Der Fußball-Jugendbereich verändert sich Neue Regeln verpassen Fußball ein neues Gesicht

Jüchen · Fußball ist immer noch die Sportart Nummer 1: Doch hier wird sich im Jugendbereich ganz viel ändern. Der DFB revolutioniert den Kinderfußball mit neuen Regeln, anderen Spielformen und ganz vielen Gedanken, die dahinter stecken. In Teilen von Jüchen wird der Mini-Fußball, der auch unter dem Namen Funino läuft, schon gespielt. Der Top-Kurier fragte beim Vfl Viktoria Jüchen Garzweiler nach, welche Erfahrungen der Verein gemacht hat und wie die Kinder die neue Spielweise finden.

Zunächst ungewohnt, aber die Kids freunden sich schnell mit den kleinen Toren an.

Foto: Kurier-Verlag GmbH/Julia Schäfer

Es ist voll am Mittwochabend auf dem Sportplatz an der Stadionstraße. Die Kinder laufen, schießen Tore, lachen und freuen sich. Doch etwas wirkt anders: Die Tore sind klein und auf einem Feld stehen insgesamt vier von diesen kleinen Toren. „Das ist tatsächlich so gewollt“, erklärt Stefan Warth, sportlicher Leiter im Jugendbereich und studierter Sportwissenschaftler mit Schwerpunkt Fußball. Mit dem Background wird er wohl ganz gut einschätzen können, was sich da alles ändert und was für Auswirkungen es hat.
Warth erklärt: „Ab 2024 soll die neue Spielart verpflichtend werden, unser Verein spielt in der Liga aber schon nach dem Prinzip. Beim Mini-Fußball stehen weniger Kinder auf dem Platz und spielen auf je zwei kleine Tore. Das sorgt dafür, dass alle Kinder mehr beteiligt sind, sie haben mehr Ballkontakte und sind gefordert.“ Denn verstecken hinter mutmaßlich stärkeren Spielern ist nicht mehr. Jeder einzelne Spieler ist beim Mini-Fußball gefordert. Auf einzelnen Plätzen finden gleichzeitig mehrere Spiele statt. Je älter die Kinder werden, desto größer werden die Gruppen auf dem Feld und später kommt auch ein Torwart dazu.

„Wir sehen ganz viele Vorteile in dem System. Schauen wir uns die klassische Spielform an, ist es typisch, dass zum Beispiel die Abwehrspieler quatschen. Oder dass es immer dieselben starken Spieler sind, die die entscheidenden Spielzüge zeigen. Andere trauen sich gar nicht wirklich. Das wird anders: Es kommt auf jeden Spieler an! Jeder muss Einsatz zeigen“, weiß Mario-Alexander Lehmann, Co-Trainer der Bambini.
Doch anfangs lief der Übergang auch nicht unbedingt reibungslos: „Wir mussten uns schon umstellen. Für die Trainer ist es komplexer, die Eltern sind auch mehr gefordert und der Verein musste für genügend kleine Tore sorgen.“ Auch die offizielle Einführung hätte etwas besser laufen können.

Das Spielen beim Mini-Fußball soll die Passgenauigkeit sowie Schnelligkeit fördern, außerdem dafür sorgen, dass jedes Kind seine Stärken entwickeln kann und dabei vor allem ganz viel Spaß hat!

Foto: Kurier-Verlag GmbH/Julia Schäfer

Doch wie finden es die, um die es geht? Florian von den Bambini findet es „mittelgut“: „Man spielt ganz viel und schnell. Nur die Tore sind so klein, dass man keine richtigen Hochschüsse machen kann.“ Was der Bambini-Spieler bemängelt, ist gewollt: Der Ball soll flach, dafür aber präzise gespielt werden. Kopfbälle sollen gar nicht vorkommen – viel zu schädlich für die kleinen Kinderköpfe. Mitspieler Erik ist begeistert: „Man spielt viel und ganz schnell!“

Doch dann gibt es auch noch die älteren Kinder, die bisher mit der klassischen Form gespielt haben. Auch sie müssen sich umgewöhnen, denn der Mini-Fußball geht bis einschließlich der E-Jugend. „Wir hätten es besser gefunden, wenn man die Spielform ab einem Bambini-Jahrgang gestartet hätte und nicht bestehende Mannschaften sich wieder umstellen müssen“, so Warth und Lehmann. Denn den Kindern zu erklären, dass es Sinn macht, auf die kleinen Tore zu spielen, war nicht immer einfach.

Dass die Hauptsache und der Sinn hinter der Umstellung aber die Förderung der eigenen Stärke sowie der Spaß sind, war deutlich zu merken auf dem VfL-Sportplatz.

Julia Schäfer