Hochwasser Hilfsbereitschaft und Solidarität ebben nicht ab

Hochneukirch · „Unfassbar, wie engagiert und empathisch die Menschen sind“, berichten Jürgen Huth, Susanne Fischermann und Sandra Christina Muno. Sie sind Teil der großen Hilfsbewegung, denn das Schicksal der Hochwasser-Opfer lässt kaum jemanden kalt. Dank der Organisatoren haben viele Jüchener aktuell die Möglichkeit, Spenden abzugeben und zu wissen, dass diese auch dorthin kommen, wo sie benötigt werden.

Susanne Fischermann, Sandra Christina Muno und Jürgen Huth packen Spenden zusammen. Die Hochneukircher wollen auch in Zukunft weiter helfen und die Hochwasser-Opfer unterstützen.

Foto: Kurier-Verlag GmbH/Julia Schäfer

Etwas länger als eine Woche ist es her, dass das Hochwasser vielen Menschen das Zuhause genommen hat. „Es wird Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis das alles wieder aufgebaut ist“, weiß Susanne Fischermann. Sie hatte sich vor acht Tagen dem Aufruf von Jürgen Huth angeschlossen, Spenden zu sammeln und ist das erste Mal nach Stolberg gefahren. Was die Hochneukircherin dort gesehen hat, hat sie nicht mehr losgelassen. Seitdem organisiert sie mit vielen Helfern Spendensammlungen. Wer spenden möchte, kann die Waren zu „Susannes bunte Welt“, Hochstraße 2, bringen. Zu den Fahrern, die die Waren in die Gebiete bringen, gehört auch Sandra Christina Muno: „Wir fahren nicht nur Spenden hin, wir haben auch angepackt. Was wir dort gesehen haben, muss auch erst einmal sacken. Aber es zeigt, wie wichtig es ist, dass wir alle gerade helfen!“

Schauspieler Julius Weckauf und seine Familie ergriffen ebenfalls die Möglichkeit, zu spenden. Der Hochneukircher hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Otto in den betroffenen Regionen rund um Stolberg den Film „Catweazle“ gedreht. Der Schüler sorgte nun mit dafür, dass Tornister für die Kinder im Hochwassergebiet gespendet wurden. Und auch alle Beteiligten des „Catweazle“-Films waren aktiv und organisierten Filmvorführungen, deren Erlös den Opfern zu Gute kommen.

Für die Hochneukircher um Fischermann, Huth und Muno ist klar: „Wir werden auch in Zukunft die Menschen nicht im Stich lassen. Wir sammeln weiter.“ Dabei legt Susanne Fischermann wert darauf, immer mitzuteilen, was vor Ort wirklich benötigt wird. „Aktuell sind das zum Beispiel Vorschlaghammer, Brecheisen, Trocknungsgeräte, Abzieher,...“ Anziehsachen, Möbel und Co. werden sicher irgendwann noch mal gebraucht. „Natürlich haben wir vergangene Woche erst einmal alles gesammelt“, erklärt Jürgen Huth. Jetzt wissen die Helfer, was wirklich gebraucht wird, führt der Hochneukircher aus: „Und deshalb wird nun ganz gezielt nach Spenden gesucht.“ Bei seiner ersten Spenden-Aktion in der vergangenen Woche war Huth gerührt, wie viele Menschen sofort bereit waren zu helfen: „Es hat alles, was ich erwartet habe, übertroffen. Es kamen sogar Leute aus Düsseldorf. Eine Spielerfrau von Fortuna war tatsächlich da und hat Handtücher und ähnliches gebracht.“ Was dem Organisator besonders aufgefallen ist: „Menschen, von denen ich weiß, dass sie selbst nichts haben, standen dennoch bei uns und haben gespendet. Das ist wahre Menschenliebe und Solidarität!“ Und die Bereitschaft zu spenden wird nicht weniger. Noch immer werden die Organisatoren angesprochen, was benötigt wird, wie geholfen werden kann: „Eine tolle Gemeinschaft!“

Sandra Christina Muno ist bei ihren Spendenfahrten nach Stolberg immer wieder überrascht: „Man merkt zwar, dass die Menschen aktuell nur funktionieren, aber dennoch so dankbar sind für alle Hilfe. Ich glaube, so wirklich konnten die Menschen das alles noch nicht realisieren. Wir reden schließlich davon, dass viele nichts mehr haben. Existenzen sind einfach weg. Viele wissen auch nicht, wie es in der Zukunft weitergehen wird. Bauen sie neu auf dem alten Grundstück oder ist es sicherer, schneller und vielleicht sogar günstiger, ganz wegzuziehen.“

Und dennoch sei trotz des ganzen Leids ein großer Gewinn zu merken: Die Menschen halten zusammen. „Wir sehen, wie gemeinsam alles angepackt wird. Und abends sitzen die Menschen zusammen, trinken auch mal ein Bierchen. Selbst Nachbarn, die sich seit Jahren nicht vertragen haben, stehen plötzlich gemeinsam mit der Schaufel da und schütten den Schlamm weg. Und es wird auch mal gemeinsam herzlich gelacht. Das Leben muss weiter gehen“, durften die Helfer erleben.
Mittlerweile haben sich alle Hilfsorganisationen auch gut organisiert: Es gibt die festen Anlaufstellen für Spenden und Helfer, Waschstraßen wurden aufgebaut, um auch mal waschen zu können und Kühlungen sorgen dafür, dass alle Lebensmittel nicht verderben. „Was fehlt, sind Köche, die einfach mal aus den Spenden etwas zu Essen machen“, weiß Fischermann. 

Dass Solidarität in Hochneukirch ganz groß geschrieben wird, zeigt auch, wie viele Geschäfte sofort mit einsteigen: Bäckereien spenden Backwaren, Bauern sorgen für frisches Obst und Gemüse, Einzelhändler stellen Wasser zur Verfügung. Jürgen Huth fasst es ganz gut zusammen: „Alles Schlechte hat auch eine gute Seite und die dürfen wir gerade erleben und Teil davon sein!“ Julia Schäfer