„PieJie“ ist ein Hans Dampf auf vielen Trekkern Große Vorfreude auf den „Frühlings-Karneval“

Rommerskirchen. · Der Rommerskirchener Karnevalsgesellschaft „Rut-Wieß“ ist Peter Josef Johannes Möhlen 2003 beigetreten, als sein Sohn Alexander das Amt des Kinderprinzen ausübte. Auch wenn er schon bald dem Vorstand angehörte und Pressesprecher der Karnevalisten wurde, den traditionellen Zug am „Kappessonntag“ hat er in Rommerskirchen bislang noch nicht ein einziges Mal erlebt, geschweige denn aktiv mitgemacht. Stattdessen fährt Möhlen, der unter dem Kürzel „PJ“ (in englischer Aussprache) fast bekannter ist als unter seinem eigentlichen Vornamen, im Neusser Kappes-Sonntag-Zug Traktor – und das bereits seit 1977.

Quer durch die Jahre: Peter Josef Möhlen und seine geliebten Traktoren.

Foto: SMeu.

Seit gut einem Vierteljahrhundert sitzt er am Steuer des letzten Schleppers, der 1997 im Neusser Traktorenwerk „Case IH“ vom Band lief. Der „Maxxum Pro 5140“ in Schwarz-Rot-Silber zählte damals zur Formel 1 unter den Traktoren und befindet sich ansonsten als Museumsstück im Kulturzentrum Sinsteden – PJ Möhlen sorgte angesichts der Schließung von „Case“ dafür, dass der Traktor „heimatnah stationiert“ wurde.

Dass der Rosenmontagszug in Düsseldorf am 28. Februar erneut ausfällt, sieht er mit einem weinenden, durchaus aber auch mit einem lachenden Auge: Seinen 64. Geburtstag kann er dann nämlich in gewohntem Rahmen feiern, während er den Düsseldorfer Umzug ja bekanntlich nachholen kann, denn der steht jetzt am 29. Mai auf dem Programm: „Dadurch, dass jetzt einige Jahre ausgefallen sind, freue ich mich natürlich darauf, endlich wieder mitfahren zu können“, blickt er dem „Frühlings-Karneval“ in einem Vierteljahr entgegen.

Quer durch die Jahre: Peter Josef Möhlen und seine geliebten Traktoren.

Foto: SMeu.

Zum Karneval, beziehungsweise zum Traktorfahren in etlichen Umzügen, kam der Ur-Neusser PJ Möhlen ohne größere Umstände: Sein Vater arbeitete im Personalbüro des Neusser IHC-Standorts, der nicht allein den Kappeszug in Neuss, sondern auch den Düsseldorfer Rosenmontagszug und den Zug am Veilchendienstag in Mönchengladbach mit Traktoren versorgte. In der Kreisstadt war er stets für die „Neusser Heimatfreunde“ im Einsatz, in Düsseldorf und Mönchengladbach für wechselnde Gruppen und Vereine.

Mit der Schließung von „Case“ 1997 fiel für ihn der Umzug in Mönchengladbach weg, doch in seiner Heimatstadt und in Düsseldorf war er (fast) ununterbrochen im Einsatz. Lediglich einmal musste er wegen eines Mittelfußbruchs pausieren, 1991 fiel der Karneval wegen des Golfkriegs komplett aus, und einen Düsseldorfer Rosenmontag im Frühsommer hat Möhlen auch schon bestritten, als das „Original“ wegen allzu heftiger Sturmböen abgesagt werden musste.

Traktorfahren in Karnevalszügen ist eine überaus verantwortungsvolle Aufgabe und nicht mit sonstigen Touren vergleichbar. „Immer wieder gibt es Kinder oder Betrunkene, die sich regelrecht vor die Wagen werfen“, sagt PJ Möhlen mit Blick auf die zuweilen heiklen Begleitumstände beim „Kamellewerfen“ auf der gut dreieinhalb Kilometer langen Strecke. 

Was Sicherheitsbelange angeht, kennt er sich bestens aus: So ist PJ Möhlen seit mehr als 40 Jahren Mitglied im Technischen Hilfswerk (THW) in Neuss und gehörte einige Jahre auch der Katastrophenschutz-Leitung der Nachbarstadt an.

Möhlen, der seit 38 Jahren mit seiner Ehefrau Doris in Sinsteden lebt, zählt zu den Karnevalisten, die zugleich auch ein Faible fürs Sommer-Brauchtum haben. Im „St. Maternus“-Bürger-Schützen-Verein Sinsteden engagierte er sich 15 Jahre lang im Vorstand, lange Zeit davon als Präsident des 1897 gegründeten Vereins. In Neuss gründete er 1984 gemeinsam mit Mitabiturienten einen Schützenzug, der seither in den Reihen der „Schützenlust“ mitmarschiert.

Auch in der Kommunalpolitik mischte er mit und war von 2009 bis 2017 Mitglied im Gemeinderat. Zeitweise bekleidete er das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters.

Seit 2017 ist der 63-Jährige fürs Rathaus tätig und engagiert sich im Wirtschaftsbüro: Dort hat er inzwischen einen komplett neuen Fuhrpark auf- und ausgebaut.

PJ Möhlen gehört zu der Minderheit von Zeitgenossen, die keinen Hehl daraus machen, dass Fußball sie nicht im Geringsten interessiert. Neben dem Vereinsleben zählen natürlich insbesondere Traktoren zu seinen Hobbys: Einen „Kramer 302 Export“ aus den 1960er Jahren hat er dem Landwirtschaftsmuseum als Dauerleihgabe überlassen. Einen „IHC D 215“ von 1964 und einen „IHC 633“ – beide in Neuss gebaut – hat er privat untergebracht.

Seit 1998 vertreibt Möhlen auch Spirituosen aus zumindest teilweise eigener Produktion: Schnapsbrennen darf er zwar nicht, Höherprozentiges konfektionieren indes sehr wohl, wobei er einfalls- und abwechslungsreiche Kreationen im Angebot hat, ob es sich nun um reinen Weizenkorn oder aufgesetzte Liköre handelt. Zur Weihnachtszeit hat er Spezialitäten wie Lakritzlikör oder solchen mit Spekulatius-Geschmack im Angebot. Die Kenner schätzen PJs „Hydrauliköl“.

Daneben betätigt er sich auch als begabter Hobbykoch, wie nicht allein Kolleginnen aus seinem Umfeld bestätigen können, die er in regelmäßigen Abständen mit entsprechenden Kostproben davon überzeugt, wobei er seine Rezepte gern bei Instagram veröffentlicht.

(Sebastian Meurer)