40 Jahre Top-Kurier Sportvereine über die aktuelle Lage und die Zukunft

Jüchen · 24 Sportvereine mit insgesamt über 6.000 Mitgliedern bilden eine ganz besondere und vor allem unverzichtbare Gemeinschaft in der Stadt Jüchen. Der Top-Kurier hat ein paar Vereinen folgende Fragen gestellt: Wie ist die aktuelle Lage im Verein? Wie hat sich das Vereinsleben vielleicht verändert? Und was erhoffen Sie sich für die Zukunft? Die Antworten gibt es in den nachfolgenden Beiträgen.

Die Sportlandschaft in Jüchen ist äußerst vielseitig. Von Fußball über Tanz bis zum Einradfahren (wie hier abgebildet bei der SG Gierath) gibt es ein buntes Angebot für Groß und Klein.

Foto: Venka Koglin

Frank Clasen, 1. Vorsitzender FSV Jüchen:

Der FSV Jüchen 1984 feiert im nächsten Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Angefangen hat es mit einer Hobby-Fußballmannschaft, deren Gründer immer noch aktiv im Verein mitwirken. Mit der Zeit entwickelte sich aus dem Fußballverein ein Mehrspartenverein, in dem neben der Fußballabteilung und der Gymnastikgruppe sich Tanzen und eine Eltern-Kind-Gruppe zu den größten Abteilungen gemausert haben. 2007 gründete der FSV den Basketballsport in Jüchen und ist dort bis heute sehr erfolgreich. In den folgenden Jahren erweiterte der FSV sein Sportangebot auch auf den Fitnesssektor, insbesondere Yoga und in den Bereich Sport für Menschen mit Behinderung. Die große Bandbreite rundet sich durch die Selbstbehauptungsgruppen für Kinder von drei bis sechs Jahren und Grundschulkinder und der Badmintonabteilung, die seit 2018 sich immer größerer Beliebtheit erfreut ab.

Frank Clasen vom FSV Jüchen.

Foto: FSV Jüchen

Die Covid-Pandemie war für alle Vereine eine sehr große Herausforderung, aus der der FSV Jüchen gut gerüstet herauskam und mit neuem Schwung den Vereinsalltag wieder nach vorne gebracht hat. Im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie scheint der Vereinssport ein neuer Anlaufpunkt zu sein. Die Menschen wollen sich bewegen. In den letzten Jahren muss man leider auch beobachten, dass die Bereitschaft für ein soziales Engagement deutlich gesunken ist, was das Ehrenamt immer mehr vor Probleme stellt. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Zusammenhalt und eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Vereinen. Gerade im Bereich des Sports für und mit Menschen mit Behinderung benötigen wir mehr Engagement, wenn wir immer von Inklusion reden. Aber auch insgesamt brauchen die Vereine Menschen, die mit Herz und Seele dabei sind und ehrenamtlich tätig sein möchten.

Der Vorstand des TV Hochneukirch:

Auch der TV Hochneukirch geht mit großen Schritten auf ein besonderes Jubiläum zu, nämlich sein 125-jähriges Bestehen. In dieser langen Zeit hat das Vereinsleben einen Wandel vollzogen. Früher war der Vereinssport eine sehr beliebte Möglichkeit, mit Freunden gemeinsam Sport zu treiben. So war das Vereinsleben neben dem regelmäßigen Training geprägt durch Vereinsmeisterschaften, Abteilungsfeiern und Teilnahme an Meisterschaften.

Von links: 2. Vorsitzender Steffen Huppertz, 1. Vorsitzende Melanie Ropertz und Kassenwart Jürgen Mehl vom TV Hochneukirch.

Foto: TV Hochneukirch

Die Entwicklung der Gesellschaft weg vom Vereinssport, hin zum Individualsport, führte jedoch dazu, dass der Mannschaftssport zum Teil verdrängt wurde. Alte Sportarten wie Prellball oder Faustball, die über Jahrzehnte das Herzstück des Vereins waren, fanden immer weniger Zulauf.

