Trotz schwerem Sturz das Ziel erreicht: Kalinka & Co auf großer „Zipfel-Tour“
Jüchen · Vom westlichsten Punkt Deutschlands 873 Kilometer bis zum östlichsten Punkt. Von Selfkant bis nach Görlitz. Vier leidenschaftliche Radler schwangen sich in zwölf Teilabschnitten mit jeweils 50 bis 80 Tageskilometern und einem „Zipfelpass“ in der Tasche auf den Sattel. Für ADFC-Mitglied Gunter Kalinka war es bereits die achte Mehrtagesreise in diesem Jahr. Aber selbst der Profi stieß mit Pannen und einem Unfall dieses Mal an seine Grenzen.
„Wir sind in viele schöne Städte eingekehrt. Paderborn war beispielsweise sehr beeindruckend, aber auch die Moritzburg in Sachsen und das Schiffshebewerk bei Henrichenburg. Letztlich waren Sehenswürdigkeiten aber nicht unser Ansatz“, berichtet der 71-Jährige. Gemeinsam mit drei Freunden, die der Jüchener über Radreisen und Tagestouren kennengelernt hat, wagte er sich vom westlichsten Punkt Deutschlands an den östlichsten Punkt. „Ich habe viele schöne Eindrücke gewonnen, aber auch wieder dazu gelernt“, resümiert der 71-Jährige. Von Selfkant quer durch das Ruhrgebiet, über Lippstadt, weiter über Holzminden, Northeim Querfurt, Leipzig, Bautzen bis nach Görlitz. „Wir sind fast an meinem Geburtstort vorbeigefahren“, erzählt Gunter Kalinka, der in der Nähe von Merseburg geboren ist.
Die Idee der Fahrradreise wuchs bereits vor einigen Jahren in dem Jüchener heran. Im Rahmen einer Tagestour ist Kalinka hier bereits auf den „Zipfelbund“ aufmerksam geworden – einem Zusammenschluss der westlichsten (Selfkant), östlichsten (Görlitz), nördlichsten (List auf Sylt) und südlichsten (Oberstdorf) Gemeinden von Deutschland. „Als touristischen Gag bekommt man dann einen Zipfelpass, den man in den Gemeinden abstempeln lassen kann“, strahlt er und kramt seinen eigenen Zipfelpass hervor. Für Görlitz und Selfkant präsentiert er stolz seine Stempel. Die 1.200 Kilometer lange Strecke von List nach Obsterdorf sei für das nächste Jahr geplant.
Da Gunter Kalinka bis Ende 2018 selbst als Radreiseveranstalter tätig war, eine schöne Idee für eine nächste große Tour. „Zeitweise war die Landschaft auf der Strecke wunderschön, da ist es auch in Ordnung, wenn der Radweg nicht asphaltiert ist. Ich muss nicht immer einen Asphalt-Highway haben“, lacht der Jüchener. Dennoch müsse seiner Meinung nach gerade hier in der Region noch einiges passieren. „Es gibt schon viele Entwicklungen, die begrüßenswert sind“, lobt er, „zum Beispiel hat die Stadt Jüchen auch anerkannt, was diesbezüglich getan werden muss. Zur fahrradfreundlichen Stadt zu werden, ist auch ein Ziel.“ Ein Ziel, das Kalinka im ständigen Austausch mit der Stadt unterstützt.
Doch während der „Zipfel-Tour“ machten ihm dann schließlich nicht die Trampelpfade einen kleinen Garaus aus der Strecke. „Holzbrücken können verdammt tückisch sein“, berichtet er, „vorher hat es natürlich noch geregnet, sodass die Brücke wie Schmierseife war.“ Hier ist gerade mit dem Fahrrad Vorsicht geboten. Während die ersten beiden Rad-Freunde sicher über die Brücke gelangten, stürzte einer vor Kalinka. „Mir blieb nichts anderes übrig als zu bremsen, sonst hätte ich meinen Kollegen überfahren“, so Gunter Kalinka. Auch der 71-Jährige stürzt, schleudert mit seinem Kopf gegen das Geländer. „Zum Glück habe ich einen Helm getragen. Die Maßnahme bestärkt mich in meiner Meinung, immer einen Fahrradhelm anzuziehen“, mahnt er. So kommt er zum Glück nur mit dem Schrecken davon.
Seinen Fahrrad-Kollegen trifft es schlimmer. Er muss leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Die Tour setzen die drei Freunde dann ohne ihn fort. „Der Unfall ist leider nach einem Drittel der Strecke passiert“, bedauert er, „genauer gesagt nach 333 Kilometern. Eine Schnapszahl, die wir nicht vergessen werden.“
So geht es weiter nach Meißen, Bautzen und schließlich bis nach Görlitz. „Eine richtig schöne Stadt, aber es hat an dem Tag wirklich Hunde und Katzen geregnet“, so Kalinka, der es sich dann aber trotz Wetters nicht nehmen lässt, den Stempel abzuholen. „Wenn wir im nächsten Jahr die Strecke von List nach Oberstdorf ansteuern, werden wir aufgrund dieser Erfahrungen um einiges anders planen“, lautet sein Fazit.