Streetwork-Projekt wird fortgeführt „Stark ohne Rausch“: Streetworker im Einsatz in Jüchen

Jüchen · „Ich merke immer wieder, dass Jugendliche Bedarf nach einem offenen Gespräch haben, ohne Termin und ohne ein Büro aufzusuchen“, erzählte Jamel Othmani im vergangenen Jahr, als er mit dem Verein „Akzeptanz, Vertrauen, Perspektive“ (AVP) das Streetwork-Projekt „Stark ohne Rausch“ in Jüchen startete. Und das ist auch heute, über ein Jahr nach Beginn des Projekts, noch so.

Die Streetworker Jamel Othmani und Claudia Adriano haben ein offenes Ohr für junge Erwachsene.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Ein halbes Jahr – von Juli bis Dezember 2022 – war das Projekt anfänglich angesetzt. Doch für alle Beteiligten war klar: Es soll weitergehen! Eine kurze Pause gab es, doch Dank einer weiteren Förderung konnte im Juni wieder durchgestartet werden. Bis Ende des Jahres werden die Streetworker auf jeden Fall weiter in Jüchen aktiv sein. Das Projekt richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 17 bis 27 Jahren und soll sie mit sozialpädagogischen Maßnahmen wie suchtpräventiven Individual- und Gruppenangeboten und kreativen Workshops – wie beispielsweise Hip-Hop-Tanzen – im Rahmen regelmäßiger Straßenpräsenz über die Gefahren des Suchtmittelmissbrauchs aufklären und die Prävention fördern.

Das passiere dabei ganz unterschwellig, erklärt Othmani, der ausgerüstet mit einem „Sucht-Rucksack“, der Flyer, Info- und Spielmaterial enthalte, unterwegs ist. Seit Oktober hat der Streetworker mit Claudia Adriano auch Unterstützung an seiner Seite. Sie hat viele Jahre in der Kinder- und Jugendhilfe gearbeitet und einen therapeutischen Background. Mit Claudia Adriano bildet Jamel Othmani nun ein eingespieltes Team, das zwei- bis dreimal die Woche in den Nachmittags- und Abendstunden im Einsatz ist. Während er meist samstags in Jüchen präsent ist, ist sie in der Woche unterwegs. Hotspots seien dabei zum Beispiel der Skatepark oder am Jüchener Friedhof. Beide haben ein offenes Ohr für alle jungen Erwachsenen – und das nicht nur zum Thema Alkohol und Drogen –, doch es habe sich bereits eingespielt, dass sie sich hauptsächlich um die Mädels kümmert, während er sich den Jungs zuwendet. „Junge Männer trauen sich bei einer männlichen Person eher über bestimmte Themen zu sprechen“, berichtet Adriano, „da sind die Hemmungen anders. Und das ist andersherum genauso.“

Sofern genug Jugendliche Interesse haben, planen die Streetworker einmal im Monat ein größeres Zusammentreffen, wo zum Beispiel ein Rausch-Parcours aufgebaut wird, der zeigt, wie Alkohol sich unter anderem auf Bewegungen auswirkt. Für den Herbst werde außerdem wieder ein besonderes Programm geplant, bei dem es Ausflüge in umliegende Städte geben soll. Mit Flyern und Mundpropaganda werden die Termine bekannt gemacht. Interessierte können sich aber auch bei Jamel Othmani unter 0176/80 11 83 50 oder per Mail an othmani@integrationavp.de melden.

Für die Zukunft hoffen die beiden Streetworker, die Arbeit mit den ortsansässigen Institutionen und Vereinen ausbauen zu können. Im vergangenen Jahr habe es bereits eine konstruktive Zusammenkunft mit mehreren Vertretern gegeben, um zu schauen, wo man gemeinsam anknüpfen könne. Eine Wiederholung in diesem Jahr sei im Gespräch.

Vielleicht können Adriano und Othmani dann auch schon ihr neues Projekt vorstellen: den „Sucht-Koffer“. Er soll als Basis für Workshops beispielsweise in Schulen dienen. „Damit wollen wir konkreter über Drogen aufklären und zeigen, dass man nichts konsumieren muss, um cool zu sein oder zu einer Gruppe zu gehören“, erklärt Adriano. Ein wenig dauere es noch bis zur Fertigstellung. „Den Koffer habe ich aber schon“, lacht Othmani.

An Ideen für die Zukunft mangelt es also nicht. Die Streetworker haben sichtlich Spaß und erhalten viel positives Feedback. Von daher hoffen sie, auf eine weitere Verlängerung des Streetwork-Projekts am Ende des Jahres.