Im Verein konnte diese Entwicklung aufgefangen werden durch neue Angebote wie einen Lauftreff oder Taekwondo. Auch das Kinderturnen erfreut sich weiterhin über alle Altersklassen hinweg großer Beliebtheit. Heute werden zudem mehr sportliche Aktionen wie der Sportabzeichen-Tag oder der Tag des Kinderturnens durchgeführt. Außerdem gibt es auch erste gemeinsame Aktionen mit verschiedenen Vereinen der Gemeinde, die den Zusammenhalt des Ortes stärken. Heute besteht der Verein aus zehn Abteilungen für jede Altersgruppe und verschiedene sportliche Interessen, von der Sportgruppe 50 Plus, über Bao Balance bis Badminton.

Trotz der beschriebenen Entwicklungen sind die Mitgliederzahlen erfreulicherweise stabil geblieben, nicht zuletzt dank der treuen und vielen passiven Mitglieder. Jedoch werden insbesondere in den beliebten Abteilungen weitere engagierte Übungsleiter dringend gesucht, um das bestehende Angebot aufrechterhalten zu können. Der TV Hochneukirch wünscht sich für die Zukunft mehr Unterstützung und Wertschätzung von der Politik, um weiterhin ein gutes und breit gefächertes Angebot für die Mitglieder anbieten zu können und das Ehrenamt zu stärken und attraktiver zu machen. Hierfür werden vor allem mehr freie Sportstätten und funktionierende Sportgeräte benötigt.

Pierre Klein, 1. Vorsitzender des SV Otzenrath:

Seit einigen Jahren müssen sich Sportvereine großen Herausforderungen stellen, sie befinden sich in einem Veränderungs- und Anpassungsprozess. Alternative Freizeitangebote, die fortschreitende Digitalisierung und nicht zuletzt der demografische Wandel haben die Mitgliederzahlen sinken und den Wettbewerb untereinander ansteigen lassen. In der jüngeren Vergangenheit haben die pandemiebedingten Lockdowns und die durch den Ukraine-Krieg forcierte Energiekrise die herausfordernde Situation extrem verschärft. Auch der Spielverein 1909 Otzenrath muss sich aktiv mit den Veränderungen in der Gesellschaft auseinandersetzen.

Pierre Klein vom SV Otzenrath.

Foto: privat

Damit es auch künftig weitergeht, richten wir den Fokus verstärkt auf den Nachwuchs. Die Jugend bildet den Grundstein für die Zukunft, darauf bauen wir in unserem Verein. Ein aktualisiertes Jugendkonzept und das im Bau befindliche Kunstrasenspielfeld setzen hier einen neuen Rahmen. Auf der Sportanlage im Herzen von Otzenrath schaffen wir Angebote für die gesamte Familie. Ohne die Unterstützung zahlreicher Helferinnen und Helfer sowie den finanziellen Support von Sponsoren wäre das nicht möglich. Das Ehrenamt ist das Fundament, das unsere Vereine trägt.

Wir suchen sinnstiftende Synergien mit Vereinen in unserem direkten Umfeld, um ein inhaltlich starkes Angebot für ein gutes Miteinander vor Ort anbieten zu können. Ein attraktives Sportangebot ist immer eine gute Alternative für eine Gesellschaft, die zahlreichen Herausforderungen ausgesetzt ist. Sport bewegt und macht glücklich. Darum wünschen wir uns, dass die Menschen in den Vereinen in ihren Stadtteilen miteinander Sport treiben und für einander da sind.

Sandra Koglin, 2. Vorsitzende SG RW Gierath:

Ein Jubiläum lädt dazu ein, auf die vergangenen Jahre wohlwollend zurückzuschauen und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Die heutige SG RW Gierath hat sich durch zwei Fusionen von drei Sportvereinen im Einzugsgebiet Bedburdyck-Gierath zu einem attraktiven Mehrspartenverein entwickelt, der inzwischen weit über 1.200 Mitglieder bewegt und sich stetig und gesund weiterentwickelt. In der SG RW Gierath gibt es in diesem Jahr zwei Jubiläen der Gründungsvereine: Die DJK Neuenhoven entstand vor 40 Jahren und der TTC RW Gierath, die jetzige Tischtennisabteilung, vor 75 Jahren. Da blickt der Vorstand also gern mal in Anfänge der Vereinsarbeit zurück, denen es nur um den Sport in der Gemeinschaft ging.

