Wohin sprudelt die Quelle des weggebaggerten „Bethlehemer Waldes“ heute? Wie viel Wasser braucht die Gillbach, um weiter munter fließen zu können?
Eckum · Der Gillbach, gleichsam das „fließende Wahrzeichen“ der Gemeinde, soll auch nach dem Ende des Braunkohleabbaus ein permanent wasserführender Bach bleiben. Dies ist das erklärte Ziel der drei Anrainer-Kommunen Rommerskirchen, Bergheim und Grevenbroich, die daher kürzlich eine „Task-Force Gillbach“ gegründet haben, die mit Vertretern der jeweiligen Verwaltung besetzt ist.
Die „Task Force“ will nicht nur regelmäßige Arbeitstreffen mit Politikern abhalten: Für Anfang April ist auch eine wichtige Informationsveranstaltung geplant, an der sich Bürger ohne politisches Mandat beteiligen können.
Bei der Suche nach Experten, die sie mit wissenschaftlichem Knowhow versorgen, ist die Task Force bereits fündig geworden, wie Volker Ganse, Strukturwandelmanager im
Rommerskirchener Rathaus, berichtet: „Wir konnten mit Professor Holger Schüttrumpf vom ,Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, der RWTH Aachen, und mit Professor Tillmann K. Buttschardt vom ,Institut für Landschaftsökologie‘ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster genau diejenigen Experten gewinnen, die wir uns gewünscht hatten.“
Was Ganse besonders freut: „Damit konnten wir uns nicht nur fachlich und wissenschaftlich extrem verstärken, sind beide Wissenschaftler doch auch willens, sehr engagiert an die Rettung des Gillbachs heranzugehen.“
Er jedenfalls ist überzeugt, „dass wir damit ein perfektes und schlagkräftiges Team zusammengestellt haben, mit dem wir den Gillbach sicher in eine fließende Zukunft führen werden.“
Bürgermeister Dr. Martin Mertens ist optimistisch: „Die Experten werden uns wertvolle Informationen darüber geben können, wie der Gillbach zu verändern ist, damit er auch in Zukunft ein Fließgewässer bleibt, das einen landschaftsökologischen und mikroklimatischen Mehrwert für alle Anrainer enthält.“
Kein Zweifel kann für Mertens daran bestehen, „dass die jetzigen Planungen des RWE nicht das letzte Wort bleiben dürfen. Wir wollen einen echten Bach behalten und kein Rinnsal bekommen.“
Noch vor Ostern ist eine Ortsbegehung mit den Experten an mehreren Stellen des Gillbachs geplant. Führen soll sie von der heutigen „Quelle“ in Auenheim über die Gillbachauen und Schloss Hülchrath bis hin zur Mündung in die Erft an der Erprather Mühle in Neuss.
„Nach der Begehung werden gemeinsam die Grundlagen einer detaillierten Untersuchung festgelegt. Diese wird notwendig sein, um die Zukunft des Gillbachs auf Basis hydrologischer und ökologischer Fakten bestmöglich planen zu können“, erläutert Volker Ganse.
Beantwortet werden soll, wie der Gillbach in welchen Bereichen künftig aussehen und welche Ökosysteme erhalten bleiben sollen – aber auch, welche zusätzlich entstehen könnten.
Zudem kommen wasserwirtschaftliche Fragen auf den Tisch. „Uns interessiert besonders, wie viel Wasser überhaupt durch den Bach fließen muss“, so Ganse. Ebenfalls relevant sind ihm zufolge Antworten darauf, woher das Wasser kommen soll und wie und wo es in den Gillbach gelangt.
Gleichfalls von Interesse ist nach Ganses Worten „die Frage, wo das ganze Wasser, welches historisch aus dem Quellgebiet des Bethlehemer Waldes und der sonstigen Zu-flüsse den Gillbach speiste, heute hinfließt. Nur weil die Tagebaue diese Landschaften vernichtet haben, heißt das ja nicht, dass das Wasser auch verschwunden ist. Es sucht sich neue Wege.“ – „Der Gillbach war mit seinem lebensnotwendigen Wasser seit der fränkischen Landnahme bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Faktor für die Versorgung von Mensch und Vieh“, heißt es etwa bei Lokalhistoriker Dr. Josef Schmitz in seiner 2011 erschienenen Chronik der Gemeinde.
Schmitz zitiert darin unter anderem die damalige Kreisbehörde in Neuss, die 1845 schrieb: „Der Gillbach entspringt im Regierungsbezirk Köln oberhalb Hüchelhoven, durchfließt die Benden vom Bergerhof, in welchen sich bedeutende Quellen vorfinden, kömmt alsdann in den Regierungsbezirk Düsseldorf in den Kreis Neuss bei Gill in die Bürgermeisterei Rommerskirchen…“.
Dies verweist auch auf sein ursprüngliches Quellgebiet im Bethlehemer Wald, der zugunsten der Tagebaue Bergheim und Fortuna-Garsdorf abgebaggert wurde.
Erste gesetzliche Regelungen zur Kontrolle und Reinigung des Bachs wurden immerhin bereits 1687 erlassen.