Hakan Temel (SPD): „Dinge anpacken, verbessern, voranbringen, das liegt mir“

Grevenbroich · Es sei an der Zeit gewesen, den „nächsten politischen Schritt zu gehen“, konstatiert Hakan Temel mit breiter Brust. Und deshalb sei in ihm auch der Wunsch gewachsen, Landrat zu werden ...

Hakan Temel wuchs in Neuss bei seinen Großeltern auf. Er ist verlobt; die Hochzeit wird sich aber wohl wegen der Landratskandidatur ein wenig verschieben. Er liebt Fahrradfahren (auch zu beruflichen Termin in Krefeld, Dormagen oder im Düsseldorfer Süden tritt er in Pedale), besucht seit vielen Jahren Tanzkurse (lateinamerikanisch). Und das einzige, was er sich zum Anziehen mal im Internet bestellt habe, seien spezielle Tanzschuhe gewesen.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Anders als die Abgeordneten in Berlin und Düsseldorf, die ja schon „ein wenig weiter weg“ arbeiten würden, habe der Landrat ganz direkt mit den Sorgen und Nöten, aber auch mit den Anregungen der Menschen zu tun. „Da gibt es keinen Umweg“, betont Hakan Temel bei seinem Besuch in der Redaktion des Kurier-Verlages. Der 43-jährige Neusser wurde in der Vorwoche von der SPD als Landrats-Kandidat offiziell nominiert.

Dass er nach mehreren Absagen anderer angedachter Kandidaten der einzige Bewerber war, der übrig blieb, stört ihn dabei gar nicht: Er will sich als „Kümmerer“ präsentieren und für Vertrauen in der Bevölkerung werben. Im Grunde genommen so, wie Temel es auch in seinem Neusser Stadtratswahlkreis hält. Den hat er 2014 direkt geholt und dort hat er seinen Stimmenanteil 2020 sogar noch einmal um zwölf Prozentpunkte deutlich gesteigert.

Neben dem „Kümmerer-Aspekt“ führt er noch eine andere Qualität ins Feld, die ihn befähigt, Landrat zu werden: „Ich übernehme gerne Verantwortung für meine Heimat – in Stadt und Kreis. ,Die Heimat mit dem Herzen sehen‘, das ist etwas, das mich antreibt. Dinge anpacken, verbessern, voranbringen, das liegt mir. Wertschätzung spielt dabei natürlich auch eine große Rolle.“

Aktuell ist er „nur“ sachkundiger Bürger in einem Kreis-Ausschuss, hat also noch nicht viel Erfahrung auf dieser Ebene sammeln können. Aber: „Ich traue das Amt des Landrates mir zu, weil ich mich ganz schnell in Dinge hineinarbeiten kann. Ich übernehme Verantwortung. Und ich habe viel Erfahrung als Führungskraft gesammelt.“ Der Sozialpädagoge hat sich selbstständig gemacht im Bereich der Beratung von Pflegediensten, die sich interkulturell öffnen wollen, und inzwischen auch im Auftrag der Jugendämter im Bereich der Familienhilfe. Und genau da habe er viele „Projektaufgaben mit Weisungsbefugnis“ für zahlreiche Mitarbeiter übernommen und zu einem guten Ende gebracht.

Seine Hauptthemengebiete sollen die Wirtschaft (Transformation und Strukturwandel), Sicherheit und Ordnung („Wir brauchen mehr Polizeibeamte. Das beim Land durchzusetzen, gehört auch zu Aufgaben des Landrates.“), Präventionsarbeit (von der offenen Jugendarbeit bis zu den Hilfen zur Erziehung: „Die jungen Menschen von heute nicht zu den Tätern von morgen zu machen.“). Schließlich geht es ihm auch um bezahlbaren Wohnraum für alle.

Das genaue Wahlprogramm will er in den kommenden Wochen mit den Genossen der SPD erarbeiten. Er habe viele Freunde und Unterstützer in der Partei. Zum Beispiel bei seinem Besuch in der Versammlung der Jüchener SPD sei er „sehr gut aufgenommen“ worden.

Und wie sieht Temel seine Chancen, die Wahl im kommenden Herbst zu gewinnen? „Ich wäre nicht ehrlich, wenn ich etwas machen würde, wovon ich nicht glauben kann, es zu schaffen. Dafür habe ich auch zu wenig Lebenszeit.“

Für seine Gegenkandidatin von der CDU findet er anerkennende Worte: Im Sommer habe man sich bei mehreren Terminen getroffen und gute Gespräche geführt. „Und ich habe zumindest ein Selfie mit Katharina Reinhold auf meinem Handy“, lacht er.