Krützens Wahlplakate Mehr Angela Merkel als SPD!
Er lächelt wieder. Im Gegensatz zum ersten Aufschlag, in dem Klaus Krützen die Lippen fest gegeneinander presste, ist er auf den SPD-Plakaten nun mit einem fröhlichen Lächeln zu sehen. Entweder konnten seine „wichtigsten Frauen“ (siehe Kolumne vom 11. Juli) ihn doch noch überzeugen. Oder er reagierte auf die Reaktionen aus der Öffentlichkeit. Aber, wenn er auch lächelt, des Bürgermeisters Plakat-Aktion hat ihm viel Kritik eingebracht.
Grevenbroich. Und das gerade auch in den so genannten „sozialen Medien“, die Amtsinhaber Klaus Krützen ansonsten ja sehr schätzt. Den Schock, dass die SPD auf allen Plakaten auf ihr angestammtes Rot verzichtet, konnten die Wähler ja inzwischen verarbeiten.
Wir erinnern uns: Blau und Grün als dominierende Farben seien dem Grevenbroicher Stadtwappen entlehnt; sie sollten Erft und Bend symbolisieren. Hieß es. (Schade nur, dass auch die Neusser Sozialdemokraten dieses Blau und Grün zu ihren zentralen Farben gemacht haben, obwohl die mit Grevenbroicher Wappen eigentlich gar nichts zu schaffen haben.)
Und jetzt auch noch das: Auf dem großen Bürgermeister-Plakat, das unterschiedliche Bilder aus der ersten Amtszeit zeigt, taucht unübersehbar Bundeskanzlerin Angela Merkel auf. Und sie nimmt deutlich mehr Raum ein, als das „SPD“ oben in der linken Ecke.
Aufmerksame Zeitgenossen monierten gleich, dass Klaus Krützen damit „die Persönlichkeitsrechte der Bundeskanzlerin missbrauche“.
„Ich habe bereits die CDU-Bundespartei und das Bundespresseamt informiert, die sich der Sache zeitnah annehmen werden, um sie zu unterbinden. Die benötigte Freigabe und der Vorgang war beiden Seiten bis jetzt nicht bekannt“, meldet sich zum Beispiel Karsten Biermann beim Erft-Kurier zu Wort.
Andere mutmaßen, dass Krützen in bundesweit schweren Zeiten für die SPD, die optische Nähe zur Kanzlerin suche, um so auch im konservativen Lager auf Stimmenfang zu gehen.
Klaus Krützen hat kein Verständnis für diese Reaktionen. Mit den einzelnen Bildern sollten nur Stationen seiner Arbeit gezeigt werden – „von den Kindern bis zur Kanzlerin“. Und dass „wir uns erkundigt haben, dass das rechtens ist, ist doch klar.“
Der Amtsinhaber verweist in diesem Zusammenhang zudem auf die „Autovermietung Hertz“, die vor ein paar Jahren auch mit dem Merkel-Bild werben durfte, ohne eine ausdrückliche Genehmigung vorliegen zu haben.
Will er also auf diesem Wege bei CDU-Wählern auf Stimmenfang gehen, so wie es in den angeblich „sozialen Medien“ steht? Das sei Unsinn. Überhaupt halte er gar nichts davon, den Wahlkampf zu einer Auseinandersetzung zwischen SPD und CDU zu machen. „Der Bürgermeister hat überparteilich zu agieren“, wird er nicht müde zu betonen. Sein Parteibuch spiele dabei überhaupt keine Rolle.
Aber gibt die Tatsache, für welche Partei der jeweilige Kandidat antritt (oder auch für welche Nicht-Partei), nicht auch einen Hinweis darauf, hinter welchen Grundsätzen er steht? Welches Weltbild er verfolgt? Zu welchen Grundforderungen er „Ja“ sagt?
Und das wirkt sich bei allen Entscheidungen aus, bei denen es sich nicht um klappernde Kanaldeckel handelt...
Gerhard Müller