Standards für KiTa-Caterer? Alina Gries im „Selbstversuch“ Gesund soll es sein. Und den Kids soll es auch schmecken.
Grevenbroich · Schluss mit Fertiggerichten und ungesundem Essen an Schulen und KiTas — das fordert zumindest Bundesernährungsminister Christian Schmidt. Damit die Caterer auch gewisse Standards erfüllen, soll eine TÜV-Plakette her.
Schul-Dezernent Michael Heesch gibt an, dass bisher keine Beschwerden bei der Stadt vorlägen, die die Qualität des Mittagessens betreffen würden. Das mag vielleicht stimmen, aber wie schmeckt denn das Essen in der KiTa? Reporterin Alina Gries hat die Mittagspause mit den Kleinen verbracht.
"Ich mag keine Tomaten und auch keine Gurken", sagt Anna und schiebt sich eine Krokette in den Mund. Reporterin Alina Gries sitzt mit drei Kindern der KiTa "Sonnenland" am Tisch. Die KiTa im Buckau-Gelände bezieht ihr Essen vom Krankenhaus — 75 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zum Schulalter essen hier. Auf dem Speiseplan: Kroketten mit Hähnchenfleisch, Blattsalat und Tomatensoße — und als Nachtisch gibt es dann noch Apfelmus.
Den Kleinen schmeckt's — nur den Blattsalat und die Soße mögen sie nicht ganz so gerne. "Am liebsten esse ich aber Tortellini", erzählt Leyen und nimmt sich Kroketten nach. Um die Individualität der Kids zu fördern darf jeder für sich selbst entscheiden, wie viel er schafft und was er mag. Oder eben auch nicht mag. "Es ist aber wichtig, dass die Kinder die Vielfalt von Essen kennenlernen", bemerkt Uwe Georg. Er selbst ist Vegetarier und achtet auf eine ausgewogene Ernährung, die für ihn auch als Leiter in seiner KiTa wichtig ist.
"Gibt es noch was?", fragt die kleine Leyen ganz ungeduldig und schiebt sich noch mehr Kroketten auf ihren Teller. Die kommen bei den Kindern besonders gut an. Und auch Kollegin Alina Gries scheinen die runden Kartoffelbeilagen zu schmecken. Doch so ganz ohne Soße funktioniert das bei ihr nicht — und am liebsten darf es auch etwas mehr sein. "Alles wird frisch zubereitet", versichert Leiter Georgr. Dabei wird immer aus drei Gerichten gewählt. Nur ist das vermutlich ausgerechnet nicht das aller leckerste Gericht in dieser Woche. Die Kids essen jedoch brav auf.
"Eigentlich mag ich die Gurken nicht", sagt Anna und stopft sich eine weitere tapfer in den Mund. Aber sie steht auf der Ernährungspyramide und alles im "grünen Bereich" ist gesund. Und das Fleisch? "Bei uns an der KiTa gibt es aus religiösen Gründen generell kein Schweinefleisch", sagt Georg. Doch das Hähnchenfleisch ist sehr trocken. Die Kinder aus der blauen Gruppe im Alter von drei bis sechs Jahren bekommen sie auch selber kaum geschnitten. Da muss dann Gruppenleiterin Ulrike Wagner helfen.
Vito hat beim Zerschneiden beispielsweise den Salat — der hat sich kurzerhand auf dem Tisch verteilt. "Mir ist der runter gefallen, weil ich das nicht geschnitten bekomme", klagt er. Fazit unserer Kollegin: Auf kindgerechte Art und Weise wird das Essen "lecker" verpackt. Wenn das Kind aber sowohl das Fleisch als auch die Gurken schneiden muss, was bei vielen noch nicht funktioniert, wird es natürlich schwierig.
Doch ohne Vergleich auch kein aussagekräftiges Urteil. So wird Alina Gries auch an den Tisch im "Traumzauberhaus" in Elsen verfrachtet. Dort hockt sie sich ebenfalls auf den kleinen Stuhl zu Jazz, Angelos und Vincent. Hier stehen auf dem Speiseplan: Nudeln mit Hackfleischsoße und Gurkensalat. Als Nachtisch gibt's Mandarinen. Und wie im "Sonnenland" schon aufgefallen, kommen Nudeln gut bei den Kids an, auch Kollegin Gries freut sich auf die Spaghettis im "Traumzauberhaus". 58 Kinder essen hier in der KiTa.
Und wie das schmeckt. Dreimal schaufeln sich die Kids nach — so sitzen sie fröhlich kauen mit verschmierten Mündern am Tisch. Dabei ist auffällig, dass fast alle die Nudeln getrennt von der Soße essen. Der Gurkensalat aber wird nicht allzu gerne gegessen. "Erbsen. Bohnen und Spargel kommen hier nicht so gut an", verrät Gruppenleiterin Maria Segger. "Was sind Erbsen?", fragt Jazz neugierig — "Die gab es gestern", lautet prompt die Antwort und das kleine Mädchen schüttelt sich.
Die Mandarinen werden kurzerhand durch Apfelmus ersetzt. "Das ist das noch von gestern", weiß sie. Und auch dasselbe Apfelmus wie im "Sonnenland". Das schmeckt natürlich ‧und ist auch bei den Kids sehr beliebt. Das Fazit zum Essen hierbei lautet: Nudeln kommen immer gut an, bei diesem Gericht kann aber auch nicht großartig allzu viel falsch gemacht werden.
Und was sagen die Leiter zum Vorschlag hinsichtlich der TÜV-Plakette? "Ich finde das ist keine schlechte Idee", äußert sich Koppe, "die gesunde Ernährung ist wichtig. Es kommt aber auch darauf an, welche Aspekte dabei berücksichtigt werden." Gesund ist das Nudelgericht nicht unbedingt, aber für den Ausgleich sorgt eine Ernährungsberaterin vor Ort. "Sie bereitet beispielsweise Smoothies vor. Die Rezepte können die Kids dann mit nach Hause nehmen". Der Smoothie-Trend geht also schon bei den Untersechsjährigen los.
Und auch Uwe Georg achtet auf gesundes Essen in seiner KiTa. "Wir frühstücken morgens zusammen und jeder bringt etwas Gesundes zum Frühstück mit", sagt er. Deshalb stimmt auch er der TÜV-Plakette positiv zu. "Eine solche Plakette wäre nicht verkehrt, dann würden die Caterer dazu genötigt werden, auf gewisse Standards zu achten", meint er.
Doch was wird dann künftig auf dem Speiseplan stehen? Das hippe Pürrier-Getränk aus der Flasche — vielleicht sogar mit Gemüse und Fleisch? Wichtig ist in beiden KiTas die Maßstäbe "ausgewogen" und "gesund" sowie "auf kindgerechte Weise". Dass das dann auch mal Kroketten oder Schokopudding sind, ist vollkommen nachvollziehbar. Mögen wir das nicht alle lieber als Möhren- und Kartoffeln-Durcheinander?