kenne ich tatsächlich nicht, bin demnach auch kein Fan. Ich werde den Begriff mal googeln.
Erft-Kurier:
Reicht heutzutage ein „Er trifft sie. Sie trifft ihn. Am Ende ist einer tot“-Mord nicht mehr aus, um die Krimi-Fans zu fesseln?
Küsters:
Doch, natürlich reicht das bewährte Rezept. Ich habe es lediglich nach meinem Geschmack abgeändert. Aber es geht mir nicht darum, je blutiger umso eher wird der Roman beim Publikum wahrgenommen. Blut ersetzt niemals die Idee.
Erft-Kurier:
Wie „basteln“ Sie Ihre Plots? Gibt es ein Thema und Sie suchen dann die passenden Morde dazu? Oder haben Sie Mord-Inszenierungen und basteln dann die Geschichte dazu?
Küsters:
Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. In aller Regel habe ich das Thema, die Geschichte im Kopf. Der Weg dahin überrascht mich am Ende selbst ein wenig. Die Morde kommen erst bei meiner Auseinandersetzung mit dem Thema ins Spiel. Also, der Plot bestimmt die Todesart.
Mordinszenierungen habe ich nicht im Kopf, wenn ich über ein neues Manuskript nachdenke. Das würde nicht faszinieren. Zumal die Todesart für mich nicht entscheidend ist. Es geht mir mehr um die Geschichte hinter den Morden: Warum wird ein Mensch zum Täter? Was muss passieren, dass er die Kontrolle verliert? Es geht mir eher um die psychologische Variante.
Erft-Kurier:
Kann es sein, dass der rheinisch-gemütliche Archivar Schrievers Ihr besonderer „Liebling“ ist?
Küsters:
Definitiv. Heinz-Jürgen Schrievers ist für mich das Urbild des Niederrheiners. Er ist eine echte Type. Er ist eigenwillig, dennoch sehr kontaktfreudig und vor allem bodenständig. Er liebt nicht nur seine Gertrud und ihre Lebenwurstbrote, sondern seine niederrheinische Heimat. Die Leser lieben die Figur ebenfalls. Ich werde oft gefragt, ob „der Archivar auch im nächsten Buch vorkommt“. Dabei hatte ich ihn bei meinem ersten Roman gar nicht auf dem Schirm. Er ist mir bei einem einsamen Abend, bei Rotwein und Käse, an der niederländischen Nordsee das erste Mal „erschienen“, als ich mich in den Wohnwagen meiner Schwester zum Schreiben zurückgezogen hatte, um – auf Anraten eines Verlages – das erste Manuskript noch stärker als bis dato geschehen, auszuarbeiten. Auf einmal war er da. Und ich möchte ihn nicht mehr missen.
Erft-Kurier:
Chefredakteur und freie Journalistin – frei erfunden oder gibt es „Vorbilder“?
Küsters:
Ich arbeite seit 1986 als Journalist für den WDR und die ARD sowie für Tages- und Wochenzeitungen, bin außerdem als Pressesprecher aktiv – insofern kenne ich das „Milieu“ wie meine Westentasche. Konkrete Vorbilder für die Figuren in „Endstation Allgäu“ gibt es aber nicht. Wie im Roman beschrieben, habe ich allerdings so oder ähnlich Kolleginnen und Kollegen, Redaktionsräume und -abläufe, wie auch Situationen und Atmosphären erlebt. Übrigens: Die im Roman abgebildete „Rheinische Allgemeine“ gibt es natürlich ebenfalls nicht.