Oberbach mahnt: „Wir sind da ein bisschen zu bürokratisch“
Grevenbroich · Kim Herrmann, Sabrina Rosenthal-Aussem und Ulrike Oberbach, das Orga-Team im neuen „Info-Point“ der „Starthelfer Grevenbroich“, wollen die Flüchtlinge „fördern und fordern“, damit der Start ins neue Leben gelingt. Wäre da nicht allzu oft die Bürokratie ...
Da ist zum Beispiel der junge Mann, Flüchtling aus der Ukraine, der ein ausgesprochener IT-Spezialist ist. Und der umgehend einen Job haben könnte. „Er spricht, wie in der IT üblich, perfekt englisch, darf aber nicht arbeiten, weil ihm das B2-Zertifikat in der deutschen Sprache fehlt“, ärgert sich Ulrike Oberbach.
Dieses Einfordern des „B2“ sieht sie eh als übertrieben an. Und das nicht nur, „weil die nicht erst das Plusquamperfekt können müssen. Das ist perfektes Deutsch, das viele Deutsche nicht schaffen“, betont sie. Und sie fügt bitter an: „Gastarbeiter sind früher zu Millionen gekommen und haben kein Wort Deutsch gesprochen.“ Trotzdem hätten sie arbeiten dürfen und die Integration sei meist auch gelungen.
Sabine Rosenthal-Aussem macht darüber hinaus deutlich, dass Flüchtlinge aus der Ukraine, aus Afghanistan, aus dem Iran nicht nur eine neue Sprache, sondern auch eine neue Schrift lernen müssten, was gerade die Älteren vor allzu hohe Herausforderungen stellen würde.
Auch zum Beispiel, wenn es um den Führerschein ginge. Der muss nach drei Monaten in Deutschland neu gemacht werden. Für die theoretische Prüfung gibt es Übersetzungen ins Türkische und ins Arabische, aber zum Beispiel nicht ins Farsi. Die Damen denken da an mehrere Flüchtlinge, die in der ehemaligen Heimat Lkw-Fahrer waren, hier in der Logistik-Branche gesucht würden, aber wegen der beschriebenen Barrieren nie das „B2“ schaffen würden. „Lkw-Fahren können sie aber“, betont Oberbach mit leicht giftigem Unterton.
Einer der Flüchtlinge habe sich mit „Youtube“-Videos für die theoretische Führerscheinprüfung fit gemacht. „Der fährt jetzt Busse in Düsseldorf.“
Noch einmal Ulrike Oberbach: „Unser Frust liegt darin, dass wir Leute, die was können, nicht in Lohn und Arbeit bringen können. Wir Deutschen sind da, auch im Gegensatz zu anderen Ländern, ein bisschen zu bürokratisch“. Dabei merke man den Flüchtlingen aus der Ukraine und aus Afghanistan ihre Bildung geradezu an.