Wer kann sich Wohnen noch leisten? Erschreckende Fakten zum Thema Wohnen

Der Traum vom Eigenheim – kaum bezahlbar in Jüchen. Und das in Zeiten, wo die Not groß ist: Denn die Suche nach Häusern ist riesig. Kommt überhaupt mal ein Haus auf den Markt (statt privat den nächsten Besitzer zu finden), ist die Anzahl der Interessenten riesig.

Der Traum vom Eigenheim – für viele bleibt er dank steigender Preise unerreichbar.

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Jüchen. Wie die Situation auf dem Immobilienmarkt wirklich ist, geht aus dem gerade veröffentlichten Markt für Wohnimmobilien 2022 von LBS und Empirica hervor: Die Preise für erschlossenes Bauland liegen zwischen 150 und 305 Euro pro Quadratmeter. Ein neu gebautes Reihenhaus kostet je nach Ausstattung und Lage zwischen 260.000 und 345.000 Euro. Eine neue Eigentumswohnung mit 80 Quadratmetern liegt in Jüchen bei durchschnittlich 224.000 Euro. Die Quadratmeterpreise variieren zwischen 2.250 und 3.825 Euro.
Die ungebrochen hohe Nachfrage nach Immobilien und Bauplätzen hat die Preise für unbebaute Grundstücke des individuellen Wohnungsbaus im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um rund 20 Prozent steigen lassen. Dieser Fakt geht aus dem ebenfalls gerade veröffentlichten Grundstücksmarktbericht 2022 hervor, den der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Rhein-Kreis Neuss erarbeitet hat.

So stehen die Jüchener also vor zwei Problemen: hohe Preis und kaum Angebote. Laut der Empirica-Studie verschieben fast die Hälfte der Bauinteressenten ihr Vorhaben deshalb. Andere nehmen einen höheren Kredit auf (91 Prozent) oder weichen auf günstigere Regionen aus (87 Prozent). Zudem gibt es die Option, mehr Eigenleistung zu erbringen oder kleiner zu bauen. 

Und dabei geht es nur um den Kauf von Eigenheimen. Doch was ist mit Wohnungen? Auch hier ist die Lage erschreckend. Das zeigen aktuelle Zahlen aus der Sozialberichterstattung des Landes Nordrhein-Westfalen: Mit 42 wohnungslosen Menschen pro 10.000 Einwohner liegt der Kreis landesweit auf Platz fünf und deutlich über dem NRW-Durchschnitt von 28 Wohnungslosen pro 10.000 Einwohner. 

Nach Angaben der Caritas Wohnungslosenhilfe fehlen vor allem kleine Wohnungen und Wohnungen für Familien ab vier Personen. „Die Vermieter haben hier die Qual der Wahl und Interessierte mit gar keinem oder geringem Einkommen, ziehen dann natürlich den Kürzeren“, berichtet Kristina Teubler, kommissarische Fachbereichsleitung der Wohnungslosenhilfe. „Für unsere Klienten ist es inzwischen fast unmöglich, eine Wohnung zu finden.“ Eine Wohnungsbedarfsanalyse des Kreises ergab im vergangenen Jahr, dass bis 2040 im Rhein-Kreis Neuss mehr als 22.000 neue Wohnungen benötigt werden. Die Stadt wird dem Bedarf entgegenkommen mit Baugebieten wie der Ressourcenschutz-Siedlung in Otzenrath-Süd (geplant sind 100 Wohneinheiten) sowie mit Jüchen-West mit sage und schreibe 500 Wohneinheiten. Doch bis dort die ersten Bagger anrollen, dauert es noch. 

Julia Schäfer