US-Award für Josef Wißkirchen: Aus der Geschichte lernen!
Rommerskirchen · Geht es um die leidvolle Geschichte der Juden in Rommerskirchen, ist Josef Wißkirchen nach den Worten von Kreis-Archivar Dr. Stephen Schröder „der beste Kenner der Materie“. Ein Großteil der aus Wißdorfs Feder stammenden 15 Bücher und 40 Aufsätze, die in verschiedenen historischen Jahrbüchern erschienen sind, widmen sich dem Schicksal der jüdischen Bevölkerung zwischen 1933 und 1945. Jetzt wird ihm eine hohe Ehrung zuteil.
Die „Obermayer Awards“, die in diesem Jahr am 25. Januar im Berliner Abgeordnetenhaus im Rahmen der Veranstaltungen anlässlich des „Internationalen Holocaust-Gedenktages“ vergeben werden, würdigen deutsche Bürger und Organisationen, die sich für die Erinnerung an die wichtige Rolle, die die jüdische Bevölkerung vor der Zeit des Nationalsozialismus über Hunderte von Jahren für die deutsche Gesellschaft spielte, einsetzen.
Ausgezeichnet werden darüber hinaus Menschen, die sich ausgehend von den Lehren aus der Geschichte der Bekämpfung von Vorurteilen und Rassismus (einschließlich Antisemitismus) widmen. Einer der Preisträger, die eine ranghoch besetzte Jury ermittelt hat, ist Josef Wißkirchen, der zwar in Stommeln lebt, der aber die jüdische Geschichte rund um den Gillbach aufgearbeitet hat.
In der Begründung der Jury heißt es: „Der pensionierte Lehrer engagiert sich bereits seit Anfang der 1980er Jahre für die Dokumentation und Aufarbeitung der Geschichte der ehemaligen jüdischen Bevölkerung in kleinen rheinischen Städten wie Stommeln und Rommerskirchen. Heute gehört er zu den produktivsten deutschen Autoren im Bereich jüdischer Lokalgeschichte.“
Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt auch das Werk „Juden in Stommeln“, aus dem später ein Fernsehfilm entstand.
Und weiter begründet die Jury: „Oft begleitet er jüdische Nachfahren auf ihren Besuchen in der Region.“ Dies gilt etwa für die in den USA lebende Marlene Straus (geborene Roesberg), mit der Wißkirchen regelmäßigen Mail-Kontakt hält. Ihr war nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 gemeinsam mit ihrem Vater unter abenteuerlichen Umständen die Flucht in die USA gelungen.
Die einstige Landbevölkerung, die mit den wenigen Juden in den Dörfern vor der Nazi-Zeit zeitweilig durchaus passabel zusammenlebte, schont Wißkirchen, der von 1971 bis 2003 am Pascal-Gymnasium Geschichte und Deutsch unterrichtete, angesichts seiner Quellen nicht: Die meisten der in der heutigen „Großgemeinde“ Rommerskirchen lebenden Juden verließen diese nach der Reichspogromnacht, die fast schon volksfestartige Züge angenommen hatte und keineswegs allein das Werk von SA-Schlägern war.