Für neues Leben zwischen Windrad und Korn Vor lauter Klima nicht die Natur vergessen!
Gindorf/Königshoven · „Derzeit rasen zwei Züge mit enormer Geschwindigkeit aufeinander zu, der Klimaschutz und der Naturschutz. ...und es besteht die Gefahr, dass der Naturschutz auf der Strecke bleibt.“ Diese mahnenden Worte spricht Gregor Eßer, Leiter der Rekultivierung beim RWE.
Ein Punkt seien die Windräder, die für die „Klimawende“ vervielfacht werden sollen, die aber auch einen erheblichen Eingriff in die Natur darstellen, „weil Rotmilane und Fledermäuse von ihnen geschreddert werden“, so Gregor Eßer beim Ortstermin mit dem Erft-Kurier auf der Königshovener Höhe.
Gemeinsam mit der RWE-Tochter für erneuerbare Energien hat die Rekultivierungsstelle deshalb vor Kurzem ein Monitoring gestartet, bei dem es um die Ansiedlung von Leben unter den Windkraftanlagen geht. „... also Artengruppen, die nicht oben geschreddert werden können“, macht Gregor Eßer knallhart deutlich.
Wildbienen, Amphibien, Reptilien und „sonstige Insekten“ sollen mit Hilfe von kleinräumigen Maßnahmen (als „Trittsteine“ bis hin zu einem Mikrokosmos) angelockt werden. „Wir versuchen, in kleinen Schritten Großes zu leisten“, strahlt der Fachmann selbstbewusst.
Auf dem Boden wurden Lebensräume geschaffen, in denen sich Kreuz- oder Wechselkröten, aber auch die Gelbbauchunke wohlfühlen können. Das seien als „Pfützenlaicher“ echte Pionierarten, die schnell den Weg zu neuen Laichplätzen finden würden.
Drei kleine Betonwannen, die einmal mit Wasser befüllt wurden, liefern den Beweis: In ihnen wimmelt es von Kaulquappen. Wichtig sei es, den gesamten Lebensrhythmus der Tiere im Blick zu haben. Neben den „Pfützen“ bräuchten sie Steine, um sich sonnen zu können, und Lösshaufen, um sich im Winter eingraben zu können.
Letztere Haufen kommen übrigens auch der Wildbiene gerade recht. „Die graben sich dort Nester. Jede einzelne hat ihr eigenes Nest“, erläutert Eßer. Alternativ würde von ihnen gerne auch Totholz genutzt, wo das Nest unter loser Rinde oder in Rissen versteckt würde.
Ergänzt werden diese „Angebote“ zu Füßen der Windräder durch bunte Blühwiesen, aufgefräste Bodenbereiche und „Bat-Detektoren“ zur Beobachtung vorbeikommender Fledermäuse.
„Wir machen keinen Nationalpark hier. Aber das Ganze ist ein wichtiger Baustein. In einer ausgeräumten Agrarlandschaft macht das viel aus“, ordnet Eßer das Projekt ein – und erfreut sich an der Vielzahl der Schmetterlinge, die während des Besuches auf Tour sind.
Vier der dortigen Windräder haben er und sein Team „in Arbeit“. Die dortige Entwicklung eines Mikrokosmos wird im Monitoring mit „normalen“ Windkraftanlagen verglichen. „Wir wollen ja daraus lernen“, weist Gregor Eßer in die Zukunft.