Gemeinde sucht händeringend nach privatem Wohnraum für Flüchtlinge

Jüchen · Allmählich wird es knapp. Die Gemeinde Jüchen sucht händeringend auf dem privaten Markt nach Wohnraum, hat auch die Ratsmitglieder gebeten, in ihrem „Beritt“ die Augen offen zu halten. Die Flüchtlingssituation erfordert den Blick auf den öffentlichen Wohnungsmarkt.

Die Flüchtlingsunterkunft an der Jülicher Straße ist besetzt. Jetzt sucht die Gemeindeverwaltung auf dem freien Markt nach Wohnungen.

„Wir wollen kein Containerdorf bauen und keine Zeltstadt belegen“, macht Bürgermeister Harald Zillikens klar.

Die Zuwanderungszahlen steigen ständig. Am 12. November waren es 122, fünf Tage vorher noch 116. „Letzte Woche stand urplötzlich eine sechsköpfige Familie vor der Tür“, macht Sozialdezernentin Annette Gratz klar. Die Zuweisungsvorankündigungen des Landes werden immer kurzfristiger. Die Asylbewerberheime an der Wanloer Straße und an der Jülicher Straße sind besetzt, in dem eigentlich maroden an der Wickrather Straße sind noch drei Personen untergebracht, wobei sich eine Belegungsquote von 80 Prozent eigentlich nicht steigern läst. Oft können Menschen verschiedener ethnischer Herkunft nicht zusammengelegt werden oder einer Familie mit drei Kindern kann man keinen allein stehenden Mann zuordnen. Zudem sind Kranke (es hat auch schon einen Fall von Offener TB geben) und Drogenabhängige unter den Flüchtlingen. Sie werden ärztlicher Hilfe zugeführt, traumatisierte Kriegsflüchtlinge erhalten auch psychologische Hilfestellung. Besonderes Problem: mehr als 40 Prozent des vorhandenen Wohnraums sind von Familien belegt, die aus sicheren Herkunftsländern (hier Mazedonien und Montenegro) kommen und eigentlich in ihre Heimatländer zurückehren müssen. Der Kreis schiebt sie nicht ab, weil sie ärztlich attestiert krank sind.

Zillikens sieht hier die Kommunen in der Klemme: „Einerseits brauchen wir den Platz, den dieser Personenkreis belegt, andererseits werden sie im Vergabeverfahren des Landes nicht mehr als Kontingent angerechnet.“ Überhaupt unterstützt das Land die Kommunen nur mit rund 20 Prozent der Kosten für die Unterbringung. 2014 wird das die Haushaltskasse der Gemeinde mit rund einer halben Million Euro belasten, Tendenz für 2015 steigend. Trotz der Wohnraumnot möchte Bürgermeister Zillikens an der dezentralen Unterbringung festhalten und auch nicht bereits eingemottete und unbrauchbar gewordene

Container reaktivieren. Erfreulich: die ersten privaten Anbieter haben sich schon gemeldet. Auch Kirchen und Wohnfahrtsverbände helfen bei der Suche. Noch erfreulicher: es bildet sich allmählich ein ehrenamtliches Netzwerk von Menschen, die den Flüchtlingen helfen möchten. So haben viele Kinder in den Flüchtlingsheimen ihre erste Martinstüte bekommen.

(Kurier-Verlag)