InDa-Schaufenster lässt viele politische Interpretationen zu
Jüchen · Ab und zu besinnt sich ja der Karneval auf eine seiner Grundfesten. Er hält dem Volk den Narrenspiegel vor’s Gesicht, sagt der Politik, wo es knirscht. Insofern hat das bunte Fenster in der Lotto-Annahmestelle auf dem Jüchener Markt schon etwas mit Karneval zu tun.
Gestaltet hat es InDa, Jüchener Künstler mit dem Metamorphose Atelier in einer ehemaligen Tuchfabrik im Gewebepark Kölner Straße. Der 59-Jährige nennt seine Kunst Rycycle Art veredelt. Er gibt Gegenständen aus dem Alltag, oft genug auf Flohmärkten gefunden oder dem Sperrmüll entzogen, eine Aussagekraft. So wie dem Hirten, dem zentralen Element der auffälligen Schaufenster-Deko auf dem Jüchener Markt. Er ist in den deutschen Nationalfarben gewandet, aber kopflos. Die Interpretation überlässt der Künstler, der seit sieben Jahren in Jüchen lebt, dem Betrachter. Kopflose Politik von einer Institution, die auf uns aufpassen soll? Dabei trägt der Hirte eine goldene Tasche um die Schulter? Voller Euro? In der Hand eine Glaskugel. Kann er damit in die Zukunft blicken und sie auch noch gestalten? Das alles beobachten die indianischen Clowns, die Heyoka, die an die rätselhaften Steinkreis-Figuren von Stonehenge im Süden Englands erinnern. Umgeben sind sie von Schäfchen, interpretierbar als das willenlose Volk.
Ein immer wiederkehrendes Element bei InDa sind die Ei-Heads, mit Murmeln als Glasaugen ausgestattete Behälter von Eier-Kartons. „Wenn man an ihnen vorbeigeht, fühlt man sich beobachtet“, animiert InDa („So hat mich schon meine Mutter genannt“) sich einmal auf die bunte Szenerie in dem Schaufenster einzulassen.
Michael Scheffler