Die DNA unserer Stadt:Kühnel fand erste Furt

Wer heute bei einem Einkaufsbummel durch die Innenstadt auf der Kölner Straße geht, fragt sich bestimmt nicht, wie es hier vor rund 800 Jahren ausgesehen hat. Aber doch: Die Kölner Straße ist die älteste Straße Grevenbroichs; sie war Teil eines Handelsweges von Köln über Barrenstein nach Venlo.

Die Altstadt Grevenbroich im Jahr 1771: Markant von unten nach oben die heutigen Einkaufsstraßen Kölner Straße mit Marktplatz und Breite Straße. Von links nach rechts der Steinweg vom „Alten Schloss“ zum ehemaligen Kloster.

Grevenbroich. In Grevenbroich überquerte diese Handelsstraße eine Furt über die Erft, die nur im Sommer und nur bei Niedrigwasser passierbar war. Wo diese Furt genau lag, ist nicht überliefert.

Grevenbroich war damals eine sumpfige Ebene; die Dörfer Elsen und Gustorf existierten bereits und grenzten dicht an Grevenbroich.

„Erst vor 800 Jahren trauten sich die Menschen in diese verbliebene Sumpfzone – quasi als Resteverwertung“, weiß Achim Kühnel, Heimatforscher vom Geschichtsverein Grevenbroich. „Sie schütteten hier einen kleinen Hügel auf und errichteten eine Burg, die Vorgängerin des heutigen ,Alten Schlosses’.“

Der Weg über die Erft gewann wegen des Anstiegs der Handelsverkehrs rasch an Bedeutung; erste Handwerker und Gastwirte siedelten sich an der heutigen Kölner Straße an: Es wurde eine ganzjährig nutzbare Brücke über die Erft gebaut, nicht nur zum Nutzen der Reisenden, sondern auch, damit die Burgherren Mautgebühren kassieren konnten.

Besitzer der Burg waren damals die Grafen von Kessel, die etwa im Jahr 1283 die Stadtgründung vornahmen, nachdem sie die Altstadt mit Hecken und Gräben als erste Stadtbefestigung gesichert hatten.

Die ganze Geschichte über die Stadtgründung erzählt Kühnel in einer Zeitreise , wenn er am 20. August durch das historische Grevenbroich führt. Anlass dieser besondere Stadtführung ist die Wiederaufnahme des Veranstaltungsprogramms des Geschichtsvereins nach der Corona-Pause.

„Die erste Brücke über die Erft stand übrigens nicht wie heute an der Breite Straße, sondern auf der Höhe der evangelischen Christuskirche“, berichtet Kühnel. „Erst rund 100 Jahre später wurde die Brücke an die heutige Stelle verlegt.“

Diese Schlüsse zieht Kühnel aus der Analyse der langlebigen Straßenzuschnitte, denn die Grundstücks- und Eigentumsgrenzen sind in Grevenbroich – wie auch in vielen anderen Städten – über Jahrhunderte gleich geblieben, so wie die unverwechselbare DNA eines jeden Menschen, während Häuser mit den Jahrhunderten ihr Gesicht immer wieder verändern.

Und wo in Grevenbroich hat vor 800 Jahren die erste Furt durch die Erft gelegen? Kühnel meint, diese Stelle gefunden zu haben, nämlich ziemlich genau dort, wo heute das „Neue Rathaus“ steht, bestand früher ein Mäanderarm der Erft, der ein Passieren ermöglichte.

Nachfolgende Generationen haben laut Kühnel eine Verlegung der Erft um rund 100 Meter genutzt, um die Altstadt zu vergrößern.

Hier konnte dann die neue „breite Breite Straße“ gebaut werden, auf der im Mittelalter auch viele Märkte stattfanden. Und von der neuen Burg zur Erft-Furt führte dann der erste mit Steinen befestigte Weg Grevenbroichs, heute eben der „Steinweg“.

Die „Zeitreise in die Gründungsgeschichte von Grevenbroich – ein Spaziergang in die Entstehungsgeschichte der Grevenbroicher Altstadt“ startet am 20. August um 18 Uhr vom Marktplatz Grevenbroich aus. Die Teilnahme ist kostenlos.