Bayern-Beamte retten das doppelte Schützen-Jubelfest „Trud“ darf wieder böllern
Evinghoven · An diesem Wochenende wollen die Evinghovener Traditionshüter doppeltes Jubiläum feiern: Der Bürger-Verein holt die 100-Jahr-Feier nach und die Artillerie des Ortes will den 30. Geburtstag nachfeiern. Beinahe wäre das allerdings zu einer Peinlichkeit geworden, denn „Ung‘s Trud“, der handgefertigten Kanone, fehlte der aktuelle Sicherheitsstempel. Sie war also außer Gefecht gesetzt...
Klaus-Dieter Assemacher, der amtierende Zugkönig der Artillerie, seufzte noch am Mittwoch: „Ich kann mir gut vorstellen, was wir mitgemacht hätten, wenn unsere Kanone hätte schweigen müssen...“
Doch der Reihe nach: Alle fünf Jahre müssen Kanonen zur technischen Abnahme. „Wir sind kein Zug, der sich an die Theke stellt, sondern ein technisch aufwändiger Verein, bei dem nichts schiefgehen darf“, griemelte Assemacher im Gespräch mit dem Kurier.
In der Bundesrepublik gibt es fünf Stellen, die die Schuss-Sicherheit auch von Kirmes-Kanonen prüfen und bescheinigen dürfen. Die nächste befindet sich in Köln. Dort reichten die Evinghovener im März den Antrag auf Überprüfung ein. Das Schreiben ging hin und her. „Da fehlte hier ein Komma, da ein Komma“, lautet der genervte Kommentar von Artillerist Stefan Barrisch. Die Bürokraten seien halt unterwegs gewesen.
Im Juli lief die alte Bescheinigung von „Trud“ ab und die Evinghovener wurden nervös. Also fragten sie telefonisch nach. „Erst kam Corona dazwischen. Dann hieß, es gehe wegen der Waldbrandgefahr nicht.“ Die Tests der Kölner Behörde finden in einem Steinbruch im Westerwald statt. König Assemacher: „Das Schützenfest rückte näher und näher. Mir ging die Muffe. Keine Böllerschüsse, das wäre eine echter Gesichtsverlust gewesen.“
Also machte er sich schlau, wo die anderen „Beschussämter“ saßen. Das nächste fand sich im bayrischen Mellrichstadt. Der dortige Chef zeigte sich verständnisvoll. Die Evinghovener durften mit „Trud‘s“ Rohr anreisen.
Also kam das 200 Kilogramm schwere Teil auf Barrischs Pick-Up und am Dienstag Morgen um 4 Uhr ging es auf die Autobahn. „Wir kamen gut durch“, strahlt Assemacher. Um 9 Uhr traf man im Amt auf „eine Mannschaft, die Spaß hatte an ihrem Beruf, der mehr ein bezahltes Hobby war“. Sie wurden sofort vorgelassen und durften sogar mit zur Schießstelle.
„Die Bayern haben unsere Kanone gleich neu registriert, ihr eine neue Seriennummer verpasst und alles picobello eingepunzt“, verkünden Dieter Assemacher und Stefan Barrisch nicht ohne Stolz.
Am Wochenende kann also laut und sicher geböllert werden. Und „Plan B“ kann in der Schublade bleiben: Der sah vor, sich eine Kanone in Rommerskrichen zu leihen. -gpm.