Neue Ausstellung von Renate Fellner Welche Geschichten Handschuhe erzählen
„Zeugen der Arbeit“. Als diese bezeichnet Renate Fellner Handschuhe. Denn die haben viel zu erzählen und dürfen in der neuen Ausstellung der Kamphausener Künstlerin sogar selbst zu Wort kommen. Wie das geht, erklärt Renate Fellner im Gespräch mit dem Top-Kurier.
Kamphausen. „Wir haben von 1983 bis 2010 über 36.000 Seemeilen mit verschiedenen Segelschiffen zurückgelegt. Nordsee, Nordatlantik, Mittelmeer, Ostsee und Karibik haben wir bei unseren Regatten gesehen“, sagen die Segelhandschuhe. „Mein Name ist ,Fire Fighter’. (...) Obwohl ich noch fast wie neu aussehe, könnte ich zahlreiche Geschichten erzählen von so manchem geretteten Leben und brenzligen Notsituation“, berichten die Brandschutzhandschuhe der Feuerwehr. Und die gestrickten Kinderhandschuhe ergänzen: „Wir sind mit viel Liebe, ganz fein, für die kleinsten Händchen gestrickt. Von Mamis und Omis. (...) Unsere Kinderhände haben uns ausgezogen, weil sie mit nackten Händen spüren, ertasten und erleben wollten.“ Zu Wort kommen dürfen neben diesen Protagonisten der Ausstellung „Zeugen der Arbeit“, deren Vernissage am 22. August von 11 bis 18 Uhr (mit einer Einführung um 12 Uhr ist) auch noch Handschuhe von Boxern, Torwarten, Falknern, Metzgern, Fischern, Hebammen,... Jeder einzelne Handschuh hat seinen eigenen Wirkungsbereich. Schützt vor scharfen Messern, vor Kälte genau wie vor Hitze, schützt vor Bakterien, vor Krallen,... „Es ist faszinierend, wie vielfältig die Aufgaben der Handschuhe sein können. Und genau so unterschiedlich ist auch die Verarbeitung der Handschuh. Früher waren sie hauptsächlich aus Leder, von Hand genäht. Heute sind viele aus atmungsaktiven Kunststoff.“
Doch warum ist Künstlerin Renate Fellner so fasziniert von Handschuhen? Eigentlich ist es einem Zufall zu verdanken. Als Fellner über die Straße spazierte und einen alten, dreckigen Handschuh auf dem Boden liegen sah, wusste sie, dass sie daraus etwas machen wollte. Es entstand eine Zusammenstellung verschiedener Handschuhe aller möglichen Bereiche. Und auch der ausschlaggebende Handschuh von der Straße hat seinen Platz gefunden und wird zu sehen sein...
„Ich möchte Dinge sprechen lassen. Etwas aus seiner Ursprünglichkeit nehmen und an einer neuen Stelle eine neue Wertigkeit geben. Handschuhe behüten Hände, besonders beim Arbeiten. Aber sie arbeiten auch mit — und das auf vielen, verschiedenen Weisen.“
Auch wenn die Kamphausenerin ihre Affinität zu Händen und Füßen schon in ihren vorherigen Ausstellung verarbeitet hat, geht sie nun mit einer anderen Einstellung heran als früher: „Für mich war immer eine selbstgeschaffene Skulptur Kunst. Aber ich habe verstanden, das ich etwas herausheben kann, ihm einen neuen Rahmen gebe, mit einem anderen Blick und Wertschätzung daran gehe und es dann wie eine Skulptur als Kunst ansehen kann.“
Wer die neue Ausstellung besuchen möchte, meldet sich bei der Kamphausenerin unter der Telefonnummer 02166/60 37 75. „Ich vereinbare gerne individuelle Termine, auch für Gruppen“, verrät die Künstlerin.
Julia Schäfer