Jüchen ist ein „teures Pflaster“ geworden!

Wohnen in Jüchen ist schon längst kein „Geheimtipp“ mehr. Denn noch vor ein paar Jahren lockten attraktive Preise in die Stadt. Davon sind die Immobiliensuchenden aber immer mehr entfernt. So sehr, dass sie oft zu Mitteln greifen, die sie selbst moralisch nicht in Ordnung finden.

Jüchen. „Wir suchen schon lange eine Wohnung oder ein Haus in Jüchen als Eigentum. Die ,Guten‘ kommen gar nicht erst auf den Markt. Die gehen unter der Hand weg“, erzählt eine Hochneukircherin, die anonym bleiben möchte. Denn sie ist ebenfalls schon Wege gegangen, die sie eigentlich selbst als „moralisch verwerflich“ bezeichnet.

„Wir haben relativ schnell mitbekommen, dass es eine Masche gibt: Todesanzeigen studieren. Und dann so schnell wie möglich die Angehörigen kontaktieren, dass man Interesse an dem Haus hat. Und selbst dann wurde uns gesagt, dass wir nicht die ersten seien, die sich gemeldet haben. So Sterbefälle sprechen sich ja manchmal im Ort schnell rum. Ein Nachkomme hat erzählt, dass die ersten Anfragen nicht mal 24 Stunden nach dem Tod kamen“, erzählt die Mutter eines Kindes, die bisher noch kein Glück hatte, ein Haus zu finden.
Anhaltspunkte für die Entwicklung des Immobilienmarktes gibt die Internetseite www.boris.nrw.de. Hier können die Zahlen der vergangenen Jahre verglichen werden, zum Beispiel anhand der Bodenrichtwerte. Diese orientieren sich an den Kaufpreisen von Grundstücken. Demnach sind 235 Euro pro Quadratmeter in Jüchen angesetzt (je nach Orten variiert der Preis aber). Noch vor vier Jahren lag der Preis 45 Euro darunter. Eine rasante Entwicklung.

Denn die 235 Euro sind Werte vom 1. Januar 2020. Wer jetzt aktuell ein Grundstück erwerben möchte, ist schnell bei 265 Euro den Quadratmeter angekommen.
Und die Entwicklung gilt nicht nur für Hausbauer. Auch wer bestehende Immobilien sucht, muss sich zum einen mit viel Konkurrenz auseinandersetzen – und zum anderen die schnell gestiegenen Preise zahlen können. Und wer sich die Angebote anschaut, wird schlucken müssen.

Knapp 200 Quadratmeter Wohnfläche auf 400 Quadratmetern Grundstück schlagen schnell mal 700.000 Euro zu Buche. Wer es kleiner mag und mit knapp 100 Quadratmetern Wohnfläche und nur etwas mehr an Grundstücksfläche auskommt (unter 150 Quadratmetern), darf dennoch 300.000 Euro zahlen.

Gleiche Wohngröße, aber viermal so großes Grundstück und die Familie ist fast 500.000 Euro los.

Und dennoch: Die Nachfrage ist groß. Jüchen ist ein attraktiver Wohnort geworden, der besonders bei Familien gefragt ist.

Julia Schäfer