Unser Top-Kurier Türchen zum 12. Dezember Horst Brandt: Der Mann, der für seinen Job brennt
Jüchen · Er ist selber zweimal durch die praktische Fahrprüfung gefallen und arbeitet trotzdem, seitdem er sich für die Bundeswehr verpflichtet hat, als Fahrlehrer: Horst Brandt. "Ich war zu langsam. Auf der Autobahn, in der Stadt — ich war immer zu langsam", lacht Brandt, "hätte kein Schnee gelegen, hätte ich vermutlich heute immer noch keinen Führerschein." Somit erfüllt er das typische Klischee eines Fahrschülers.
"Wenn jemand zu übervorsichtig fährt, dann glaubt das der Prüfer nicht. Ich versuche deshalb nach dem Motto zu fahren, die Fahrschüler so weit es geht alleine fahren zu lassen, damit sie selbst sehen, welche Fehler sie machen", erklärt der 49-Jährige. Dabei ist ihm vor allem wichtig, dass seine Fahrschüler Kunden sind, und Kunden seien für ihn König. "Für mich gilt Respekt. Ich meckere sie nicht an und schreie auch nicht", meint Brandt. Lediglich Kritik äußern sei angebracht. "Ich muss ihnen den gleichen Respekt entgegen bringen, wie jemand der einkaufen geht", so der Jüchener. Dabei sei Geduld nur eine Nebensache in seinem Beruf. "Ich bleibe ruhig, stoße aber an Verzweiflung, wenn jemand meint beim Fahren rumprollen zu müssen", sagt er. Nur seine Tochter sei die einzige Kundin gewesen, bei der er keine Geduld gehabt habe. Doch, dass Horst Brandt für seinen Job brennt, merkt man an der Prüfungsquote, derer, die bestanden haben. "90 Prozent, sind das, die beim ersten Mal bestehen. Die Zahl der Fahranfänger, die in der Probezeit eine Ordnungswidrigkeit begehen und ein Aufbauseminar absolvieren müssen steige jedoch. "Das liegt an der Geschwindigkeit. Es gibt immer mehr Autos, die immer schneller werden und das haben sie nicht mehr im Griff", meint er.
Horst Brandt wurde damals bei der Bundeswehr eine Stelle als Fahrlehrer für Lkw angeboten. "Ich habe KFZ-Mechaniker gelernt und da für diesen Bereich keine Stelle frei war, war ich eben Fahrlehrer", so Brandt. Vor 16 Jahren eröffnete er seine Fahrschule in Jüchen — sein erstes Auto: ein Opel Astra. "Wir sind nun mit drei Fahrlehrern besetzt", erklärt er, "und wir bieten alles an, außer Busfahren." Sogar Behinderten bringt er das Fahren bei. Das Auto wird alle zwei Jahre gewechselt und von Brandt selbst finanziert. So änderte sich das Fahrschulauto von Opel über Ford bis zum neusten Auto: einem Kia.
"Die gefährlichste Stelle in Jüchen ist die Kreuzung bei Mc Donald's", sagt er entscheidend. (Der Top-Kurier berichtete). "Und in Gierath und Aldenhoven macht die Parksituation am meisten Ärger." Seine Fahrschüler hassen es jedoch durch Hackhausen zu fahren. "Ich weiß nicht warum, aber das machen sie ungerne", schüttelt er den Kopf, "am liebsten fahre ich mit ihnen geradeaus." Das Vorurteil Frauen würden schlechter fahren, wiederlegt er ganz bestimmt. "Das stimmt nicht", meint Brandt, "sie nehmen nur mehr Rücksicht und denken mehr nach. Jungs hingegen fahren unbeschwerter." Und auch die Jahreszeit ist absehbar wann mehr Mädchen und wann mehr Jungen fahren. "Mädchen fahren lieber im Sommer. Denen ist es wichtig, dass sie nicht im Schnee fahren müssen. Aber es ist besser mit uns zu fahren, als alleine im Schnee", bemerkt er.
Und obwohl er beruflich schon viel mit dem Auto unterwegs ist, fährt Horst Brandt auch gerne privat mit dem Auto oder dem Motorrad. Bei Fahrschüler, die Motorrad fahren lernen habe ich viel mehr Angst. Da stehen wir mit einem Bein im Knast, wenn etwas passiert. Schließlich haben wir die Fürsorgepflicht", erklärt er, "ich kann nicht eingreifen oder den Schüler auflaufen lassen wie beim Autofahrer."
Seit neustem bietet Horst Brandt auch Seminare gegen Prüfungsangst an. "Die Seminare sind kostenlos und finden geschlechtergetrennt statt, sonst wird nicht geredet", meint er, "wir übern dann Atemtechniken oder machen Entspannungsübungen." Zudem möchte er enger mit Kindergärten und dem Seniorenheim arbeiten. "Die Kinder sollen sehen, wie es im Auto aussieht und im Seniorenheim soll ein Kurs stattfinden, um die Theorie etwas aufzufrischen.