Diskussion auf dem Friedhof: Wenn Blumen Arbeit machen

Frimmersdorf · Ungewöhnlich: Die Redaktion des Erft-Kurier war auf dem Frimmersdorfer Friedhof mit einer Bürgerin verabredet ... und zu diesem Termin erschienen auch Ulrike Oberbach („Mein GV“) und Uwe Kohlbach von den Stadtbetrieben. Das geschah, weil das Treffen in der Vorwoche schon Thema im „Arbeitskreis Friedhöfe“ der Stadt war!

Auch wenn die Emotionen während des Gespräches (von links: Ulrike Oberbach, Uwe Kohlbach und Cornelia Gudella-Schwabe) hoch kochten, am Ende umarmten sich die Damen.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Sie seien gekommen, um die Fakten zu vermitteln, bevor es zu noch mehr Aufregung komme, betonten die Politikerin und der Friedhofs-Fachmann der Stadtbetriebe.

Die Fakten sind dabei (fast) klar: Bei Rasengräbern (im so genannten „Arlington-Stil“) werden die Urnen auf einer Rasenfläche bestattet und mit einer Marmorplatte (im vorgegebenen Stil) abgedeckt. „Weitere bauliche Anlagen, eine Bepflanzung der Grabstätte beziehungsweise das Aufstellen von Blumenschmuck ist hier nicht zulässig“, heißt es in der Friedhofssatzung. Und dies wird auch beim Anpachten per Unterschrift bestätigt.

Die Frimmersdorfer Friedhofskapelle soll saniert, verkleinert und in ein Kolumbarium umgebaut werden.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Auch der traditionelle Schützenfest-Blumengruß des örtlichen Heimatvereins (kleines Foto oben) ist damit beispielsweise nicht erlaubt.

Allerdings halten sich die Nachfahren weder in Frimmersdorf noch auf den anderen Friedhöfen (wie Neuenhausen, Elsen, Neukirchen) an diese Vorgabe. Blumen, Kreuze, Lampen, kleine Figuren sind dort zu finden, was – so Oberbach – die „reinen“ Arlington-Fans ärgere. Und was den Friedhofsarbeitern – so Kohlbach – viel Arbeit mache, wenn die Fläche bis zu zehnmal im Jahr gemäht werden müsse.

„Die laufen zwei, drei Stunden, um alles abzuräumen“, betonte er mit Blick auf die Friedhöfe, die schon geschlossene Rasenflächen haben.

Mit dem Abräumen hat Cornelia Gudella-Schwabe allerdings keine Probleme. Das kennt sie immerhin schon seit drei Jahren, so lange also, wie das Grab besteht, Was sie Anfang September in Rage brachte, war, dass die Erinnerungsstücke nicht beiseite geräumt, sondern in der Mülltonne entsorgt wurden. „Das geht gar nicht“, sagte sie unter Tränen. Seit zwei Wochen könne sie sich nicht beruhigen, nicht mehr richtig schlafen.

Auch der Gruß der örtlichen Schützen ist eigentlich nicht erlaubt ..!

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Uwe Kohlbach versicherte allerdings nachdrücklich, dass seine Kollegen nichts in die Mülltonne geworfen hätten. „Auf keinen Fall“, beteuerte er. Im Laufe des recht emotionalen Gespräches wurde dann vereinbart, auch in Frimmersdorf (wie schon auf anderen Friedhöfen) am Rande des Rasenfeldes eine zentrale Ablagestelle für Blumen & Co anzubieten.

Oberbach sagte zu, dieses auf den Weg zu bringen.

Bei dieser Gelegenheit berichtete Ulrike Oberbach, dass die Frimmersdorfer Friedhofskapelle bald saniert werden solle. Das Stern-Kronen-Dach sei (mangels Pflege) verfault, solle deshalb durch ein flaches Dach ersetzt werden. In diesem Zuge komme die Garage weg und ein Teil der Kapelle werde abgerissen.

Im anderen Teil werde ein Kolumbarium eingerichtet, eine aktuell sehr gefragte Bestattungsform, wie sich am jüngst erst in Neukirchen eingerichteten Kolumbarium zeige.

Besagter „Arbeitskreis Friedhof“ überlegt übrigens eine neue Bestattungsform für Urnen mit ins Programm zu nehmen: Vier Urnen lassen sich dann in einer Röhre beisetzen, die in einem Blumenbeet in die Erde eingebracht wird. Ein Bronzedeckel bietet den Abschluss. Der Vorteil: Das blühende Umfeld wird ganzjährig garantiert.

(Gerhard P- Müller)