Erst das Staatsexamen für Medizin, dann Schauspielschule in London Vom Engel zur Londoner Avantgarde

Hochneukirch · Mit dem ersten Staatsexamen für Medizin in der Tasche packt Esra Alma kurzerhand ihre Koffer und stürzt sich Hals über Kopf ins Londoner Schauspiel-Abenteuer. Während sie nun das Gesicht der weltweiten HP-Kampagne ist und auch schon für „Ikea“ und „Philipps“ gecastet wurde, unterstützt die Hochneukircherin vor allem Frauen mit Migrationshintergrund in der Theater-Szene.

Foto: Kim Hardy

„Wir haben mit der katholischen Grundschule in der Peter-Bamm-Halle die Geburt Jesus nachgespielt. Meine erste Rolle war einer der Engel zur Weihnachtsfeier“, erinnert sich Esra Alma gerne, „meine erste Gesangs- und Tanzaufführung hatte ich schon in der KiTa ,Sausewind‘.“ Ihre erste richtige Filmrolle ergatterte Esra Alma mit 18 Jahren in dem Kinofilm „300 Worte Deutsch“ neben Christoph Maria Herbst und Pegah Ferydoni. „Ich habe eine der Bräute gespielt“, erzählt sie.

„Meine Oma ist als sehr junge Frau nach Deutschland gekommen. Sie war schon immer ein Mensch, der sehr hart gearbeitet hat“, weiß sie, „wir haben Zuhause alle Feiertage relativ groß gefeiert und die Einflüsse der unterschiedlichen Kulturen miteinander vermischt. Mit 16 kamen mit dem Auslandsjahr noch die amerikanische und jetzt die englische Kultur dazu. Inzwischen würde ich sagen, dass die Menschen, die man liebt, das Zuhause ausmachen und dass es eine unglaubliche Bereicherung ist von unterschiedlichen Sprachen und Kulturen umgeben zu sein.“

„Ed Sheeran war sogar auch da.“

Und obwohl Alma nach intensiver Paukerei ihr erstes Staatsexamen in Medizin in der Tasche hatte, holt sie ihre zweite Leidenschaft, die Schauspielerei, immer wieder ein. „Ich habe spontan meine Koffer gepackt und bin auf nach London“, erzählt sie immer noch sehr überrascht über ihren intuitiven Einfall, „ich wusste gar nicht, was ich genau dort machen werde und wie lange ich bleiben werden. Ich hatte nur einen Kurs gebucht und bin los ins Abenteuer.“

Nach einigen Schauspiel-Kursen packte London die Studentin sofort. „Durch Zufall bin ich auf das ,National Youth Theatre Program‘ aufmerksam geworden“, strahlt Esra Alma, „Ed Sheeran war sogar auch da.“ Und sie ergatterter einen der wenigen Plätze für das Theaterstück „White Millionaire Emmas“. „Meine Gruppe war sehr besonders, da es die erste Gruppe seit der Gründung dieses Programms war, die nur aus Frauen und Non-Binary (fühlen sich weder als Männlein oder Weiblein) bestand. Unser Thema war Feminismus und wurde in London aufgeführt.“ Ein sehr intensives und verbindendes Erlebnis für sie.

Schnell wurde Esra Alma dann in der Kartei einer Agentur aufgenommen. „Meine Agentin hat mich sehr oft zu Castings für Filme, Serien, Werbungen und Theaterstück geschickt“, zeigt sich die Hochneukircherin dankbar, „die Castings sind alle so unglaublich unterschiedlich. Manchmal muss ich etwas singen, dann eine Szene spielen oder einfach eine spontane und improvisierte Reaktion darstellen.“

(Alina Gries)