Sandra Koglin von der SG RW Gierath.

Foto: privat

Die Coronapandemie und das Pausieren der Sportangebote haben gezeigt, wie wichtig Sportvereine für die Gesellschaft sind. Die ganzheitliche Bewegungsförderung ist sowohl im Kindesalter als Grundlage für eine gesunde Entwicklung als auch als regelmäßige Gesundheitsförderung von Körper, Geist und Seele im Erwachsenenalter und Seniorenalter wertvoll. Die Gemeinschaft und der soziale Kontakt sind dabei immer noch ganz wichtige Komponenten und tragen zur gegenseitigen Toleranz bei. Die Gesellschaft entwickelt sich stetig weiter und mit ihr auch der Vereinssport. So wundert es nicht, dass auch die Vorstandsarbeiten wesentlich komplexer geworden sind.

Eine große Herausforderung stellt für die Vereine weiterhin die Akquise von ehrenamtlich Helfenden in allen Bereichen dar. Besonders im Kindersport gibt es Wartelisten und werden Gruppenleitungen gesucht. Für die Zukunft hoffe ich, dass es weiterhin viele Menschen geben wird, die die SG RW Gierath mit- und weiterentwickeln und bestehende und neue Ideen umgesetzt werden können. Der schönste Lohn für das Ehrenamt im Sport sind neben sportlich messbaren Erfolgen, das stolze Lächeln von Kindern bei kleinen persönlichen Erfolgen und das tolerante Miteinander von Menschen in jedem Alter.

Christoph Sommer, 1. Vorsitzender vom VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler 08/09:

Auch wir möchten heute die Möglichkeit nutzen, dem Top Kurier und dem gesamten Team zu ihrem 40-jährigen Jubiläum gratulieren. Wir als VFL Jüchen-Garzweiler stehen auch vor einem besonders ereignisreichen Jahr. VFL Eintracht 08 Garzweiler wurde vor 115 Jahren gegründet – somit können wir auf 115 Jahre Vereinsgeschichte voller Stolz zurückblicken. Und hoffentlich gelingt uns genau in diesem Jahr ein ganz besonderer Clou. Der Titel des Kreispokalsiegers haben wir uns bereits gesichert – zum zweiten Mal in Folge.

Christoph Sommer vom VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler.

Foto: VfL Viktoria Jüchen-Garzweile

Zum anderen liegt der Aufstieg in die Landesliga in greifbarer Nähe. Für uns wäre es ein unbeschreiblicher Erfolg – Double-Sieger im Jubiläumsjahr. Diesen Erfolg hätten nicht nur die Mannschaft und der Verein verdient, nein, sie täte besonders unseren Fans und Mitgliedern gut. Nach der Corona Pandemie, die uns alle gefordert hat, gibt es endlich wieder einen Grund zu feiern und als Verein zusammenzukommen. An dieser Stelle möchten wir die Treue unserer Mitglieder loben – wir konnten in den Corona Jahren keinen Mitgliederschwund feststellen. Danke für eure Treue.

Wir möchten an dieser Stelle aber auch darauf hinweisen, dass wir eure journalistische Kompetenz auch mindestens in den nächsten 40 Jahren weiterhin nutzen möchten. Denn die meisten Vereine stehen einerseits vor der großen Herausforderung, ausreichend Trainer und Betreuer zur Entwicklung der Jugendmannschaften zu finden, andererseits aber auch die ehrenamtlichen Tätigkeiten – besonders im Vorstand – erfolgreich zu besetzen. Hier sind wir auch künftig auf die Unterstützung des Top-Kuriers angewiesen, um auf die notwendige Unterstützung unserer regionalen Vereine in der Politik und Verwaltung aufmerksam zu machen. Danke für 40 Jahre überragende Pressearbeit für unseren Verein.